Mittwoch, 28. August 2019
Erfüllte Wünsche
Vor nahezu dreißig Jahren verkündete Bill Gates: so, jetzt machen wir das Internet. Er beschrieb die Vision von Möglichkeiten der Kommunikation, sagte voraus, wie man Gruppen bildet und einkauft und Fahrpläne liest und Fahrkarten bucht. Also alles, wie es jetzt gehandhabt wird und als selbstverständlich gilt. Und das, obwohl es damals kaum abzusehen war, ob es physikalisch überhaupt möglich wäre – dafür soll man den Computer einschalten und eine Telefonverbindung aufbauen? Was denkt der, wer wir sind, Bill Gates? Und wenn es alle machen, geht es wieder nicht.
Es hat die historisch winzige Zeitspanne von vielleicht fünfzehn Jahren gedauert, bis es gut funktionierte.
Das war eine verwirklichte Vision, eine wahrgewordene Verheißung.
Ihre Wirkung dürfte tiefer greifen, als es die Technik vermuten lässt. Die Erfüllung des Wunschtraums prägt das Lebensgefühl. Nicht nur das Internet erfüllt Wünsche, es ist der Beweis, dass Träume wahr werden. Die wenigsten waren an der Wahrwerdung beteiligt, aber alle nutzen sie, alle haben sie miterlebt.

Wundert uns da, dass die Jugend Klimagerechtigkeit für etwas hält, dessen Realität eingefordert werden kann?

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Dienstag, 27. August 2019
Keine Wechselstimmung
Im Wahlkampf 98, den Schröder gewann, hatte er einen Raumschiff-Enterprise-Wahlspot, Modernisierung und Erneuerung und Aufbruch waren die Schlüsselwörter – und die Schlüsselgefühle, Kohl IV war Stillstand, Wiederkehr desselben, dieselben Gesichter und lähmende Langeweile. So fühlte es sich an. Joschka Fischer kam ins hiesige Grüne Café und sagte der interessierten Menge, ja, er fühle es richtig kribbeln, es gibt eine Wechselstimmung. Als ob er die von den anderen fühlt.
Damit ist es heute hier und jetzt nicht zu vergleichen.
Man will ja gerade möglichst wenig Rütteln, komischerweise bietet gerade der Klimakonservativismus einen – trügerischen – Halt, man will die gute alte Zeit der Merkel-Jahre wiederhaben, und weil sie noch sind, will man sie behalten.
Man glaubt, die Aufregung zu minimieren, indem man den Kandidaten der antinationalen Front die Stimme gibt.

Eigentlich ist es offenkundig; Schwarz-Rot-Gold sind die Farben der Republik, der Demokratie. Wem die unerwünscht sind, dem dürfte man kein Mandat geben.

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Montag, 26. August 2019
Unwählbar
Die CDU zeigt, dass es gar nicht mehr darum geht, die Wahlen zu gewinnen, sondern anschlussfähig zu bleiben an die führende Partei. Maaßen wäre der letzte gewesen, der noch eine Chance gehabt und gegeben hätte, aber dann stünde die CDU allein da. Nicht ganz, aber das geht ja nicht.
Die Sache ist nur, wer so wie die CDU, zumal Kretschmer in Sachsen, mit Unterwürfigkeit undAnbiedern Wahlkampf machen will, kann nicht gewählt werden. Man wählt mögliche Gewinner, man wählt Mandatsträger, die einen Führungsanspruch nicht aus Moral und Gesinnung, sondern Kompetenz ableiten und die auch wieder abgewählt werden können. Nur so kann ein demokratisches System funktio- … ach ja, richtig. Tja dann.

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Sonntag, 25. August 2019
So ist der Ossi
Schwarz-Rot-Gold, das sind die Farben der Republik. Die Farben der Demokratie.
Dies als Mütze zu tragen, das würde bedeuten, sich mit Demokratie und Republik zu identifizieren. Aber eben nur mit der deutschen. Schlimm für Spiegelmacher und Spiegelleser. Nur gut, das die Ossis das nicht lesen.

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Samstag, 24. August 2019
Zu besingen
Ihren Hit „Vincent“ hat Sarah Connor selbst geschrieben, ordentlich gearbeitet, so viel Einfühlung, wie es Popmusik zulässt. Empfindsamer Junge im Coming-out als homosexuell, aus Sicht der Mutter erzählt, „was ist, wenn mein Herz zerbricht? – Nein mein Kind, das wird es nicht, das ist Liebe“, kein überladener Genderquatsch und kein schmieriges Geschwule, so persönlich und authentisch, wie es sich noch glaubhaft singen lässt.
In der Authentizität steckt dann doch noch etwas mehr, als sie vielleicht sagen wollte.
Da ist also ein Junge, der es mit Mädchen versucht, und der Mama sein Leid klagt, sie sagt „mein Kind“, und am Ende hat er einen starken Mann. Gibt es da eigentlich auch einen Papi?
Ein starker Mann ist anscheinend nicht als Identifikationsfigur da, sondern als Wunschobjekt.
Die starke Figur ist die Mutter. Bei Mädchen, die da nicht mithalten, kann er sehr verständlicherweise keinen hochkriegen, und bei einer mütterlichen Frau gewiss erst recht nicht.
Was bleibt als Ausweg? „Ich will das nicht“, singt er. Aber die Gesellschaft hat die Lösung.
Musste wohl mal besungen werden.

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Freitag, 23. August 2019
Merkel-SPD
Olaf Scholz gilt in Medienkreisen als der kommende SPD-Chef, er ist der höchstrangige Bewerber, an den hält man sich. Und er ist zudem der Einzige, der noch irgend einen Sinn hätte.
Aus diesem Grund wird er nicht gewählt werden.
Das Verfahren schließt aus, dass ein starker Mann an die Spitze kommt, der sich auch gegen die SPD-Vorlieben durchsetzen kann. Da kann er noch so viel Reichensteuer versprechen und ein Landschrottungsprogramm, er ist der Typ aus der Neunziger-SPD. Die tolle SPD-Frau als Mitkandidatin reißt es nicht heraus.
Die SPD wählt sich wieder eine ideologische geronnene Unfähigkeit, vor der sie keine Angst hat.
Das ist die Prognose, die wir abgeben, eigentlich ist das aber nur eine Zustandsbeschreibung.

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Donnerstag, 22. August 2019
Neuer Antisemitismus
Trump hat, so zu hören im Kurznachrichtendienst Deutschlandfunk, alle Juden als illoyal bezeichnet. Die die Demokraten wählen. Illoyal gegenüber Israel.
Experten und Zentralratgeber: schlimme antisemitische Klischees, seit Jahrhunderten werden Juden als illoyal bezeichnet.
Die Illoyalität wurde behauptet gegenüber dem Wohnortsland, das kirchlich und nationalstaatlich regiert wurde, den Juden misstraute man und unterstellte ihnen die eigenen Vorbehalte.
Wenn der Präsident eines Landes eine Wahlentscheidung als illoyal gegen Israel bezeichnet, kann das richtig oder falsch oder vertretbar sein, steht aber kaum in der Tradition des jahrhundertealten Klischees.
Wäre von Journalisten zu viel verlangt, gegen ihre eigenen Klischees zu differenzieren.

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Mittwoch, 21. August 2019
Gewendete Wende
Ja so was, die einen, ehemalige DDR-Bürgerrechtler, sind dagegen, dass die Wende zu Wahlkampfzwecken fehlbenutzt werde, also von der AfD, nun gut, Partei überhaupt und dann noch andere Partei als man selbst, das macht kritisch – die anderen wollen aber sowieso keine Wende in der DDR und keine AfD, und da steht auf Spiegel-online: Die AfD ist auch ein Wende-Erbe, die Wende wurde auch von den Falschen eingeleitet.
Hätte eigentlich Unterhaltungswert, ist aber ein Symptom für die verkommene Hofblase, der die Herrschaft über alles geht.

Die Wende wurde auch von den Falschen eingleitet? Dann haben sie doch was Richtiges getan und sehr wahrscheinlich mehr als ein durchschnittlicher Spiegel-Höfling.
Aber die Geschichtsschreibung wird in der Wende einen Rechtsruck wegen Unzufriedenheit wildgewordener Spießer sehen.

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Dienstag, 20. August 2019
Greta-Jubiläum
Die Medien feiern 1 Jahr Greta, „und plötzlich sprechen alle vom Klima, wie konnte es dazu kommen?“ So zum Beispiel feiert n-tv.de.
Da feiern die Medien sich selbst, es ist ihr eigener Esoterik-Zirkus.
Aber das Narrativ ist neu. Der Klimaquatsch ist jetzt zur Volksinitiative umetikettiert, zum Projekt einer aufmüpfigen Jugend.
Wie es dazu kommen konnte, das wäre die Frage.

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Montag, 19. August 2019
Vermeidungsmedien
Die Medien tun AKK einen großen Gefallen mit ihrer Berichterstattung über ihre Ungeschicklichkeiten auch am Beispiel von Maaßen. Ob sie dies beabsichtigen oder nicht anders können, kann offen bleiben. Es funktioniert so: Thematisiert wird Annegret Kramp-AKK und ihre Führungsqualität, dabei wäre das Thema: Maaßen. Und was er sagt, Und was da dran ist. Und ob der Hinauswurf berechtigt und angebracht war, also die ganze dunkle Materie. Das Thema wird anders gesetzt, um das Nötige zu vermeiden.

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Sonntag, 18. August 2019
Verhindern durch Mitmachen
Die CDU solle, so fordert der Vorsitzende der Werte-Union, statt sich mit Maaßen zu befassen, lieber die Linksfront verhindern.
Ja genau das wird ja damit versucht. Genauer gesagt wird kläglich versucht, bei der Linksfront mitmachen zu dürfen, und dafür muss man sich absetzen von der Reaktionären ewig-2005er-CDU.
Machtstrategisch sogar richtig gedacht, aber nur ein weiterer Beweis, dass Machtstrategie nachhaltig orientiert sein muss; sie darf nicht die Ressourcen zerstören, über die man herrschen will. Man kann nicht das Land in Scherben fallen lassen, wenn man sich der ganzen Welt zugehörig fühlt, dann ist das Spiel zu Ende.

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Samstag, 17. August 2019
Noch eine Linkspartei
Es liegt gar nicht an Annegret Kramp-AKK, wenn sie jetzt mit einem Parteiausschluss droht. Das ist etwas, was von allein passiert. Aus Gesinnungsethik wird Linksrutsch, der sich selbst verstärkt und sich erhalten muss. Genauso von selbst entsteht der Gesinnungsfeind, der ausgeschaltet werden muss. Auch die Bekämpfung wird zum sich selbst verstärkenden Konzept, denn die Herrschaft besteht darin, darüber zu herrschen, gegen wen es zu gehen hat.
Als Saarland-Tante hätte AKK überhaupt keine Versuchung gehabt, ein Parteiausschlussverfahren zu verlangen, auch in einer Kohl-CDU wäre dies absurd gewesen.
„Wer den Gegner innerhalb der Partei sieht“ – sagte sie, könnte auf sie selbst zutreffen.


Nachtrag
So etwas Unelegantes hätte es unter Merkel nicht gegeben, das die Chefin selbst den Parteiausschluss fordert, sie hätte es jemanden aus der zweiten Reihen tun lassen.
Moment. AKK ist die zweite Reihe, sie tut es für Merkel

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Freitag, 16. August 2019
Sozialundemokratie
Die jetzt von der SPD eingeführte Praxis der Duo-Kandidaturen dürfte kaum verfassungsgemäß sein, wobei so was sie Fälle sind, von denen fraglich ist, ob die Verfassung sie überhaupt behandelt, etwa Deutsch als Sprache oder Geschlechter, also Sachen, von denen sich niemand vorgestellt hat, dass sie mal zur Disposition stünden. Das Parteienrecht könnte daher für solche Angelegenheiten womöglich gar nichts vorgesehen haben, dennoch ist eigentlich augenfällig, dass das kein dem Demokratieprinzip entsprechendes Verfahren sein kann. Was ist, wenn man als Doppelvorsitz Gesine Schwan und Karl Lauterbach will? Kann man nicht wählen. Eigentlich kann man niemanden wählen, wenn es den nur im Duo gibt. Die Menge an Duos täuscht darüber hinweg, dass es sozusagen nur Listen zu wählen gibt. Wer hat die Listen aufgestellt? Demokratisch zustandegekommen, also durch eine Wahl, sind sie nämlich nicht, das wäre eine Mindestanforderung.
Aber na was, ist doch nur die SPD.

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Donnerstag, 15. August 2019
Der Thunberg-Test
Dieser Greta-Medienschwindel liegt offen, fast könnte man ein Programmheft kriegen für die Theateraufführung, wieso funktioniert das?
Versuch der Deutung: Weil es nicht um Greta geht, sowenig wie es bei der Rechtschreibreform vor 25 Jahren um die Schrift ging oder es beim Deppinnensternchen um die Geschlechtergerechtigkeit – wobei diese beiden Sachen aufeinander aufbauen und ienen Prozess darstellen, zu dem auch Greta gehört, das Austesten dessen, was gebilligt wird, erst noch aktiv, dann passiv, bis es auf die Billigung gar nicht mehr ankommt.
Was hier etabliert wird, ist eine neue Kommandostruktur.

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