Sonntag, 5. April 2015
Durchmischt euch
Der ewige Gärtner auf Titanic-Online hat Insiderinformationen, dass in der Kindertagesstätte seines sonst gut durchmischten Stadtteils die Akademikerkinder untereinander spielen und die Kinder aus kommunalen Wohnungen zu Hause fernsehen. Wegen des Betreuungsgeldes.
Der Staat versagt also auch bei der Durchmischung. Die einen Schichten werden von der Bildung ferngehalten, die anderen kriegen sie staatlich finanziert.
Man hätte auch auf die Idee kommen können, dass die kommunalen Wohnungskinder im Vorteil wären, weil sie in den Genuss des familiären Zuhauses kommen. Die Armen sind doch die Besseren.
Doch dazu ist Familie nicht gut genug emotional besetzt. Familie ist rückständig. Da kann man noch so arm sein.

Wer Durchmischung sagt, nimmt eine Einteilung vor. Wer Gleichheit fordert, negiert nicht, sondern betont die Unterschiede.
Dies ein Beispiel dafür, wie man seine eigenen Standesdünkel demonstriert, indem man mehr Herablassung verlangt.

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Samstag, 4. April 2015
Die Presse hofft
Heutige Presseschau auf DLF, Atomdeal wird unterschiedlich bewertet, die einen sind optimistisch, die anderen weniger. Was ist dem zu entnehmen? Die Optimisten müssen für ihre Bewertung Optimismus voraussetzen. Ihre Hoffnung gebietet es, das auszublenden, was der Hoffnung im Wege steht. Die Unoptimisten sind realistischer.

Das Massaker in Kenia hat soziale Ursachen, darüber besteht Einigkeit.
Fast. "Die Terrormiliz Al-Shabaab sortierte bei ihrem Überfall auf die kenianische Universität die Studenten aus. Wer kein Muslim war, erfuhr keine Gnade. Doch wo bleibt hierzulande der Aufschrei? Während im arabischen Raum und einigen Teilen Afrikas Christen wegen ihres Glaubens verfolgt und ermordet werden, wird hier viel lieber über das Tanzverbot an Karfreitag gestritten. Man möchte über Piraten, Jusos und Junge Liberale nur den Kopf schütteln", schreibt die Schwäbische Zeitung.
Na wenigstens. Doch auch der Wunsch, den Kopf zu schütteln, ist auf Optimismus gegründet.

Kenia ist eben weit weg, da nützt der Grünen Jugend die Entchristianisierung nicht viel.

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Freitag, 3. April 2015
Karfreitag
Heute feiern wir das Ende der Antike.
Vor fast zwei Jahrtausenden setzte eine zivilisatorische Wende ein. Das Zeichen der Kreuzigung bedeutete eine Individualisierung des Menschheitlichen. Man kann einer Obrigkeit unterstehen, aber sie ist nicht die Herrschaft, die man in sich hat. Damit war die Richtung eingeschlagen, die über das Religionsbezogene hinausgeht, Freiheit und Menschenrechte waren angelegt. Oder andersherum: zum Theoretischen von Kant und Epiktet und GG findet man hier die Geschichte.
Ach, ja, richtig, wir feiern gar nicht.
Nicht verwunderlich.

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Donnerstag, 2. April 2015
Unterworfen (II)
Zwei Beispiele für muslimferne Islamisierung aus Titanics Humorkritik. Man war etwas angepisst, dass Charlie Hebdo plötzlich als maßgeblich für Satire galt, wo doch Titanic definiert, was lustig ist. Man billigte Charlie Hebdo neben Cartoons zum Augenrunzeln auch Gelungenes zu, etwa den Mohammed, der es hart findet, von Idioten geliebt zu werden; „der wahre Islam wird gegen die Islamisten ausgespielt und zugleich Religiosität insgesamt lächerlich gemacht.“
Der wahre Islam.
Wörtlich.
Zitiert.

Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ wird empfohlen, was zu begrüßen ist. Das Clevere an dem Roman wird nicht gesehen, denn laut Rezensent konvertiert der Ich-Erzähler am Schluss zum Islam.
Nun tut er das nicht, genauer, es hängt vom Leser ab, ob der Protagonist konvertiert.
Bei Titanic tut er es.

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Mittwoch, 1. April 2015
Unterworfen (I)
Das Kopftuchurteil des Verfassungsgerichts ist ein Beispiel für die Islamisierung ohne muslimisches Umfeld. Nicht nur das Gericht begründet grundgesetzfrei mit Vielfalt und Buntheit, auch die Leitartikler stimmen zu mit dem Argumentationsmuster: So kann die Muslimin in den Staatsdienst, so haben die muslimischen Schülerinnen ein Rollenvorbild, meint etwa H. Prantl.

Wer so argumentiert, setzt voraus, dass wir im siebten Jahrhundert angekommen sind und es irgendwie langfristig in Richtung Gleichberechtigung der Frau gehen könne.
Es sollte entsetzen, dass das Rollenvorbild von Schülerinnen die betuchte Lehrerin sein soll.
Das Rollenmodell deutsche Schlampe ist gar keine Option.

Noch schäbiger ist, was dabei nicht gesehen werden will, nämlich die Wirkung auf die männlichen muslimischen Schüler. Dass die Lehrerin unter ihnen steht, ist gesetzt. Mit dem Kopftuch zeigt sie es.

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Dienstag, 31. März 2015
Die Ideologiefalle
Man kann der CDU mangelnde Sozialdemokratie kaum vorwerfen, aber die SPD sinkt in den Umfragen, die CDU hat Traumwerte.
Können wir uns das erklären, und wenn ja, wie?
Ein Deutungsangebot: Aus der SPD kommt blanke Ideologie, mit Umsetzungsvehemenz, aus der CDU nicht einmal das, und damit bietet die CDU einen Kontrast. Nur so weit, wie es zum Kontrast nötig ist. Mehr wäre überflüssig.
Damit ist die CDU die Partei, die Hoffnung vermittelt. Hoffnung auf ein nicht ganz so schlimmes Morgen, wie es die SPD mit ihren Grünen anzubieten hat.

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Montag, 30. März 2015
L`Sekretärun
Zitat von zeit.de kopiert und eingefügt:
„Gegensätzlicher kann man über Integration kaum reden – jedenfalls nicht in derselben Partei
Neuköllns scheidender Bürgermeister Buschkowsky hat seine eigene Sicht auf Integration. Hier streitet er sich mit seiner Parteikollegin und SPD-Generalsekretärun Fahimi.“
Fahimi wird als Generalsekretärun vorgestellt. Der Titel Generalsekretärun verbindet Gendergerechtigkeit mit Migrationshintergründigkeit. Ein geschlechtsbezogener Artikel wird nicht genannt, vermutlich wird durch Weglassung gegendert.
Ob das von der Zeit oder der SPD ausgeheckt wurde, weiß man nicht. Hätte vielleicht auch Parteikollegun heißen müssen.

Das war‘s eigentlich, nur noch ein Nachtrag. Die Zeit vermag mit Buschkowsky nur zu reden, wenn zum Ausgleich Fahimi dabei ist. Manche sagen so, manche so. Zeit-Leser sind damit in ihrer bevorzugten Position, der des unbeteiligten Zuschauers.

Und noch etwas. Fahimi ist eine Beleidigung aller, die jemals SPD gewählt haben.

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Sonntag, 29. März 2015
Rasende Reporter
Die zweite Phase der Katastrophenberichterstattung bricht an, wenn die Medien reflektieren, wie sie mit der Katastrophe umgegangen sind. Martenstein beginnt im Tagesspiegel, und es ist auch nicht wirklich falsch, was er sagt; die Medien handeln mit unseren Empfindungen, aber wir dürfen ihnen nicht die Schuld an unserem Interesse an Tragödien geben, so was.

Etwas, das aufmerksam machen sollte, steht zu Beginn.
Selten wurde, so wird der Artikel eingeleitet, so intensiv über eine Katastrophe berichtet.
Warum eigentlich nicht, warum dieses Mal?
Es kann sein, dass die Medien hier ungebremst dürfen, wozu sie da sind und was bei ähnlichen Ereignissen zurückgehalten wird.
Hier hat niemand zur Mäßigung aufgerufen, niemand vor Benutzung als Bestätigung eigener Vorurteile gewarnt, etwa, man solle nicht eine Frauenquote im Cockpit fordern.
Es ist so ähnlich wie der Aufschrei nach einer als anzüglich auslegbaren Bemerkung an der Bar. Der Alltagssexismus spielt woanders, aber da passt alles für eine Kampagne.

Hier nun fehlten die Zutaten für sensible Zurückhaltung, da wird nachgeholt, was sonst nicht geht.
Oder?
Hätten die Journalisten sich genauso ins Zeug gelegt, wenn der Copilot sehr anders als L. geheißen hätte?

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Samstag, 28. März 2015
Verblüffende Gemeinsamkeit
Auf Achse des Guten widmet sich einer den „wütenden Kindern des Mainstreams“, die da wären Pegida, Islamisten und Blockupy, die doch der Mehrheitsgesellschaft entstammen und erstaunliche Gemeinsamkeiten aufweisen, wie er meint.
Wenn die Loser böse werden. So könnte die Überschrift auch lauten.
Die größte Gemeinsamkeit ist die am wenigsten erstaunliche, nämlich, dass sie journalistisch zusammengerührt und aus einer herablassenden Haltung heraus betrachtet werden.
Alles Weitere wäre Sache des Intellekts.

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Freitag, 27. März 2015
9/11 und Germanwings
War kein Terroranschlag, sondern Privatamok. Man kann in den Menschen nicht hineinsehen, sagt die Presseschau, die Technik mag funktionieren, aber der Mensch bleibt das Restrisiko, absolute Sicherheit gibt es nicht, schon gar nicht beim Menschen, so der Konsens. Stimmt ja auch.
Von Suizid zu reden, ist dennoch falsch. Es war Massenmord mit Selbstbeteiligung. Und dazu reicht eine Depression nicht, das ist, was man früher das Böse nannte. Denn: wieso die Depression die Skrupel ausschalten soll, wird gar nicht zu erklären versucht.
Und hier kommt man nicht umhin zu sagen: Terror wirkt. Auf die Terrorisierten.
Das unsinnig Böse ist zur gewöhnlichen Handlungsoption geworden.
9/11 ist so gegenwärtig, dass es in diesem Zusammenhang gar nicht als notwendige Ursache erwähnt wird. Oder kann man sich diese Untat wirklich ohne den 11. September vorstellen?

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Donnerstag, 26. März 2015
Sommerzeit als Machtinstrument
Ist das jetzt nicht etwas übertrieben, geradezu verfolgungswahnwitzig, die Uhrumstellung zum Instrument einer repressiven Eurokratie hochzujaulen?

Schön wär‘s.
Wenn es nicht einmal gelingt, die halbjährliche Uhrumstellung, die keinem was nützt, einfach bleibenzulassen, muss man schon nach Hintermännern der Drahtzieher gucken.

Es mag ja gar nicht darum gehen, den Leuten die Bestimmung über ihre Uhren zu entziehen. Aber es besteht doch offenkundig ein Unwille, etwas zu korrigieren, das sich als nutzlos bis negativnützlich erwiesen hat. Und ist das nicht so was von EU-europäisch?
Man beachte die dämlichen Begründungen, die Uhrumstellung nicht abzuschaffen. Der Markt braucht einheitliche Zeiten und so ein Quatsch. Als ob man dazu die Sommerzeit bräuchte und als ob es nicht dennoch innerhalb der EU verschiedene Zeitzonen gäbe.
Es ist wohl so, dass man die als Dominoeffekt bekannte Folgenverursachung scheut; man kann nicht damit anfangen, die Uhrumstellung abzuschaffen -- was kommt als nächstes, Glühbirnen?

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Mittwoch, 25. März 2015
Nur Sachen
Wenn Leute von den Grünen und deren politischen Armen angesichts der Blockupy-Gewalt äußern, es seien „ja nur Sachen“, gegen die Gewalt verübt wurde, scheint diese Haltung erst einmal dem deutschen Medienkonsumenten nicht menschenverachtend.
Ist sie aber doch, und nicht nur wegen Außerachtlassung der verletzten Polizisten.
Diesen Grünen ist nicht gegenwärtig, dass damit Arbeit vernichtet wird. Und zwar mehrfach; einmal die des Herstellen des Autos zum Beispiel, dann die, mit der es bezahlt wurde. Dazu kommt noch die, mit der die Versicherung bezahlt wird. Alles muss erarbeitet werden. Die das nicht wissen, die sind die Ausbeuterklasse, die selbst nicht arbeiten.

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Dienstag, 24. März 2015
Der letzte Steinbrück
Mal abgesehen davon, dass dafür die SPD die Wahl hätte gewinnen müssen, können wir uns vorstellen, Peer Steinbrück wäre jetzt mitten in seiner Amtszeit?
Diese Vorstellung wird unmöglich durch die Überlagerung von der Präsenz der aktuellen Politgesichter, vornehmlich der sozialdemokratischen. An diesem Personal wird die politische Persönlichkeitsfluktuation deutlich sichtbar und spürbar.
Denken wir eine Politikergeneration zurück, also drei Legislaturperioden, und länger. Man muss ja nicht gleich Helmut Schmidt aufrufen und Brandt und Wehner. Man denke an Jochen Vogel, Wolfgang Clement, Müntefering, Schröder. Man muss ihr Wirken nicht gewählt haben, um ihnen abzunehmen, dass sie ihre Aufgabe und Begründung ihrer Macht darin sahen, Probleme zu erkennen, zu benennen und nicht gleich zu beheben, aber irgendwie in Richtung Verbesserung zu bringen.
Undenkbare Leute für heute.
Nahles, Schwesig, Maas, und der kommende Ralf Stegner. Das ist das Personal. Sie streben nach Macht mittels Ideologie, aus der sie die Begründung ihres Handelns ableiten. Die echten Probleme sind was für Populisten.
In der CDU ist es kaum anders, nur weniger deutlich dadurch, dass Angela Merkel weiterhin die Regierungschefin gibt.

Aufgekommen ist das mit den Grünen. Repressive Herrschaft ausgeübt von Leuten, die einem schlichten Gemüt keine Angst einjagen.

Das alles sagt etwas über uns. Es ist unser Mangel an Persönlichkeit, weswegen wir keine höheren Ansprüche stellen.

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Montag, 23. März 2015
Wo ist das Volk?
Auf der Leipziger Buchmesse redete ein mutmaßlicher DDR-Ex-Bürgerrechtler am Areal der Bundeszentrale für politische Aufklärung darüber, wie man bei den 89er Montagsdemonstrationen auf „Wir sind das Volk“ gekommen sei; ringsum standen die so bezeichneten Volkspolizisten, Volksarmee, Volkskräfte, alles für das Wohl des Volkes, und die brachte man zum Innehalten, indem man ihnen sagte, das Volk sind wir hier, ihr beschützt uns. Und es hat funktioniert.
Was er damit sagen sollte, war, dass die heutigen Demonstranten gar nicht in der vergleichbaren Lage sind und deshalb nicht behaupten können, sie seien das Volk.

Schön, dass niemand so weit mitdenkt und fragt: Warum eigentlich nicht? Warum kann man die heutige Führung nicht mit „Wir sind das Volk“ beeindrucken, wieso ist Volk kein positiv besetzter Begriff mehr? Im Namen des Volkes wird noch geurteilt, aber meistens wird verglichen und eingestellt.
Laut Verfassung geht die Staatsgewalt vom Volke aus, aber Journalisten weisen nach, dass es das Volk gar nicht gibt. Populismus gibt es, aber kein Volk, den großen Lümmel.

Das heißt, die Herrschenden haben gewonnen. Dann gibt es auch keine Demokratie, dann gibt es keine Volksverräter.

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