Donnerstag, 20. Dezember 2018
Welt im Hohlspiegel
Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, hämisch über den Spiegel herzuziehen. Oder, obwohl, doch – jetzt genau ist die richtige Zeit dafür. Denn jetzt ist das Zeitfenster offen, dass man es beim Spiegel einmal selbst sieht.
Wie schon die anderen Internetschreiber zutreffend feststellen, ist dieser Claas Unclever Relotius kein besonders raffinierter Schwindler, auf den man nun mal hereinfällt, sondern soziales Produkt des Tendenzjournalismus, der nach herausstechender Konformität auswählt.
Das Problem ist nicht, dass man nicht alles nachprüft, man lässt sich auch beim Arzt nicht die Approbation vorlegen, sondern vertraut darauf, dass es sich um einen Arzt handelt, das Problem ist, wie mit Zweifeln und Zweiflern umgegangen wird, und das ist so, als wenn das Gesundheitsministerium gegen die vorgeht, die Zweifel am Hochstapler-Arzt haben, und dies damit begründet, dass das Vertrauen in die Medizin nicht untergraben werden dürfe. Was Moreno, der durch eigene Recherchen den Fall aufdeckte, erlebte, nämlich als Störer betrachtet zu werden, ist genau das, was mit normalen Leuten passiert, die Zweifel anmelden.

Die Presse wird aus dem Fall lernen.
Künftig wird es noch weniger faktenbasierte Artikel geben, und Zweifler kriegen schon früher den Kampf gegen Fakenews zu spüren.

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Wie wäre es mit der Dimension eines Diesel-Skandals?
Spiegel schreibt heute:
"Claas Relotius hatte offenbar das Gefühl, unseren Erwartungen nicht gerecht werden zu können mit guten und sehr guten Geschichten. Sie mussten exzellent sein."
Ähnliches hörten wir aus der Autoindustrie beim Auffliegen der Abgaswerte-Manipulation. Der Diesel stirbt gerade. Wird jetzt auch der Journalismus sterben?

Nein, obwohl er mindestens so viele giftige Abgase emittiert. Aber der Journalismus wird die Flucht nach vorne ergreifen. Aus dem "Skandal" wird noch mehr Manipulation hervorgehen. Ganz im Sinne der grünen Schule.
Zwei Skandale, bei beiden grüne Lösungen.

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+1
Wie schon die anderen Internetschreiber zutreffend feststellen, ist dieser Claas Unclever Relotius kein besonders raffinierter Schwindler, auf den man nun mal hereinfällt, sondern soziales Produkt des Tendenzjournalismus, der nach herausstechender Konformität auswählt.
Ein Kind seiner Zeit sozusagen, Dr. W war mittlerweile in vielen Relotius-Texten drin, er war halt ein (begabter, wie Dr. W findet) "Lyriker" der politisch gewünschten Meinung und dann hat man dann eben vertraut, wenn der überprüfbar Falsches schrieb, die "Dok" (so heißt das beim "Spiegel", die Dokumentationsabteilung ist gemeint, die eigentlich als eine Art innere Polizei prüfen sollte, den Text, nie den Autor, lol) hat schrecklich versagt.

MFG
Wb

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Kein Einzelfall
Ich habe mein Vertrauen in den SPIEGEL vor etwa zwei Jahren verloren, als er die Bestesellerliste manipuliert hat. Finis Germania war von einer Woche auf die nächste sang- und klanglos verschwunden, obwohl es sein Ranking bei amazon gesteigert hatte, die Achse des Guten hat mich damals darauf aufmerksam gemacht und ich konnte es kaum glauben und habe es deswegen in den SPIEGEL-Print-Exemplaren geprüft. Die als Antwort auf meine Anfrage gelieferte Erklärung des SPIEGEL war erbärmlich: Da die Bestsellerliste als Empfehlung gewertet werden könne und der SPIEGEL das Buch nicht empfehlen wolle, habe man es aus der Liste genommen. Toll, als nächstes könnte man ja unliebsame Parteien aus den Umfragen entfernen, um keine Wahlempfehlung auszusprechen. Der SPIEGEL nennt sich Nachrichtenmagazin, nicht Meinungsmachermagazin. Ich habe mein schon gut zwanzig Jahre altes Abo gekündigt und den SPIEGEL seitdem nicht mehr gelesen, noch nicht mal im online Gratisangebot oder im Wartezimmer beim Zahnarzt. Eigentlich schade, denn ich habe ihn mal gemocht.

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