Dienstag, 2. April 2013
Werbung: Leseprobe aus LOST MERKEL
„Sollen wir die Überwachungsvideos wirklich noch einmal anschauen?“ Mein Assistent pumpte sich noch eine Tasse Kaffee aus der Kanne. Das hatte ich befürchtet, wir würden die Videos wieder und wieder ansehen und auf jedes Detail achten müssen, um vielleicht etwas Ungewöhnliches zu bemerken, vielleicht aber auch völlig vergeblich. „Wie oft haben wir die jetzt schon durchlaufen lassen?“, fragte ich genervt.
Mein Assistent stöhnte: „Einmal.“
„Kam mir öfter vor. Ja natürlich schauen wir sie noch mal an“, ordnete ich an, „vielleicht finden wir ja beim zweiten Mal was.“ Auch ich goss mir Kaffee nach.
Die Bilder zeigten Besucher im Kanzleramt am Tag der offenen Tür. Gar keine schlechte Idee, eine Entführung gerade dann vorzunehmen, wenn die Sicherheitsvorkehrungen zwar hoch, aber ebenso durchgeplant und somit berechenbar sind. Wer hier eine Schwachstelle entdeckt, hat sein Ziel fast erreicht.
„Oder wir gehen die Sicherheitsmaßnahmen durch und suchen nach der Lücke, die …“, wollte mein Assistent ausführen, doch in dem Moment, als ich ihm fast schon zustimmen wollte, fuhr ich auf. „Da!“
„Oh Chefin, wie konnten wir das nur übersehen.“ Dann fügte er hinzu: „Sie sind brillant.“
Auf dem Video ist unter den Besuchern eine vollverschleierte Frau zu sehen, die mit den anderen das Haus verlässt. Hereingekommen aber ist keine solche Person. Weshalb wir ganz sicher sind, dass es sich hierbei um niemand anderen als Objekt A handelt, so ist das Kennwort für die Kanzlerin in unserem Fall, liegt an dem Mann in ihrer Begleitung, der ebenfalls verkleidet ist, und zwar wie ein saudi-arabischer Scheich. So einen kontrolliert natürlich niemand, der kann sich völlig frei bewegen, die verschleierte Frau ebenso, doch jetzt kommt’s: Er geht zwei Schritte hinter ihr.
So also gelang es dem Entführer, Objekt A zu bedrohen und sie, die keinen diplomatischen Eklat riskieren wollte, aus dem Kanzleramt völlig unbemerkt und unverdächtig herauszuschleusen.
Draußen verloren sich ihre Spuren. Im Gesicht meines Assistenten löste sich die Anspannung etwas. „Wenigstens geht es schon mal mit rechten Dingen zu, wenn sich eine Kanzlerin scheinbar in Luft auflöst“, stellte er fest.




Zur selben Zeit, an einem anderen Ort, was ich damals natürlich noch nicht wusste, beugte sich eine Gestalt aus dem Schatten vor das Gesicht der Kanzlerin. „Braves Mädchen, du warst böse“, brummte seine Stimme.
„Ja“, stammelte Merkel hervor.
„Habe ich dir befohlen, ja zu sagen?“ Er wurde lauter.
„Nein“, sagte sie.
„Und habe ich dir befohlen zu antworten?“
„Implizit schon, mit der Frage.“
Er nahm einen Faden Zahnseide und zog ihn langsam zwischen Angela Merkels Lippen hin und her. „Künftig werde ich dich jedes Mal versohlen, wenn du so etwas tust, verstanden? Und jetzt bestrafe ich dich, weil du die Mundwinkel heruntergezogen hast.“
Sekunden später knöpfte er ganz langsam ihr Hosenanzugoberteil auf. „Das nächste Mal werde ich dich richtig hart rannehmen.“
„Das ist ein eindeutiger Rechtsbruch“, begehrte Merkel auf. Im selben Moment erschallte seine Stimme wie ein Donner: „Rechtsbruch? Was höre ich da? Und was ist mit der Zentralbank, dem Euro, den Griechenlandmilliarden?“
„Ach, darum geht’s hier. Weil die Zinsen unten sind, weil die Spareinlagen für die Eurorettung nach Griechenland gehen. Tja, dann bin ich im europäischen Interesse hier.“
„Nein, darum geht es nicht! Du bist hier, weil ich dich kontrolliere! Weil du in meiner Macht bist!“ Schwer atmend ließ er sich sinken und rieb sein Gesicht in ihrem Haar.


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