Donnerstag, 11. November 2021
Wirkohnmächtige Gegenpropaganda
Versuche, der staatlichen Propaganda etwas entgegenzusetzen, sind meistens kläglich und funktionsuntüchtig. Wenn es auf einer Demonstration zu lesen gibt, 'wir wollen Freiheit und Kinderlachen', ist das wirkungslos, weil den Vorpropagandisierten dies nichts bedeutet außer 'aha, die nichts verstanden haben'. Man kann nicht neben das Plakat mit 'Ärmel hoch' plakatieren: 'Nein, lass den Ärmel unten!' Könnte man, nützt aber nichts.
Es reicht eben nicht, die Formen zu kopieren. Aber andere kennt man nicht.
Die offizielle Propaganda ist wohl mit voller Absicht so schlecht, eben darum; die Botschaft ist die Verhinderung der Meinungsbildung. Und die Machtdemonstration; 'wir können euch mit Dummheit in Schach halten, weil ihr so dumm seid'.
Eine Herabwürdigung des Einzelnen gewiss, niemand ist so dumm wie die Propaganda, aber in der Masse nimmt die wirksame Dummheit zu. Die Masse hält sich an die Macht. Die Propaganda suggeriert sowohl Masse als auch Macht. Das kann die Gegenpropaganda nicht.
Man muss sich wohl etwas anderes überlegen.

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Mittwoch, 10. November 2021
Das Richtungsdenken
Die Gesinnerei hat die Denkerei durchsetzt, und das bedeutet gedankentechnisch nicht eine Schlussfolgerung aus Prinzipien oder ein Beachten von Maßstäben, sondern eine vektorielle Begrifflichkeit, soll heißen, die Gedanken und Aussagen sind dadurch emotionalisiert, dass sie in eine emotional besetze Richtung assoziiert werden. Sie sagen nichts aus, sie verbinden mit einer Emotion, so einfach.
Wie etwa auf welt.de, wo ein Migrationsforscher sagt, die EU betreibe AfD-Politik. Völlig inhaltsleer, diese Formulierung, eigentlich gar keine Aussage, aber scheinbar eine Feststellung. Der Gedanke muss da zu Ende sein.
Ähnlich die nicht einmal falsche Aussage, afrikanische Stämme im Zoo zur Schau zu stellen, war rassistisch. Man macht es ja auch nicht mehr. Aber Rassismus zu rufen, sagt gar nichts, das wissen nur die Wenigsten. Wenn es Rassismus ist zu trommeln, was spricht dann gegen Rassismus?
Die Begriffe sind aus den Fördermittelanträgen abgeleitet. Es gibt Geld dafür oder dagegen.
Aber die Denkweise zu übernehmen, sollte man unterlassen, und nicht aus Gründen einer Assoziation mit einem negativ besetzten Wort.

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Dienstag, 9. November 2021
Historische Notwendigkeit
Weil wieder an den Schabowskischen Freudschen Versprecher erinnert wird, der die Maueröffnung zur Folge gehabt hätte, sei hier die Gegendarstellung getätigt. Das hat er nicht. Höchstens den Zeitpunkt gegeben.
Man kann es sich ganz einfach gedankenexperimentell vorstellen: Ein Jahr früher eine solche Ankündigung, dann wären am nächsten Tag die Leute nach der Arbeit zur Polizei gegangen, um die Genehmigung zu beantragen, wie es ja gemeint war, und wären weggeschickt worden, weil es noch keine Anweisung gab. Wäre ein Jahr vorher aber auch gar nicht passiert.
Noch wenige Wochen vorher, da wären vielleicht auch einige zur Grenze gegangen, vielleicht sogar viele, aber die Grenzposten hätten gesagt: Leute, ihr wisst, wie es hier läuft.
Ein paar Tage später wären die Leute auch ohne Schabowski-Ansage losgegangen und durchgelassen worden.
Warum? Weil Wendeherbst war.

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Montag, 8. November 2021
Zweiter Marsch
Es gibt, etwa unter Studenten, durchaus einige, die meinen, durch einen neuen Marsch durch die Institutionen die 68er und Linksvergrünten zu ersetzen.
Nett, aber es wird nicht funktionieren, aus zwei Gründen.
Die Durchmarschierten wissen, wie es geht, und sorgen vor, dass es nicht noch einmal geht. Deswegen reagieren sie ja so hysterisch auf alles, was im Verdacht steht, ihre Methoden zu kopieren.
Der zweite Grund ist, dass das Zerstörerische des 68er Marsches übersehen wird. Der Apparat wurde aufgebläht, die Institutionen wurden vermehrt und pyramidenspielartig mit immer mehr Geld ausgestattet, aber die Kompetenz betraf immer das Negative, das Abschaffen, das Aussteigen. Das Bekämpfen des Gegners, auch sein Imaginieren. Damit sind die Institutionen unter den Marschierern zertrampelt und plattgetreten.
Es gibt gar nichts mehr, wohinein man marschieren könnte.

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Sonntag, 7. November 2021
Beauftragung
In Mecklenburg-Vorpommern hat die neue Koalition sich schon auf Erfolge geeinigt, nämlich die Vermehrung der Beauftragten.
So wird es einen Beauftragten für Verfassungsschutz geben.
Man könnte denken, den hätte die Regierung auch dringend nötig, aber ihr untersteht er ja. Er wird sich darum zu kümmern haben, dass nichts aufgebauscht wird.

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Samstag, 6. November 2021
Zwangssprache
War eine nebensächliche Meldung, ein Versandhaus 'rudert zurück' oder 'betreibt Schadensbegrenzung', offenbar hatten sich Kunden beschwert, weil sie in Schändersprache angesprochen wurden und nicht werden wollten, daraufhin beschied man ihnen, dann sollen sie eben woanders kaufen.
Klingt wie ein PR-Desaster, ist aber aus zweierlei Gründen keins, zum Desaster gehört die große Wirkung, und die bleibt ja nun aus bei diesem Thema, hauptsächlich aber ist so was, die Kundenverprellung, kein Nebeneffekt, sondern eine absichtlich erzielte Wirkung des Schänderns, es war nur mal zu Lasten des Geschäfts gegangen. Der Laden war noch nicht so weit.
Die Arroganz der Schänderei ist immanent, sie ist Zweck und Ziel, die Dienstleistung, die der Schänderer sich selbst erbringt. Er gehört zu seiner Masse und braucht die Überlegenheit über die Gegenmasse.
Schlecht, wenn die was kaufen soll, ohne zu müssen.

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Freitag, 5. November 2021
Das mit dem Bürgerlichen
Bürgerlich, das ist so ein Begriff mit emotionaler Mehrfachbesetzung, eigentlich wäre er wertneutral und müsste es sein. Bürger des Staates, die Bürgerrechte haben und untereinander nicht nach Ständen unterschieden sind. Leute mit Privatangelegenheiten, Bürgerliches Gesetzbuch als Rechtsregelwerk.

Woher kommt der negativ besetzte Einschlag, Bourgeois und Bourgeoisie als leicht verfremdete Kampfbegriffe?
Ja nun, von den Linken, aus dem 19. Jahrhundert, den Frühkommunisten. Der Kommunismus ist ein Feudalsystem. Die Verbürgerlichung der Gesellschaft konnte den Kommunisten, deren Job es ist, an den Besitz anderer Leute heranzukommen, nicht behagen. Sie benötigten einen ideologischen Überbau als Handhabe gegen diese Bürger und die Bürgerlichkeit.
So erfand man unter maßgeblicher Beteiligung von Marx die Ausbeuterklasse, zu denen die Bürger als bourgeois zugerechnet wurden.
Das war alles und ist es immer noch.
Die hatten damals bloß noch kein Klima.

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Donnerstag, 4. November 2021
Zweimal magisches Denken
Im Frühstücksradio hat sich die Hamburger Gesundheitssenatorin verplappert; wenn nur wenige geimpft sind, schützen sie nur sich selbst. Das sagte sie. Ist ja auch so. Soll auch so sein. Da ist nichts mit Solidarität. Aber sie denkt von ganz weit oben her, in den Griff zu kriegen sei 'die Pandemie'.
Das Denken in Oberbegriffen und Kategorien kann ja machtdienlich sein, zweckdienlich ist es nicht. Die religiösen Züge sind folgerichtig, unausweichlich, hinter dem Framing kommt der Teufel.


Gleiches geschieht mit den NSU-Festspielen. Es wird impliziert, es gäbe eine Schlussstrichdebatte, in der Schlussstriche gezogen würden, wogegen man mit aller Kraft irgendwas zu stemmen habe. Die Journalisten feiern sich selbst, weil sie schon geahnt haben, was die Ermittler nicht wissen wollten.
Eigentlich geht es nicht schlussstrichiger, denn der Schlussstrich wird gezogen direkt vor dem eigenen Milieu. Die Frankfurter Rundschau hat es exemplarisch: 'Aber die rechten Terroristen haben seit 2011 unvermindert weiter gemordet: der Anschlag in Halle, der Anschlag in Hanau, der Mord an Walter Lübcke. Dazu unzählige rassistische Übergriffe, eine rechte Mobilmachung durch Pegida, die Neue Rechte und die AfD bis weit hinein in alle Teile der deutschen Gesellschaft, die weiter nicht wahrhaben will, wie tief sie von rassistischen Ansichten und Praxen geprägt ist', bilanziert die FRANKFURTER RUNDSCHAU laut DLF-Presseschau.
Ja klar, alles ist des Teufels, was nicht zur Partei gehört.
Blanke Verschwörungstheorie.
Magisches Denken ersetzt die Kausalität.
Was immer das sein soll, Aufarbeitung ist es nicht.
Nur verordnetes Wegschauen, wenn Linke noch mehr dürfen.

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Mittwoch, 3. November 2021
Erneuerte CDU
Auch wenn man meint, die CDU geht uns nichts an, betrifft es uns doch, wie die Krise behandelt und vermittelt wird.
Denken wir uns doch einmal, die Spitzenkandidatin wäre wieder Angela Merkel gewesen. Wäre dann das Ergebnis ein besseres geworden? Keinesfalls. Aber das ist, worüber nicht geredet wird.
Wäre Merkel die große Kanzlerin, als die sie ausgegeben wird, hätte jeder Nachfolgekandidat, ob Kramp-Karrenbauer oder Söder, sich als ihr Sachwalter ausgeben können und müssen und hätte damit ein gutes Ergebnis erreicht.
Es gäbe also einiges zu bereden.
Aber wie es schon die Lehre aus dem 17. Juni war: Keine Fehlerdiskussion!
Die CDU ist Partei neuen Typs.

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Dienstag, 2. November 2021
Ein Gebrauch des Benutzers
Im selben MDR-Gespräch, hier vor ein paar Einträgen mit dem Gendersprachschänden behandelt, wurde Heinz-Rudolf Kunze auf seine Tournee durch die DDR angesprochen und gefragt, ob er sich benutzt gefühlt habe. Nein, sagte er, er habe mit dem DDR-Kulturchef die Absprache treffen können, dass er alles singt und sagt, was er auch im Westen singt und sagt. Er sei also kein Kronzeuge gegen die DDR-Kulturpolitik.

Doch, das ist er genau damit. Er sagt belastend aus. Denn ihm wurde damit gerade ein Privileg gegeben, das andere nicht hatten.
Was nicht seine Schuld ist.

Ähnlich fragte einmal im Interview Sandra Maischberger Leni Riefenstahl. Sie hätte nur ja zu sagen brauchen, wurde benutzt, goldener geht die Brücke kaum, die ihr Sandra Maischberger gebaut hätte, aber sie sagte nein, sie wollte ja Filme machen.
Das ist entweder cleverer als alle anderen zusammen oder naiv ehrlich. Gegen Cleverness spricht fehlende Cleverness, aber auch, dass das eigentlich nur diejenigen verstehen und nachvollziehen, die was mit Medien machen wollen. Das wären die wenigsten Zuschauer, die Moderatorin indes schon.

Die Benutzung ist eine Sache und eine Frage des Systems. Man wirft den Benutzten das Benutztwerden vor, besonders, wenn man die kennt und nicht die Benutzer. Man kennt Heinz-Rudolf Kunze, aber nicht Hartmut König.
Im Moment haben wir überhaupt niemanden, den man so was mal fragen wird. Es machen ja alle mit oder sind selbst Akteure.
Niemand wird je Jan Böhmermann fragen, ob er benutzt wurde.

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Montag, 1. November 2021
Kein Zurück
Angenommen, die Sonne würde auf Energiesparmodus umschalten und die Erde sich sofort abkühlen mangels Wärmezufuhr, wäre die Politik in der Lage, darauf zu reagieren? Also in der Art, alle Bemühungen zur Abwendung des Klimawandels auf das nun reichlich vorhandene Eis zu legen?
Wir vermuten wohl nicht zu viel Verschwörung, wenn wir annehmen, dass dies nicht möglich wäre. Alle Professoren und Experten und Initiativen würden weitermachen wie bisher, weil die Sonne nur vorübergehend weniger scheint und die Sterne tatsächlich nicht menschengemacht sind, die Luft aber schon.
Soll heißen: Der Punkt der Korrigierfähigkeit ist längst überschritten.
So beschreiben es Historiker zuweilen mit dem Ersten Weltkrieg. Könnte man sich gut vorstellen.
Wie konnte es heutzutage überhaupt dazu kommen? Durch die emotionalisierte Polarisierung und Politisierung von Bereichen, aus denen sich die Politik am besten ganz heraushalten sollte oder in die sie nur so gering wie möglich eingreifen sollte, Wissenschaft, Medizin, eigentlich alles. Aber wir haben die Guten gegen die Bösen. Zu den Bösen gehört nun auch Sahra Wagenknecht. Wird zur Pandemietreiberin erklärt.
Gucken wir mal im März wieder nach, dann ist sie ja laut Lauterbach geimpft, genesen oder gestorben.
Die Abstände bis zur prognostizierten Beendigungserklärung und Überwindung werden immer länger. Vor einem Jahr war es ein Monat.
Es gibt kein Zurück.

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Sonntag, 31. Oktober 2021
Die Allmächtigen
Da malt einer eine brennende Erdkugel und beschriftet, 'Während ihr redet, brennt es an' oder so ähnlich, der wird nicht der einzige sein, und alle Aktiven haben die hohen Feiertage. Die Politik ist zu langsam und zu schwerfällig, um die Menschheit zu retten vor der Klimakatastrophe. So das Framing.
Wenn es sich so verhielte, dass die Menschheit auf diese Rettung wartete, sollte sie sich nicht mit den Politikern befassen. Alle hätten alle Möglichkeiten, ihren Konsum und ihr Verhalten zu ändern.
Aber man will Staat. Man will das Mandat, das man auf demokratischem Wege nicht bekommen könnte, für eine Herrschaft, die demokratisch nicht legitimiert wäre.
Man spielt Zirkus mit verteilten Rollen. Die Politiker brauchen die, die scheinbar Druck machen.
Die Allmachtsphantasien waren noch nie so real.

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Samstag, 30. Oktober 2021
Aus dem Zeitungsdeutsch
Schlimm sind Kommentare, die nur aus breitgetretenem Nichts bestehen. Dann lieber die harte politische Überkorrektheit wie die, dass wir nun endlich die Impfpflicht durch die Vordertür brauchen. Gab es echt.

Was auffällt, sind die inhaltslosen Metaphern, die eine Dynamik vortäuschen. Die Kandidaten stehen in den Startlöchern oder schwenken auf die Zielgerade. Nichts davon geschieht.

Und wenn das dann noch politisch emotionalisierte Metaphern sind, kann man wissen, hier wird Information durch Emotion ersetzt. Jemand verlässt den Boden des irgendwas durch die Zerstörung des Diskurses, solcher Schmarrn.



Was vielleicht weniger auffällig ist, ist die Umkehrung von Aktiv- und Passivform und die Verdeckung der Kausalität. Wir kennen die fliegenden Flaschen und dass Autos in Flammen aufgingen, aber genauso übel ist, wenn es etwa Verletzte 'nach' einem Unfall gibt statt wegen des Unfalls oder bei dem Unfall oder wenn das Auto Personen 'erfasst' haben soll. So was tun Autos nicht.

So heißt es aber allenthalben. Die Zeitungen scheinen auch den Stil voneinander zu kopieren und wollen keine auffälligen Formulierungen wagen, nur solche, die als tauglich bestätigt wurden.

Niemand macht eine Gegendarstellung dagegen, dass ein Auto Personen erfasst hat.

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Freitag, 29. Oktober 2021
Namensnennung
Man gibt leichtfertig Merkel die Schuld an der Degenerierung des Staatswesens, das sich hauptsächlich in Entmündigung und Unfreiheit ausdrückt, was nicht völlig falsch ist, obschon sie nur als Repräsentantin und Getriebene des Linksdrucks angesehen werden sollte.
Nun hat man von ihr nicht weiter was erwartet.
Wenn man schon personifizieren will, dann muss man einen anderen Namen aufrufen, nämlich Joachim Gauck. In seiner Antrittsrede warf er sich vor den Achtundsechzigern in den Staub, und danach ist er noch weiter gesunken. Er wäre jemand gewesen, dem man das Verantwortungsgefühl für die Freiheit zugetraut hätte. Er hätte sehen können und sehen müssen, was läuft.
Er war aber ein Leichtsteinmeier.
Seine persönliche Lebensironie liegt darin, dass er nun doch noch zu denen gehört, die seinen Vater verhaftet haben.

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