Sonntag, 6. Januar 2019
Demokratie aus Bonzensicht
Eine Häuptlingin der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, aus Baden-Württemberg stammend, hat gegenüber der DPA geäußert, man solle den Ostdeutschen mehr Zeit für die Demokratisierung geben, die hätten erst dreißig Jahre Demokratie und die Westdeutschen schon siebzig.
Der Blödsinn ist bunt und vielfältig, man kann kaum finden, wo man anfangen kann.Vielleicht hat die Demokratie in 70 Jahren auch bloß mehr Zeit gehabt zu degenerieren.
Die Ostdeutschen. Vor dreißig Jahren haben sie die Demokratie haben wollen, und wenn jetzt die Bonzen sagen, das Volk ist noch nicht reif für die Vision der Bonzen, dann liegt die abweisende Reaktion nicht daran, dass sie eben nicht so weit sind, sondern sagen: nicht schon wieder!

Die Kirchentante versteht Demokratie natürlich links und sagt, nach 30 Jahren in der alten Bundesrepublik gab es auch noch rechts.

Es ist diese Art von herrschaftlicher Perspektive, die sich freie Bürger nicht bieten lassen dürfen.

Wie ist es dann eigentlich mit denen, die noch nicht lange hier leben und noch gar keine Demokratie erlebt haben, wieviel Zeit wäre denen zu geben? Vielleicht geht es sogar letztlich um die, wenn eine Kirchentante mit Verständnis ankommt; vielleicht wird vorbereitet, dass es ja schon immer lange gedauert hat.

Prantl im Deutschlandfunk. Über Erregungsdemokratie. Wenn Jugendliche schlägern, gibt es Erregung, so er, aber Rassismus eines Autofahrers. Übliches übles Geprantl.
Erregung, na und? Emotionen gehen ihn gar nichts an. Was hat er gegen Erregung? Dies: dass sie nicht steuerbar ist.
Propagandistisch bleibt er bei dem Affekt der Erregung stehen, eventuelle Argumente kann er ausblenden, um daraus folgende Handlungen einem Erregungszustand zuzuschreiben, keiner sachlich zustandegekommenen Meinung.

Ach, noch was zur mangelnden Demokratiefähigkeit Ostdeutschlands, die Huffpost hat diese Schlagzeile:
Überraschende Umfrage sieht Grüne bei Ostdeutschen vorn

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Samstag, 5. Januar 2019
Abgrenzung der Gegennazis
Warum alle, die nicht genau der offiziellen Linie folgen, in die Nähe der Nazis gerückt werden, ist notwendig und folgerichtig für die, die das tun. Sie brauchen die Abgrenzung vom Nächstschlimmeren, und das sind dann die Nazis.
Man braucht keine Positionierung gegen eine gegenüberliegenden Pol, sondern Unterscheidung vom Benachbarten. Und wenn man mit dem Anspruch der Machtergreifung antritt, muss man sich selbst damit rechtfertigen, zu den Guten zu gehören, und da bleiben nur die Nächstbösen, das sind die Nazis.
Für andere, für uns hier etwa, sind die Nächstüblen, zu denen wir nicht gehören wollen, langweilige Schwätzer, Nichtskönner – sofern sie so tun, als könnten sie was, oder alle, die mit einem Herrschaftsanspruch eine illegitime Macht ausüben. Das alles wollen wir nicht. Was aber, wenn doch? Dann brauchen wir die Nazis, weil wir selbst bewiesenermaßen keine sind, denn wir sind dagegen.
Wer also ständig Hitler und Nazi sagt, ist sehr dicht dran.

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Freitag, 4. Januar 2019
Bezweckung
Das Unterstützermilieu bewirkt, dass sich Anschlagsverüber als Helden fühlen können, das ist aber nicht das vollständige Motiv. Vielleicht von denen, die eingesetzt werden, aber die Hintermänner habe ein Interesse an einem Anzetteln von Gewalt, an einem Bürgerkrieg, einfach aus dem Grund, weil sie noch die Stärkeren sind. Sie sind bedroht davon, dass ein unblutiger Wechsel noch möglich wäre, und der ist zu verhindern. Die Gewalttat ist nicht nur im Sinne der Herrschenden, auch Reaktionen und Gegenreaktionen sind es, das Schüren von Gewalt nützt denen, die den Bürgerkrieg dank größerer Ressourcen und Einflüsse gewinnen werden.

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Donnerstag, 3. Januar 2019
Doch etwas zu den Doppelfällen
Die Frankfurter Rundschau meint mutmaßlich allen Ernstes, bei einem Bottrop-artigen Täter würde immer alles Entlastende vorgebracht, wogegen bei Amberg-artigen Verhältnissen schnell Terror und Islam gerufen würde.
Die Presse belügt sich tatsächlich selbst.

In der WeLT beschrieb ein Experte diesen Typ, das seien oft – da kann man schon aufhören, wie oft denn? Wieviele Fälle kennt der und hat sie zur Auswertung herangezogen?

Bei den Ambergern sind tatsächlich die sozialen Ursachen entscheidend für die Kriminalität; sie können und sie dürfen. Es gibt keine Regeln und keine Sanktionen, die sie hindern.
Eine islamische Radikalisierung, die im Gefängnis passieren könnte, würde so aussehen, dass sie erst einmal unauffällig und friedlich bleiben.

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Mittwoch, 2. Januar 2019
Herrschende Interessen
Die Umdeutung, siehe gestern, geht schon los; eine Zeitung, zitiert in der DLF-Presseschau, schreibt, Gorbatschow und Bush hätten die nationalen Interessen überwunden. Ja sehr originell. Das Volk kommt gar nicht mehr vor bei der Wende. Und national war sie gleich gar nicht.
Darum ist hier diese Klarstellung angebracht: Versteht man national aus demokratischer Sicht, geht es um die Interessen des Volkes – im Gegensatz zur Regierung oder zur Herrscherschicht, nicht gegen andere Nationen. Kommt die Herrscherblase mit nationalen Interessen an, dann geht es kaum um die demokratische Perspektive, sondern um Kollektivierung, die Zurückstellung persönlicher Interessen hinter – ja nicht hinter denen der Allgemeinheit, sondern denen der Herrscherbande im Namen der Allgemeinheit.
Diese Allgemeinheit kann auch größer gefasst sein in der Propaganda. Europäisch, international, global. Getarnt als Überwindung nationaler Egoismen.
Da kann man sicher sein, es geht um die Egoismen der Herrschenden.

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Dienstag, 1. Januar 2019
2019-Ausblick
Wir feiern dreißig Jahre Wende in der DDR, friedliche Revolution, oder wie es heißen wird: Rechtsruck. Nein, wird in dem Fall natürlich nicht gesagt,aber zu erwarten ist, dass die 30 Jahre nicht so wahnsinnig groß gefeiert werden, wie es angemessen wäre. 30 ist nicht halbrund oder viertelrund, aber unter den Jubiläen eine Zahl, bei der die Oroginalerinnerung noch besteht und noch viele von den Beteiligten da sind, die Epoche aber eine andere geworden ist. Der Kontrast lässt sich noch ausmachen, weitgehend unabhängig davon, was geredet wird. Die Maueröffnung wird für Weltoffenheit stehen, das Flüchtlingsdrama in den Botschaften, so was wird kommen. Das alles eingebettet in den europäischen Gedanken der Vielfalt.
Und einige der Wilden von damals, die in das Establishment aufgerückt sind, werden mit ähnlichen Worten wie die damalige SED-Führung den Leuten unten im Volk die Reife absprechen, politische Zusammenhänge zu verstehen.

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Montag, 31. Dezember 2018
Endzeiten
So was zum Jahresende, zuerst dies: Im Deutschlandfunk zwanzig Minuten ein Klimaguru am Telefon, Schellenhuber, kann das sein? Potsdamer Klimafolgenprofessor, so was, er will drei Dinge möglichst bald, den Verbrennungsmotor abschaffen, die Kohleverwendung beenden, und dann müsse man „an die industrielle Landwirtschaf heran, nicht nur, weil da Tiere gequält werden, sondern wegen der Emission von Treibhausgasen“.
An die Landwirtschaft herangehen. Intellekt ohne Sinn und Verstand, aber politisch wirksam.
Kann man machen, die Landwirtschaft deindustrialisieren. Wenn man aufhört, Leute wie Schellenhuber zu füttern.

Dann die Meldung, die Kanzlerin verlangt von den Deutschen mehr Toleranz.
Ein Affront der Kanzlerin.
Man kann gern tolerant sein, wenn man will, aber wer jedenfalls kein Recht hat, Toleranz einzufordern, ist der Regierungschef. Die Bürger sind nicht dazu da, die Regierung zu erdulden. Nicht in der Demokratie.
Republiken wurden noch ausgerufen, das Grüne Reich wird ertoleriert.

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Sonntag, 30. Dezember 2018
Die Partei aus dem Song
Claudia Roth findet nicht nur Deutschland ein mieses Stück, sondern auch Kurdistan, wenn man sich daran erinnert, dass auf keinen Fall Waffen und schon gar keine deutschen Waffen an die Kurden geliefert werden durften, als sie vom IS überfallen wurden, auch Ralf Stegner war strikt dagegen, Decken können geliefert werden, um die Toten einzuwickeln.
Und solches – da kann einem nur Sigmar-Gabriel-Vokabular einfallen – findet es höchsten Verrat, wenn Trump die US-Truppen abzieht.
Und solches will uns regieren und uns Vorschriften machen, wie wir zu sprechen und was wir zu denken haben. Aber schon dieser Satz ist grün, indem er die Verantwortung abschiebt; die wollen, aber wir lassen uns.
Wie schon Herbert Grönemeyer vor über dreißig Jahren sang: Gebt den Grünen das Kommando!
Vollzogen.

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Samstag, 29. Dezember 2018
Wo wir leben
Die Infokästchen, wenn der Browser aufgeht – man müsste also eine andere Startseite wählen, um davor sicher zu sein – haben zum Beispiel von zeit.de übernommen, dass Houellebecq sich irgendwie idiotisch über Trump positioniert hat, was mit seinem rechten Denken in Zusammenhang gebracht wird.
Das ist schon so normal geworden, dass einem die Unverschämtheit kaum mehr auffällt. Rechtes Denken. So was von der Zeit, auch daran muss man sich erst gewöhnen, die Tendenz hatte sie schon früher, aber nicht so platt. Aber das ist genau der Vorteil des durchgelinksten Denkens, dadurch kann ein Schreiberling, der es intellektuell nicht mit Houellebecq aufnehmen könnte, einfach sich über ihn erheben, er hat die politische Macht. Die Niedrigen haben eine Handhabe gegen Personen, die besser sind.
So kann, vor einem Jahr, der dümmliche Stefan Gärtner bei Uwe Tellkamp Antikommunismus feststellen, das genügt zur Bewertung. Er könnte vielleicht hinsichtlich der Satzlängen mit Tellkamp mithalten, aber schriftstellerisch verbietet sich jeder Vergleich. Macht aber nichts mehr, wenn man politisch Haltung hat.
Man lasse sich nicht täuschen, das sind keine innerfeuilletonistischen Konflikte, das ist kein Ding zwischen Zeit und Hoellebecq. Das ist, wo wir leben.

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Freitag, 28. Dezember 2018
Übergänge
Unser aller politisches Bewusstsein ist ja von der Geschichte sensibilisiert, wir wollen aus der NS-Diktatur gelernt haben und allen Anfängen wehren und sofort merken, wenn solche Leute wieder hervorgekrochen kommen.
Das ist sicherlich gut und richtig.
Aber wir hatten doch, ohne zu relativieren, nicht nur zwölf Jahre NS-Diktatur, sondern in einem Teildeutschland auch vierzig Jahre andere Diktatur. Da war nicht alles schlecht, darum wohl hat sie länger gehalten, insgesamt die Sowjetdiktatur über siebzig Jahre. Vor nun dreißig Jahren haben die Deutschen in Form der Ostdeutschen diese Diktatur beseitigt, nicht im Alleingang, zu danken ist Gorbatschow, Polen, Ungarn.
Gibt es eigentlich auch diesbezüglich eine Sensibilität, ein Warnsystem, um den Anfängen zu wehren, wenn Solche wieder hervorgekrochen kommen?
Welche Anzeichen könnten das sein, bei denen die Alarmglocken in Schrillmodus zu versetzen wären – Sprachregelungen? Staatliches Vorgehen gegen Opposition? Presse und Fernsehen in Haltungsjournalismus? Stellenvergabe nach politischer Gesinnung? Ausspähung von Familien? Nachsicht der Justiz gegen linke Gewalt, politische Deckung linker Gewalt?
Welche Merkmale auch immer man aufführt, ist zu konstatieren: Die Anfänge sind längst durchlaufen.

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Donnerstag, 27. Dezember 2018
Moscheesteuer
Sind Schnapsideen nicht haram?
Es klingt ja gut, den Einfluss des Auslandes auf die örtlichen Moscheen unterbinden zu wollen, sofern man das vorhat. Kann sein, dass einige von denen, die die Moscheesteuer als Finanzierung der Unabhängigkeit einbringen, dies tatsächlich so wünschen. Der Punkt ist, dass es dann aber darauf ankommt, Einflüsse und Geldflüsse aus dem Ausland zu verbieten und zu unterbinden. So, wie man jetzt mit Ditib verfährt, sieht es nicht danach aus, als wäre dieses Ansinnen vordringlich. Gut möglich, dass uns zwecks Akzeptanz der staatlichen Finanzierung verkauft wird, dass man andere und speziell ausländische Finanzströme verbieten wolle, man wird es abschneiden nennen, es ist aber zu erwarten, dass man diesen Teil vergessen wird, wenn das Geld staatlich fließt.
Notfalls wäre dann dieser regional aktive Geschäftsmann, ein frommer Muslim, der ganz viel seiner Moschee spendet und gute Beziehungen in die Islamischen Staaten unterhält, wo er mit nicht zu beanstandenden Geschäften reich geworden ist. Auf dessen Wort muss man gar nicht erst hören in der Moschee. Und den Parteien spendet er auch großzügig. Friedlicher und integrierter geht es ja kaum.
Unsere Blödheit wird zu Recht verachtet.

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Mittwoch, 26. Dezember 2018
Fachkräftemangel
Wenn es einen Fachkräftemangel gibt, und er wird ja so beschrieben, dass Pfleger und Handwerker fehlen und die Unternehmen offene Stellen haben, wenn wir also mit Fachkräftemangel meinen, dass es zu wenige Menschen gibt, die eine wertschöpfende Arbeit verrichten, dann bedeutet das, sofern wir nicht gerade einen Krieg hatten, in dem die alle umgekommen sind, dass der Hof zu groß ist.
Es gibt zu viele, die den Fachkräftemangel untersuchen und mit politischen Konzepten angehen wollen, es gibt zu viele Gesine Schwan und Kevin Kühnert, es sei denn, die beschließen, etwas Nützliches zu arbeiten.
Wenn sie das, was sie tun, als Arbeit bezeichnen, dann arbeiten sie an der Reproduktion des Fachkräftemangels.
Wir können uns sie nicht leisten.

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Dienstag, 25. Dezember 2018
Nötige Weihnachtsansprache
Man kann eine Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten eben nicht einfach abtun und ignorieren, damit ist gemeint, es ist nicht möglich. Man dürfte durchaus, aber man kann nicht und man sollte nicht so tun, als würde man dies tun und als ginge es einen dann nichts mehr an, was der da so weihnachtsanspricht, denn der wird in den Nachrichten zitiert und am Eingang zum Elektropostfach und ist präsent. Er hat die Waffe der Präsenz. Bei allen bleibt etwas hängen, bei einem selbst und bei allen anderen, denn er macht Stimmung. Es ist der Informationsstand derjenigen, die sich nicht für Nachrichten interessieren und keine Zeitung lesen, dass schlechte Laune die Ordnung bedroht und dass Wut auf das Establishment in weltweiter Gemeinsamkeit den Nationalismus befördert. Der Repräsentant der staatlichen Übergriffigkeit beklagt Lautstärke und verlangt Dialog. Das klingt angebracht, er meint aber bestenfalls den Dialog zwischen Herrschern und Beherrschten in der von den Herrschenden normeirten Sprache.
Wir brauchen einen alternativen Bundespräsidenten mit einer alternativen Weihnachtsansprache. Dann kann Steini mit dem in Dialog treten, das wollen wir sehen.

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Montag, 24. Dezember 2018
Botschaft und Erwartung
Der Relotiusfall könnte doch zur Weihnachtsgeschichte passen; auch die musste lange wörtlich geglaubt werden als die Story, die sich genau so zugetragen haben sollte. Wer das nicht glauben wollte, war ein Abtrünniger.
Aber auch, seitdem man nicht mehr gehalten ist, das Beschriebene so zu verstehen, als habe es sich so abgespielt, ist die Weihnachtsgeschichte präsent, und das liegt an der Botschaft, dass es nicht auf das Erhabene, sondern den Menschen als Einzelperson ankommt. Diese Botschaft wurde in die Geschichte gekleidet. Und das ist eben was ganz anderes, als den Bossen vorzulegen, was sie hören wollen und die Leser lesen sollen, um die herrschende Meinung zu haben.

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