Sonntag, 23. Dezember 2018
Der Kanzler
Das Radio-Kalenderblatt zum hundertsten Geburtstag von Helmut Schmidt beginnt mit seinem Originalton während der Sturmflut, zunächst sei festzustellen, dass es über hundert Todesopfer gegeben habe und es noch mehr würden. Von so was bräuchten heutige PR-Berater nicht einmal mehr abzuraten. Schließlich kann der Senator nichts für das Wetter, man würde sein Mitgefühl aussprechen und betonen, dass jetzt alle zusammenstehen müssten. Schmidt hatte Soldaten koordiniert, die eigentlich nicht hätten auf ihn hören müssen. Weil Abwarten das war, was am wenigsten ging.
Auf so was gründet sich die anhaltende Beliebtheit des SPD-Politikers. Mit der Terrorphase war es genauso, er stand als personifizierter Gegner der Terroristen. Kein einziger Ton der Beschwichtigung.
Klar, dass die SPD so einen loswerden musste.

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Samstag, 22. Dezember 2018
Schreiben, wer ist
Noch was Allgemein-Prinzipielles zum Journalismus, der sozialen Ursache für Lügenpresse. Früher war beim Spiegel nicht einmal der Name des Verfassers genannt, die meisten Zeitungen beließen es bei einem Kürzel. Heute ist es gängig, dass ein Foto des Schreibers zu sehen ist. Der Anreiz ist verändert.
Damit verändert sich auch, wie die Journalisten sich gegenseitig beäugen. Steht der Name unter einem Dreispalter oder einem Doppelseiter?
Gekannt zu werden, und das von wichtigen Leuten, ist die Stimulanz. Ein bisschen gehört es ja zum Beruf, damit man was gesagt kriegt, aber man gibt gern den nützlichen Journalisten für die wichtigen Oberen, um selbst für weiterhin wichtig gehalten zu werden. Die Blase bläst sich selbst.

Ein Blogger schreibt, den Stern traf die Tagebuchaffäre zu einer Zeit, als die Pressesituation insgesamt noch solide war, der Spiegel wird in einer Zeit ohnehin schon ablaufender Erosion getroffen. Ja, aber es gibt nicht mal ein anderes modernes Nachrichtenmagazin, das bereitstünde, den Platz des Spiegels einzunehmen. Die Blase schrumpft etwas, dadurch platzt sie nicht.

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Freitag, 21. Dezember 2018
Karl-May-Festspiele
Die ganzen guten hochkarätigen Qualitätsjurys sind nun entsetzt, dass sie Winnetougeschichten prämiert haben, ihr Bedauern gilt dem Umstand, dass solche tollen und wunderbar geschriebenen Geschichten nur fiktiv waren, und natürlich konnten sie das nicht nachprüfen, wie denn. Der Spiegel hätte können, aber hat nicht.
Die Sache ist nur die, abgesehen davon, dass der Old Schreiberhand die Texte geliefert hat, die nun mal prämiert werden, weil sie ins regierungsoffizielle Weltbild passen – das war schon immer schlechter Journalismus, was da ausgezeichnet wurde, meinungsbasiertes Emotionalisieren zwecks emotionsgesteuerter Meinungsbildung.
Dabei findet keiner was.

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Donnerstag, 20. Dezember 2018
Welt im Hohlspiegel
Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, hämisch über den Spiegel herzuziehen. Oder, obwohl, doch – jetzt genau ist die richtige Zeit dafür. Denn jetzt ist das Zeitfenster offen, dass man es beim Spiegel einmal selbst sieht.
Wie schon die anderen Internetschreiber zutreffend feststellen, ist dieser Claas Unclever Relotius kein besonders raffinierter Schwindler, auf den man nun mal hereinfällt, sondern soziales Produkt des Tendenzjournalismus, der nach herausstechender Konformität auswählt.
Das Problem ist nicht, dass man nicht alles nachprüft, man lässt sich auch beim Arzt nicht die Approbation vorlegen, sondern vertraut darauf, dass es sich um einen Arzt handelt, das Problem ist, wie mit Zweifeln und Zweiflern umgegangen wird, und das ist so, als wenn das Gesundheitsministerium gegen die vorgeht, die Zweifel am Hochstapler-Arzt haben, und dies damit begründet, dass das Vertrauen in die Medizin nicht untergraben werden dürfe. Was Moreno, der durch eigene Recherchen den Fall aufdeckte, erlebte, nämlich als Störer betrachtet zu werden, ist genau das, was mit normalen Leuten passiert, die Zweifel anmelden.

Die Presse wird aus dem Fall lernen.
Künftig wird es noch weniger faktenbasierte Artikel geben, und Zweifler kriegen schon früher den Kampf gegen Fakenews zu spüren.

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Mittwoch, 19. Dezember 2018
Staatsschmarotzer
Die Grundsteuer kann bisher auf die Miete umgelegt werden. Steigt wie vorgesehen die Grundsteuer, belastet das die betroffenen Mieter. Weil es aber mehr Mieter als Vermieter gibt, sind die Mieten ein Wahlthema für die Linksparteien. Justizministerin Barley will, so steht es geschrieben, den Vermietern verbieten, die demnächst entstehenden höheren Kosten auf die Mieten umzulegen.
Dieses „will verbieten“ ist wohl keine Formulierung der Presse, sondern von der Ministerin so gesagt, die nicht einmal so tut, als würde sie gesetzliche abstrakte Normen vorhaben, sondern zeigt, dass sie sich als Herrscher geriert. Das ist eines der Grundübel der überbordenden Politisierung und ihrer Akteure.
Das zweite ist die Vorstellung von der Gestaltbarkeit durch Politik und von den Auswirkungen. Kurzfristig schädigt man den Vermieter, der höhere Kosten an den Staat abführen muss. Bei der nächsten Vermietung wird das in die Kaltmiete eingerechnet. Der Staat beutet das Volk aus, über welche Kanäle und mittelbare Schritte auch immer.
Die politische Klasse ist die Ausbeuterklasse, das Milieu ist die Blase von parasitären Schädlingen.

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Dienstag, 18. Dezember 2018
Sperrnormativität
Fällt eigentlich das Deppinnen-Sternchen unter sexuelle Anspielung, für die man bei Facebook gesperrt werden könnte? Da geht es um Geschlecht, also Sex, man wird an Sexualität erinnert und denkt an Sex.

Aber bei der Genderei geht es um Nivellierung, um Entgeschlechtlichung. In der Vorstellung der Genderpäpstinnen gibt es keine biologischen Geschlechter, mithin keine biologisch bedingte Sexualität. Was passiert dann also nach der Schließung der Gerechtigkeitslücke, wenn keine Geschlechtsunterschiede mehr klaffen?
Dann ist die Heterosexualität deviant. Dann gibt es keinen Grund mehr, einen Sexualpartner eines bestimmten, des anderen Geschlechts zu wünschen. Wer das tut, ist retrodunkel, abartig, unsoziologisch. Nicht beherrschbar.
Das würden die Aktivisten gar nicht mal vehement bestreiten, sie sind ja gegen Hetero-Normativität, wie sie es nennen. Die Normativität ist nur, anders als sie das glauben, nicht beschlossen und deswegen nicht durch Beschluss aufzuheben. Dies übrigens eine Aussage, für die man bei Facebook gesperrt würde.

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Montag, 17. Dezember 2018
Neutraler Merz
Frau Kramp-Karrenbauer soll mit Ex-Konkurrenten Merz Absprachen zur Zusammenarbeit getroffen haben, ist zu vernehmen.
Das ist dann wohl der neue Stil nach Merkel, die hätte so was nicht getan.
Da musste die CDU mit Mühe davon abgehalten werden, einen Rückkehrer aus dem Nichts zum Vorsitzenden zu wählen, das wäre so, wie wenn Scharping plötzlich als SPD-Hoffnungsträger gehandelt würde. Sein Vorzug war die Abwesenheit.
Jetzt wird er durch Einbindung neutralisiert.

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Sonntag, 16. Dezember 2018
Die Sprache des Grünen Reiches: Anhänger
Wir hatten hier schon einmal behandelt, dass die aus Sicht der Herrschenden Unliebsamen, die irgendwo demonstrieren oder was wählen, nicht als Bürger mit Meinung dargestellt werden oder Oppositionelle, sondern als Anhänger, sozusagen Anhängsel, einer Partei, eines Weltbildes oder eines Vordenkers. Anhänger hat nicht Claudia Roth oder die Kanzlerin.
Jetzt wird noch ein Anhänger vermeldet, der Strassburg-Attentäter soll Anhänger des IS sein, des Islamischen Staates. Sonst werden die immer als Kämpfer oder Gotteskrieger bezeichnet, allerdings nur im Ausland, die in Syrien oder Irak oder den sonstigen morgenländischen Gegenden. Der hier bei uns ist ein Anhänger.
Es ist dieselbe Verharmlosung, obwohl man ja irgendwo auch einen Triebwagen oder einen Befehlsgeber vermuten müsste, doch über so was wird nicht berichtet, die gibt es nur abstrakt. Anhänger könnten auch woanders angehängt werden. An die Integration zum Beispiel oder an bessere Schulbildung und die guten Kindertagesstätten.
Weitermachen.

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Samstag, 15. Dezember 2018
Blinder Fleck in der Einnerungskultur
Zwei Staatssekretärinnen, Grütters und Müntefering, lassen in der FAZ schreiben, Deutschland müsse seine Kolonialgeschichte aufarbeiten; diese sei: „ein blinder Fleck in der Erinnerungskultur“.
Geraubte menschliche Gebeine können nicht in den Museen bleiben, sagen sie.

Jetzt kann man darüber nachdenken. Aber was stimmt hier nicht? Gar nichts stimmt hier, hier lügt schon die Sprache. Blinder Fleck in der Erinnerungskultur, Schmarrn ist das, grüngutes Geschwätz, das den Schwätzerinnen das Lächeln des guten Gewissens ins Gesicht treibt.
Es geht nicht um Kulturgüter oder Gebeine, sondern Gedöns und Gewese.
Und das ist noch das Günstigste, was man denken kann. Das Geschäftliche ist nicht zu unterschätzen, da sind gewaltige Summen im Spiel, wenn Museen ausgenommen werden. Guckt da jemand hin? Unsere Presse jedenfalls nicht.

Eine Frage wäre nur: Jetzt, wo wir Willkommenskultur und Migrationspakt haben, müssen wir dann die Artefakte der Vorfahren der Migranten nicht erst recht für sie hier behalten?

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Freitag, 14. Dezember 2018
Zeit für Abbruch
Ärztevertreter, etwa der Ärztepräsident Montgomery im DLF, sagen im Hinblick auf das Werbeverbot für Schwangerschaftsabrüche, keine Frau würde sich durch bunte Werbeprospekte zur Abtreibung verleiten lassen.
Durch bunte Werbung sicherlich nicht. Aber durch Juso- und Grünenkonformitätsdruck schon. Wir haben eine Generation von Mentaljusos herangezüchtet, die glauben an Klima und Islam und Gender und Vielfalt und Soziologie, die gucken einen blöd an, wenn man etwas anderes sagt, als was sie sich gegenseitig erzählen, oder mit anderen Wörtern. Die sind entsetzter über ein Video, auf dem sich jemand beeilt, als über Gruppenvergewaltigungen. Die sind so, weil schon die vorherige Generation den propagandistischen Druck auf Normal justiert hat. Sie kämpfen für das Recht, Frühchen zu töten.
Und wenn so eine sich eine Schwangerschaft einfängt, von der soll man eine reife Entscheidung erwarten?
Die Zeiten sind vorbei.

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Donnerstag, 13. Dezember 2018
Terror ohne Weste
Die Presse ist dabei, sich damit abzufinden, dass der Weihnachtsmarkt-Terror was mit Islamismus zu tun haben könnte, aber, so presst die Presse, als Argument gegen Einwanderung könne er nicht gebraucht werden, da der Terrorist zwar Wurzeln hat, aber hausgemachten Terror betreibe, die Gesellschaft hat eben schlecht integriert.
Das passt aber in sich nicht zu sich selbst. Das wäre gerade ein schlagend beweisendes Argument gegen Zuwanderung, wenn es nicht mal bei der nächsten Generation gelingt, sie in die Integrationsbemühungen einzubeziehen. Was wird dann erst mit den Kindern der neuen Zuwanderlinge?
Natürlich weiß man, wie die Presse sich das wünscht, sie verrät es aber erst hinterher.

Auch gab es die Verschwörungstheorie der falschen Flagge; der Terror käme für Macron gerade recht, um von der Vergelbwestlichung abzulenken oder mit Notstand weitere Gelbwessis zu verhindern.
Obwohl dies nicht plausibel erscheint – da nützt Macron nichts, er ruft ja nicht zur Reconquista auf, eher ist, wenn es einen Zusammenhang zum Gelbwestern gibt, der Islam um Aufmerksamkeit bemüht – obwohl da also nichts dran sein dürfte, ist es wichtig und richtig, dass solche Theorien in den Raum gestellt, verfasst und debattiert werden können. Am Tabu wäre nichts Süßes.

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Mittwoch, 12. Dezember 2018
Die Sprache des Grünen Reiches: Menschenrechte
Wenn ein Wort inflationär und bis zum Überdruss gebraucht wird, kann man vermuten, dass es längst nicht mehr um das geht, was das Wort einmal zu bedeuten hatte, und so ist es auch mit den Menschenrechten als rhetorischem Dauerschall. Diejenigen, die sie permanent im Munde führen, sind dieselben, in deren Tun man Aushöhlung des Rechts und Rechtsbrüche suchen kann. Sie haben einen abstrakten diskursiven Ausgleich in der ständigen Proklamation der Menschenrechte gefunden.
Zudem ist das Fokussieren auf die Menschenrechte nicht nur ein Ablenken von den Herrschenden, sondern auch von dem Privatrecht, zu dessen Durchsetzung der Staat in einer freien Gesellschaft zu dienen hat, und von den Bürgerrechten, die der Bürger gegen den Staat hat. Zwar sind die Freiheitsrechte mitproklamiert, aber um die Abwehrrechte gegen den Staat geht es eben nicht, wenn der Staat als Garant und Wächter von so etwas Gutem wie den Menschenrechten vermittelt wird.
Mehr Menschenrechte, das verlangt nach mehr Staat und mehr Grünen.
Zu Lasten der Freiheit.

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Dienstag, 11. Dezember 2018
Killerkinder
Früher hätte man die Jusos noch hereinlegen können und den §218 StGB einfach abschaffen, dann wäre Abtreibung Totschlag oder Mord. 218 ist Spezialvorschrift, wenn die wegfällt, greift die generelle.
Warum das heute nicht mehr ginge, liegt an den Juristen, die werden das nicht mehr wissen. Dem Wortlaut des Gesetzes nach ist auch Totschlag Spezialvorschrift nach Mord, der im Gesetz vor Totschlag steht, aber Lehre und Rechtsprechung tun so, als stünde Totschlag vor Mord. Bei richtiger Auslegung müssten die Begründungen, warum es kein Mord ist sondern nur Totschlag, vorgebracht werden, nicht umgekehrt.
Heute könnte man den Jusos entgegenhalten, dass ihr Ansinnen der Scharia widerspricht.

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Montag, 10. Dezember 2018
Reformmerkelismus
Eine Lehre aus der Geschichte lässt sich ziehen, zumindest eine Empirie feststellen, weil noch nie etwas anderes zu sehen war: Wenn es Hoffnungen oder Diskussionen gibt, ob ein System reformfähig sei, dann ist es das nicht. Die Überlegungen über eine Reformierbarkeit sind ein hinreichendes Zeichen für die Unmöglichkeit von Reformen.
Das jüngste Beispiel liefert die CDU mit dem System Merkel. Nein, das wird nichts. Es wird weder gewollt noch gekonnt.

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