Dienstag, 4. November 2014
Mauerkreuzzügler
Manche Medien thematisieren die „Umdeutung“ der Mauerkreuze. Flüchtlingsaktivisten haben die Flüchtlinge Gedenkkreuze klauen lassen, um auf das Flüchtlingselend und Schießbefehl, Mauer und Stacheldraht im Mittelmeer aufmerksam zu machen. Manche sind dafür, manche dagegen. Betroffenheitskitsch eines nach Meinungslage unterschiedlich bewertten Schweregrades. Taz-Leser sind mal wieder weniger blöd als Taz-Schreiber.

Wie ist es zu deuten, dass die Aktivisten auf so eine Idee kommen, ihre Kitschflüchtlinge neben Kreuzen für Mauertote abzulichten?

Das ist nicht nur ein Ausdruck von Wegwünschen der Vergangenheit, sie sind so dumm, dass sie nicht darauf kommen, die Mauertoten damit erst recht wieder ins Bewusstsein zu holen. Entchristlichung, das kommt der Sache schon näher, es ist eine Tötungsphantasie gegen ihre eigenen Schützlinge, die Umdeutung des Wunsches „Nur ein toter Flüchtling ist ein guter Flüchtling“ in eine gutmenschliche Variante.

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Montag, 3. November 2014
Sehr ärscherlich
Wirklich schön, dass Solidarität doch nur eine hohle Phrase ist.

Welt.de:
Ob sie mit Dieter Nuhr "solidarisch" seien, wollte der Moderator wissen. Worauf Venske wieder die "Systemfrage" reanimierte: "Ich halte den für einen neoliberalen Mittelstandshumoristen, der soll sich seine Solidarität dort abholen, wo er sich einschleimt." Nuhr, sekundierte der Moderator, sei "der Heinz Schenk des Kabaretts". Nein, widersprach Schneyder, "Heinz Schenk war besser".
Kann man so äußern in einem freien Land, aber dann müsste man noch ein paar Worte dazu verlieren, um sich deutlich vom Faschismus abzugrenzen.

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Sonntag, 2. November 2014
Gauck mischt sich ein
Hui, das sind klare Worte des Bundespräsidenten; manche seien nicht sicher, ob die Linkspartei schon so weit wäre, die Regierung zu übernehmen.

Da hat er aber eine Debatte angestoßen.

Man könnte sich durchaus eine Öffentlichkeit vorstellen, die sein Gewäsch in eine klare Haltung oder auch nur eine sachgemäße Debatte transformiert. Aber die hätte seinen Anstoß nicht gebraucht.

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Samstag, 1. November 2014
Mehr Hooligans wagen
Menschen in einer Diktatur schätzen Nuancen. Wird es etwas kommoder? Verliert man nur die Arbeit oder die Freiheit, das Leben gar?
Wer die Diktatur nicht kennt, für den sind sie alle gleich. Sollen sich die Leute eben einrichten. Oder opponieren, wie man es selbst tut, gegen den Faschismus, eine wie die andere.
Die Nuancen sind Unterschiede des Grauens. Doch in Ägypten ist die Militärdiktatur besser, relativ, als Mursi, Assad besser als das Kalifat. Ein Gedanke, der Mühe macht.

Unsere Herrschenden sind dabei, uns vor die Wahl zu stellen, wenn die Wahl noch möglich ist: Hooligans oder Salafisten?
Der liberale demokratische Rechtsstaat steht nicht mehr zur Auswahl, der ist erledigt. Den Herrschenden war ihre Herrschaft wichtiger. Sie geben nicht einmal mehr vor, die Demokratie zu wahren.
Man kann sich noch in der Illusion wiegen, man könne sich heraushalten aus dem Ding zwischen den Salafisten und Hooligans, man möge ja beide nicht und habe nichts damit zu tun.
Wenn etwas „nichts damit zu tun“ hat, ist es häufig schon identisch.

Die Hooligan-Gewalt ist ein Auswuchs der Bürgerlichkeit, sie setzt Zivilisation voraus. Der Islamische Staat nicht, er zerstört Zivilisation. Es besteht die Aussicht, nach einer Hooligan-Diktatur wieder zu Demokratie und Recht zurückzufinden. Beim Salafismus nicht.

Also, vielleicht braucht die Hooligandiktatur noch einen kulturpolitischen Sprecher.

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Freitag, 31. Oktober 2014
Im Zweifel islamisch
Wer schreibt: „Selbst wenn diese Geschichten wahr sind, so sind sie doch nicht die Wahrheit“?
Anspruchsvoller gefragt: Wer darf das schreiben?
Ein Literat, ein Poet. Vielleicht einer, der zu viel Hermann Hesse und Novalis und Christa Wolf gelesen hat und Rilke.
Und sonst, wer kann das schreiben?
Ein Propagandist, ein Ideologe? Na, er wird sich geschickter anstellen.
Ein Herrscher tut das, einer, der sich Herrschaft anmaßt, der sich illegitim aufschwingt zur Herrschaft über die Wahrheit.
Und da ist er schon ganz richtig im Einklang mit dem Islamismus.

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Donnerstag, 30. Oktober 2014
Schmunzler des Tages
Heute erklären wir Redundanz. Das ist, wenn man sich alle weitere Information selbst denken kann und sie daher überflüssig ist.
Ein Beispiel liefert perlentaucher.de heute:
"Ein Video über sexuelle Belästigung macht eine Riesenkarriere im Netz - und wird jetzt des Rassismus verdächtigt."

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Mittwoch, 29. Oktober 2014
Mangelnde Rechtssicherheit durch Fehlen von Zensur
Es wird zu wenig über den Vorteil einer Zensurbehörde diskutiert.

Jetzt ist ein Radiomoderator, vormaliges Castinggesicht, uns völlig unbekannt, gefeuert worden, weil er die schlimmen Hooligandemos gegen Salafisten öffentlich, also in seinem Facebook-Post, befürwortete, mit den geradezu unzitierbaren Worten: „Endlich gehen die Deutschen gegen die Salafisten auf die Straße. Wurde auch Zeit.“ Vermutlich ist der junge Mann einfach naiv gewesen, ihm waren die Folgen seiner Handlung nicht klar, der Frust ist mit ihm durchgegangen. Man kann auch mit 41 noch jugendlich unreif sein. Und man ist bockig und beharrt erst einmal darauf, es so gemeint zu haben, wenn die ersten konstruktiven Nachfragen kommen.

Die Gesellschaft hat ihn reinrasseln lassen. Es muss klarer kodifiziert sein, was geht und was nicht, das ist ein Gebot des Rechtsstaates. Man muss einen Ansprechpartner haben, der eine klare Ansage macht, damit man Rechtssicherheit bekommt und damit so etwas nicht passiert.

Es ist jetzt zum Beispiel völlig unklar, ob man über diese Angelegenheit schon neutral berichten darf, oder ob es erst unzulässig ist, sich für den Moderator einzusetzen.

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Dienstag, 28. Oktober 2014
Na so was, na so was
Ein Glasnost-Artikel in der Welt:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article133712722/Islamophobie-Wir-nennen-es-Aufklaerung.html

Die Leserkommentare -- man liest Artikel hauptsächlich nur noch wegen der Leserkommentare -- sagen: na endlich, so ist es.
So ist es ja auch, und endlich wird es gesagt.
Ist das die Wende? Vielleicht der Anfang der Einleitung der Wende?
Möglich, aber wahrscheinlicher ist: Hier wird der vergangene Zustand aufgearbeitet. Mittlerweile haben wir die nächste Stufe erreicht. Ja, IS und Nuhr-Anzeige sind die Offenbarungen des Islamismus, hier geben sich die Islamisten zu erkennen. Sie bedrohen uns und unsere Freiheit. Womit? Mit Islam.
Da war die Islamisierung also ein Fehler. Na prima, dass wir das jetzt noch mal klargestellt haben.

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Montag, 27. Oktober 2014
Schuldig bei Verdacht
"Das Netz diskutiert, wie weit Satire gehen darf", meint stern.de, Dieter Nuhr beeilt sich festzustellen, dass er nicht der Islamophobie das Wort redet. Er hat verloren, er ist in der defensiven Haltung. Ab jetzt ist die Frage: wie islamophob ist Dieter Nuhr, etwas, sehr oder ganz doll? Das sind Fragen, die Fernsehgremien gar nicht an sich heranlassen wollen.

Wenn man sich auf den Kampfbegriff Islamophobie einlässt, spielt man das Spiel der Herrschenden mit, und das lautet Herrschaft. Man kann die Rolle des kritischen Geistes spielen oder die des machtstützenden Kabarettisten. Beides unter Preisgabe des Eigensinns.
Das ist es, worum es den Machthabern geht. Darum sind sie islamaffin, ob als Islamvertreter oder als Islamvertreterversteher.

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Sonntag, 26. Oktober 2014
Aus der Herrschaftsrhetorik
Kaum etwas Langweiligeres gibt es als das Monieren eines gesellschaftlichen Verfalls. Vielleicht sogar eines der Sitten; wer mit so was eine Meinungsäußerung begründet, hat die Welt nicht verstanden, schon gar nicht die moderne, die junge und mediale, und hat wahrscheinlich nur ein Magenleiden oder andere Altersbeschwerden.

Ein sicheres Anzeichen für eine Degeneration der Verarbeitung von Informationen ist darin zu bemerken, wenn es von etwas heißt, das sei normal und nie anders gewesen.

Träfe dies zu, würde sich die Bemerkung erübrigen.
Nein, diese Bemerkung wird nie anders als manipulativ eingesetzt, sie soll eine Behauptung als Tatsache hinstellen, gegen die es nichts anzumeinen gäbe.

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Samstag, 25. Oktober 2014
Jetzt der
Kabarettist Dieter Nuhr hat sich mutmaßlich strafbar gemacht, melden die Medien untertänigst. Er ist angezeigt worden. Wegen Beschimpfung und Verunglimpfung des religiösen Bekenntnisses.
Es gibt nur wenige Religionen, die dadurch verunglimpft werden, dass man sie zitiert.

Wir haben erst 2014, da wird Dieter Nuhr nicht verurteilt. Die spontane Entscheidung des Kostümislamisten kann ja auch als Signal gewertet werden, dass der Islam im Rechtsstaat angekommen ist, und die spontanen Demonstrationen sind verfassungsmäßiges Recht. Ein Sieg für den Rechtsstaat also.
Aber wir sind immer noch Deutschland. Und da geht es darum, gegen wen es gehen darf. Jetzt auch gegen Dieter Nuhr. Hat gar nichts mit ihm persönlich zu tun. Doch jetzt werden Veranstalter vorsichtig, die Preisvergeber erst recht, die Zeitungen überlegen schon, ob er zu weit gegangen sein könnte, und dicke Damen werden sagen: "Was, Dieter Nuhr ist gegen Islam? Den fand ich immer so nett."

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Freitag, 24. Oktober 2014
Koordinierte Beschaffung
Müssen wir uns aufregen, wenn die saarländische Ministerpräsidentin die Zusammenlegung der Bundesländer auf „sechs oder acht“ fordert, weil die Schulden nicht in den Griff zu kriegen sind?
Wie üblich ja, und wie üblich über uns selbst, weil wir wie üblich uns so eine Frechheit bieten lassen.
Es ist ja schön, dass die Frau Krampp oder Karrenbauer erkennt, selbst das Problem zu sein. Zu viele Parlamente und Regierungen geben zu viel Geld aus, das stimmt schon. Aber eine Zusammenlegung der Probleme ist eine Zusammenlegung der Verantwortung, eine Verschleierung. Man will und wird genau das weiter tun, was man am besten, nämlich als einziges, kann: Geld ausgeben.
Nur weil so viele Leute Geld ohne Wertschöpfungsleistung kriegen, fällt nicht auf, dass auch dieses Geld erarbeitet werden muss, und zwar von anderen. Die Zusammenlegung der Länder ist nur ein weiterer Plan, an das Geld anderer Leute heranzukommen. Schrecklich, was dieser Kapitalismus mit den Politikern anrichtet.

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Donnerstag, 23. Oktober 2014
Zivilcouragierte Religionskritik
Fernsehkomikerin Karolin Kebekus ist von radikalen Christen was eigentlich? Irgendwie unangenehm behelligt worden. Sie ist offenbar davon ausgegangen, dass ihr Nonnen-Sketch religiöse Gefühle nur so weit beleidigt, wie es der Öffentlichkeitsarbeit zuträglich ist. War ja auch.

Warum, so wurde sie gefragt, sie Vergleichbares nicht mit der Religion, die zu Deutschland gehört, mache? Weil, sagte sie, sie erst einmal vor der eigenen Tür kehre.

Was entnehmen wir dem?
Erstens: Vor ihrer Tür sind Nonnen und andere Christen das Hauptproblem, das ist sehr schön für ihre Wohnlage.
Zweitens: Die Kirchensketche sind eine Ersatzhandlung. Man weiß, was man tun müsste, verdrängt es ins Unbewusste und schiebt etwas anderes vor. Und wenn man gefragt wird, kann man immer sagen: Ja, Islam ist Religion, und über die machen wir was am Beispiel vom Papst.
Arme Karolin.

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Mittwoch, 22. Oktober 2014
Hinreichendes Anzeichen niederer Kultur
Die Unterlegenheit, die Minderwertigkeit einer Geisteshaltung gibt sich darin zu erkennen, dass sie die Andersmeinenden beseitigen will, dass sie zum Beispiel gar nicht anders kann, als sie zu töten. Jede Tötung ist ein Zeichen und Signal, ein Beweis für die eigene Niederlage. Gerade in der Demonstration der Macht äußert sich das Fehlschlagen der Bemächtigung. Der Gewinn ist nicht Selbstachtung, sondern die Projektion der Achtung, die man glaubt, verdient zu haben.
Deshalb ist die Tötung nicht befriedigend, sie löst den Bedarf nach weiteren Tötungen aus.
Dies ist ganz im Sinne der Führer, sie gründen ihre Herrschaft über die eigenen Leute darauf, dass diese meinen sollen, bei aller Minderwertigkeit die Besseren und Auserwählten zu sein und natürlichen Herrscher über die anderen.

Es gibt selbstverständlich noch andere Anzeichen unterer Kultur, etwa Toleranz und Verständnis für jene.

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