Samstag, 29. Dezember 2018
Wo wir leben
Die Infokästchen, wenn der Browser aufgeht – man müsste also eine andere Startseite wählen, um davor sicher zu sein – haben zum Beispiel von zeit.de übernommen, dass Houellebecq sich irgendwie idiotisch über Trump positioniert hat, was mit seinem rechten Denken in Zusammenhang gebracht wird.
Das ist schon so normal geworden, dass einem die Unverschämtheit kaum mehr auffällt. Rechtes Denken. So was von der Zeit, auch daran muss man sich erst gewöhnen, die Tendenz hatte sie schon früher, aber nicht so platt. Aber das ist genau der Vorteil des durchgelinksten Denkens, dadurch kann ein Schreiberling, der es intellektuell nicht mit Houellebecq aufnehmen könnte, einfach sich über ihn erheben, er hat die politische Macht. Die Niedrigen haben eine Handhabe gegen Personen, die besser sind.
So kann, vor einem Jahr, der dümmliche Stefan Gärtner bei Uwe Tellkamp Antikommunismus feststellen, das genügt zur Bewertung. Er könnte vielleicht hinsichtlich der Satzlängen mit Tellkamp mithalten, aber schriftstellerisch verbietet sich jeder Vergleich. Macht aber nichts mehr, wenn man politisch Haltung hat.
Man lasse sich nicht täuschen, das sind keine innerfeuilletonistischen Konflikte, das ist kein Ding zwischen Zeit und Hoellebecq. Das ist, wo wir leben.

... comment