Mittwoch, 1. Juni 2016
Deutliche Signale der Unfähigkeiten
Nimmt man der herrschenden Kaste ab, dass sie in der AfD Teufelswerk sieht, die Kristallisation der faschistischen Untermitte, die das helle Deutschland zum Kippen bringen möchte, dann sollte man weniger entsetzt über den Bekämpfungsaffekt sein als über die Hilflosigkeit und die Unzulänglichkeit ihrer Methoden. Leute heruntermachen, verleumden, ausgrenzen, medial ächten, gesellschaftlich zerstören, das ist alles eines Rechtsstaates unwürdig und menschlich niedrig, aber vor allem erschöpft es sich im Zeichensetzen, in der Signalgebung.
Man grenzt sich noch deutlicher ab und definiert sich dabei erst recht über das Ausgesonderte. Etwas anderes hat man nicht zu bieten. Man ist selbst Opfer der propagierten Entindividualisierung geworden.
Und solche Leute regieren.
Was, wenn wirklich eine faschistische Bedrohung sich anschickte, Deutschland zu okkupieren? Man hätte ihr nichts entgegenzusetzen. Die ganze Zeit schon hätte die organisierte Wehrlosigkeit genügend Angriffsmöglichkeiten geboten, es ist allein der demokratischen Reife des Volkes zu verdanken, dass diese Chancen niemand genutzt hat.

Ach ja, natürlich, hat doch. Aber dem setzt man erst recht nichts entgegen, da verkleidet man die Wehrlosigkeit als Toleranz.

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Dienstag, 31. Mai 2016
Italienische Verbindung
Allen Italienern zu unterstellen, sie wären faschistisch gesonnen und müssten staatlich und europäisch davon abgehalten werden, dem Faschismus zu frönen, wäre genauso falsch, oder anders falsch, wie zu sagen, der Faschismus habe nichts mit Italien zu tun gehabt.
Der Faschismus hat zu Italien gehört, was keinen Schluss auf den einzelnen Italiener zulässt. Wohl niemand, der etwas gegen Faschismus, Mafia und Korruption hat, hat deshalb grundsätzlich was gegen Italiener. Das wäre eine Projektion eigener Mindergefühle. Den Grünen geht es so mit allem, was deutsch ist.
Worauf es ankommt, ist doch, ob der italienische Staat faschistisch ist und von seinen Bürgern verlangt, faschistisch gesonnen zu sein und zu agieren.
Dann ist Misstrauen gegenüber Auslandsitalienern angebracht, denn es kommt darauf an, ob sie vor diesem System geflohen sind oder als dessen Agenten eingeschleust und empfangen werden.

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Montag, 30. Mai 2016
Grund zum Beleidigtsein
In den Medien liest es sich so: „Gauland bestreitet es, die Zeitung bleibt bei ihrer Darstellung.“ Tja, wem soll man da glauben?
Man könnte ja fragen.
Aber auf manche Meldungen scheint man einfach gewartet zu haben, zu sehr, als dass man sich mit Fragen nach dem Zusammenhang aufhalten möchte und damit, ob ein Hintergrundgespräch zum Zitieren gedacht ist.

Etwas anderes wäre da noch. Wenn Gauland tatsächlich gesagt und gemeint hat, die Leute schätzen den Fußballer Boateng, wollten ihn aber nicht zum Nachbarn haben, wieso sollte das eine Beleidigung von Boateng sein? Wenn sich jemand durch diese Unterstellung beleidigt fühlen müsste, dann doch wohl die Leute.

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Sonntag, 29. Mai 2016
Politreligion
Bei der Kirche ist das Christentum nicht immer in guten Händen gewesen, da ein Amtsapparat immer zuerst sich selbst dient, dann den Amtsinhabern, und wenn dann noch was übrig bleibt, seinem Bestimmungszweck.
Eine Reformation der Kirche war indes immer dem Wortsinn entsprechend als Wiederherstellung, als Rückbesinnung auf das Ursprüngliche, mit der als wahr angesehenen christlichen Botschaft möglich. Die Kirche hat sich auch nicht gerade als aktiver Beförderer der Aufklärung hervorgetan, aber ohne das von ihr transportierte Christentum ist der Schritt zur Aufklärung nicht vorstellbar. Wir können daher sagen, die Religion hat uns sehr verwöhnt, auch mit der Säkularisierung.

Das Argument, mit welchem der Vorwurf der sozialstaatlichen Gewinnerzielung zurückgewiesen wird, ist, damit würden die ehrenamtlichen Helfer beleidigt.
Damit dürfte man auch nicht die Hexenprozesse kritisieren, die hatten auch ehrenamtliche Helfer. Und dass man welche kostenlos ausnutzt, sagt auch nicht viel über die Selbstlosigkeit des Betriebs aus.

Im übrigen ist es interessant, wer aus den Oberpolitikern sich auf seine christliche Himmelsanschauung beruft, da wären Kretschmann, Ramelow, Nahles.

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Samstag, 28. Mai 2016
Wählerverbesserung
Die Linkspartei will darüber nachdenken, wie sie die zur AfD abgewanderten Wähler zurückholt.
Spinnt die, hat die keine Karikaturen gesehen von AfD-Wählern? Will man so was zurückhaben?
Vielleicht aus der Verantwortung heraus, dass diese Leute dadurch gleich wieder etwas besser werden und die Spaltung der Gesellschaft überwunden wird.

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Freitag, 27. Mai 2016
Der Döner unter den Religionen
Auf welt.de steht die Meldung, die Evangelische Kirche will Islamunterricht an allen deutschen Schulen, die Islamverbände sollen den Unterricht in den Schulen dabei selbst verantworten, direkt daneben ist, zufällig, die Meldung zu sehen: „AfD-Vize Beatrix von Storch sorgt mal wieder für Aufregung. Die islamkritische Politikerin wird beim Bestellen eines Döners in Brüssel beobachtet – hat aber auch gleich eine gute Ausrede parat“, die in der Überschrift zu finden ist: „Habe nichts gegen Döner, sondern gegen Scharia.“

Ja so was, gegen Scharia predigen und heimlich schariakonformen Döner verspeisen. Nur gut, dass sie dabei beobachtet wurde. Um eine Ausrede sind diese Leute auch nicht verlegen, aber wenigstens sorgt sie für Aufregung, die der Journalismus so dringend braucht.

Hier sieht man den Unterschied zwischen journalistischem und kirchlichem Milieu.
Für den Journalisten ist der Islam eine kulinarische Angelegenheit.
Die Kirchen sagen: Gebt den Islamverbänden, was der Islamverbände ist.

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Donnerstag, 26. Mai 2016
Dem einen Manne kann geholfen werden
Wer war es gleich noch einmal, der sagte, wir sozialisieren nicht das Eigentum, wir sozialisieren die Menschen? Egal, die bizarren Auswüchse fallen nur noch auf, wenn sie bizarrer sind als der Durchschnitt.
Vielleicht dieses, noch: Auf Spiegel.de läuft eine Werbung von „Integrationsinitiativen der deutschen Wirtschaft“ mit dem Aufruf „Helfen Sie mit, jetzt aktiv werden“ und dem Motto wie aus der Schwarmintelligenz des Kirchentages generiert WIR TSCHAFT ZUSAMMEN.
Zu sehen ist ein geteiltes Bild eines Gesichts oder ein zusammenmoniertes aus zwei Gesichtern, je ein junger Mann bringt eine Gesichtshälfte ein, der eine ist mutmaßlich schon länger hier, der andere hat Hintergrund.
Dann blenden sich diese Sätze ein:

Beide haben große Träume.
Nur einer hat eine Perspektive.
Deutsche Unternehmen helfen Flüchtlingen.

Schön, dass die Wirtschaft Gesicht zeigen will und Teilhabe an der Gesellschaft beansprucht.
Die Zielgruppe sind Gutmenschen, aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass doch auch andere diese Werbung sehen.

Jetzt mal im Ernst, ist das nicht Öl auf die Mühlen von Kinderschokoladehassern?

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Mittwoch, 25. Mai 2016
Weibliche Neuaneignung des Islam
Der Perlentaucher zitiert die taz, in der eine Verfasserin "an die Möglichkeit eines 'glaubensbasierten' islamischen Feminismus glauben will": "Allerdings findet all dies in einer Atmosphäre verschärften Kulturkampfes statt. Welch ein Widerspruch: Nie zuvor gab es so viele Bemühungen der weiblichen Neuaneignung des Islams - zugleich drängt ein zunehmend islamophobes Europa gerade die gebildeten und emanzipierten Musliminnen in die Rolle von Kronzeuginnen gegen ihren eigenen Glauben. Sich dieser Rolle zu verweigern, ist eine Grundvoraussetzung dafür, sich als islamische Feministin verstehen zu können."
Letzteres stimmt natürlich.
Mit einer kleinen Korrektur. Die sich den Islam emanzipiert neu aneignet, ist keine islamische Feministin, sondern feminine Islamistin.

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Dienstag, 24. Mai 2016
Krise als Identitätssurrogat
Strenge Hierarchien, autokratische Systeme, auch Teilsysteme, haben etwas Verlockendes; man ist nicht nur unterdrückt, man bekommt eine Macht oder wenigstens die Aussicht auf Macht. Man identifiziert sich vorzugsweise mit dem totalitären Herrscher, kaum mit den einzelnen individuellen Elementen.
Dabei bleibt die Frage offen, weshalb auch viele eine Krisenlust empfinden, für die absolut nichts dabei zu holen ist. Einfacher gefragt: Worauf freut sich Katrin Göring-Eckardt und wieso kann sie manche mit ihrer Freude anstecken?

Die Antwort mag in der infantilen Persönlichkeitsstruktur liegen. Im Reifeprozess kommt das Kind an die Stufe, wo es an die von den Eltern eingenommene Position treten möchte, aber noch nicht kann, denn die sind noch da. Weil wir zivilisiert sind, werden die Eltern nicht nach archaischer Art behandelt, sondern einfach als peinlich empfunden, man setzt sich mit ihnen auseinander oder macht etwas völlig anderes.
Eltern sind hier die Identifikationsfiguren. An deren Stelle kann die Gesellschaft insgesamt treten, genauer gesagt das Bild von ihr, dies umso stärker, je weniger die eigenen echten Eltern präsente Figuren sind, an denen es sich abzuarbeiten lohnt, und je geringer entwickelt die eigene Selbstachtung ist.

Eine Krise oder eine revolutionäre Situation, von der man sich verspricht, sie werde „die Gesellschaft durchrütteln“, ist der Ersatz für die archaische Beseitigung der Elterngeneration.
Real ist damit nichts gewonnen, nur emotional und illusorisch ergibt sich aus der Identifikation mit dem Trugbild ein Anschein von Selbstwertgefühl.
Ersetzt wird gleichfalls die Auseinandersetzung, auch die mit sich selbst. Man kann im Infantilitätsmodus verharren und bekommt eine vorgetäuschte Identität.

Das ist sehr vorteilhaft für defizitäre Persönlichkeiten. Man weiß noch immer nicht, wer man ist, viel gäbe es dazu auch nicht zu erfahren, aber man kann sich bestätigt fühlen.
Wenn sich dieses Gefühl nicht dauerhaft aufrechterhalten lässt, entsteht das Bedürfnis nach hierarchischer Struktur, nach totalitärer Macht.

Wie wir sehen, bleibt es nicht beim Bedürfnis.

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Montag, 23. Mai 2016
Ruck-Sicht
Diez im Spiegel erinnert sich:
„Bürgertum und Rechtsruck
Sie taten liberal
Der Mittelstand sah dem Aufstieg Hitlers tatenlos zu - heute geifern die Rechten wieder. Und das Bürgertum? Schweigt und versagt abermals.“

Selten, dass man sich beim Spiegel um den Mittelstand kümmert, aber zum Versagenvorwerfen reicht es dann doch.

Ja, wie kommt’s?
Die Wirklichkeit entfernt sich immer weiter von journalistischen Kategorien.
Nicht einmal eine Erklärung, die sich aus dem ideologischen Muster ergeben könnte, wird noch zugelassen – man könnte ja auf die Idee kommen zu fragen: Haben wir zu viel Toleranz konditioniert, haben wir uns zu sehr eingehegt und ausgedünnt, als dass wir den schlimmen Rechtspopulisten etwas entgegenhalten könnten? Also jetzt nicht wir, sondern unsere Leser.

Das wäre zwar blöd, aber logisch.

Man belässt es bei der Traumarbeit. Eigentlich müsste man den Gedanken behandeln, ob das Bürgertum dem islamistischen Faschismus etwas entgegensetzen könne beziehungsweise warum nicht.

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Sonntag, 22. Mai 2016
Heilfrohsinn
Wenn Lammert es dabei belassen hätte zu sagen, er fühle sich auch nach den jüngsten Entwicklungen in Österreich sehr in seiner Zurückhaltung bestätigt, was die vermeintliche Überlegenheit plebiszitärer Wahlverfahren gegenüber repräsentativen Verfahren betreffe, hätte man ihn als Verfechter des Parlamentarismus, der repräsentativen Demokratie, angesehen. Ja, das Volk arbeitet nicht in den Ausschüssen und schließt keine Kompromisse, die Abgeordneten handeln Details aus. Schön.
Aber er musste noch nachschieben: „Oder mit anderen Worten: Ich bin heilfroh, dass wir in Deutschland den Bundespräsidenten in einer eigens zu diesem Zweck zusammengerufenen Bundesversammlung wählen und nicht in einer Direktwahl.“
Was hier erschrecken sollte, ist nicht die Anmaßung der Überlegenheit, sondern die Ungeniertheit, mit der sie zur Schau gestellt wird. Die Bundesversammlung entspricht, so hat es Lammert in seiner Rede zur letzten Bundespräsidentenwahl ausgeführt, den aktuellen Mehrheitsverhältnissen, die Legitimität ist damit begründet. Aber ein Grund, heilfroh zu sein, dass das Volk nicht selbst zur Wahl schreitet, heißt, es ist zu doof, seinen obersten Repräsentanten zu wählen.
Das kann man so sehen, dann ist aber der ganze Bundestag von Doofen gewählt und der Bundestagspräsident zwar von den Besseren, die aber ihrerseits nur ein Mandat von den Doofen haben.
Damit scheint er kein Problem zu haben.
Die Probleme gehen dann los, wenn die demokratisch legitimierten Herrscher den Doofen nicht genug das Gefühl geben, einbezogen zu sein, und andere sich anschicken, sich durch die Doofen wählen zu lassen.
Mit so einer Haltung könnte Lammert die Zeit, in der er noch heilfroh ist, stark begrenzen.

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Samstag, 21. Mai 2016
Reklame
Der selbsternannte Cartoonist Bernd Zeller springt auf den Zug des Pressehassens auf und will mit überzogenen Darstellungen unserer Journalisten die dumpfen Gefühle der Masse ansprechen, um ein spaltendes Buch zu verkaufen. Unter dem Deckmäntelchen der Satire pickt sich Zeller krasse Fälle von Selbstüberschätzung und Milieublindheit heraus und verabsolutiert seine Vorbehalte ohne Rücksicht auf Fairness und Ausgewogenheit. Die Bilder sind viel fieser, als sie aussehen. Da werden sich Erdogan und die anderen Pressefreiheitsfeinde die Hände reiben.
Der Verleger warnt vor diesem Buch als nicht hilfreich.

PRESSESHOW
So sind nicht alle Journalisten
http://solibro.de/Presseshow
Hardcover 16 Euro, e-Book aber nur fünf.

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Freitag, 20. Mai 2016
Wehrloserziehung
Deutsche Männer können sich nicht mehr prügeln, hat ein Forscher herausgefunden und an der Kölner Silvesternacht empirisch bewiesen.

Die wichtigere Erkenntnis wäre, dass sie es wieder müssen.

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Donnerstag, 19. Mai 2016
Löbliches über die Presse
Man soll nicht immer nur die Abscheulichkeiten in der Presse erwähnen, sondern auch das Lobenswerte.
Wenn man den Teil zu Glyphosat in der Presseschau http://www.deutschlandfunk.de/aktuelle-presseschau.354.de.html betrachtet, fällt auf, dass sachlich, differenziert und problembewusst geschrieben wird, für unsere Verhältnisse. Das ist doch mal zu würdigen.

Es hätte ja auch geschrieben werden können, die Parteien schürten dumpfe Ängste über Angelegenheiten, von denen die Bürger gar keine Ahnung haben können. Die Abgehängten sehnten sich nach einer Zeit vor der chemischen Unkrautvernichtung. Wer sich in das Entscheidungsverfahren einmische, habe die repräsentative Demokratie nicht verstanden. Verschwörungstheoretiker seien am Werk.

Wäre durchaus zu erwarten gewesen, aber unsere Presse kann eben auch anders.

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