Montag, 30. Januar 2017
Was für Schulz spricht
Gut, wollen wir fair sein. Dass er den Schwarzen den Obamahabitus klaut, geht in Ordnung, das gehört zum Politikgeschäft. Natürlich tut er so, als hätte jetzt mit ihm die SPD die Chance auf eine absolute Mehrheit und als wäre das bisher nicht so gewesen, weil er da noch kein Spitzenkandidat war, was sonst.
Dass er kein Abitur hat und keinen akademischen Grad, ist kein Nachteil und soll auch nicht so angesehen werden, da hat er sich eben nicht studentisch verbildet.
Auch, Bürgermeister einer mittelkleinen Stadt gewesen zu sein, ist nichts, wogegen was zu sagen wäre, da weiß er eben, welche konkreten Sorgen die Leute vor zwanzig Jahren gehabt haben.
In seiner Nobelpr-, Verzeihung, Nominierungsrede hat er alle parteizugehörigen Ministerpräsidenten und Minister und ehemaligen Kanzler hochgelobt, ihnen also seine Reverenz erwiesen, so läuft das.
Nur: Heiko Maas schütze die Bürgerrechte. Das hat er wirklich gesagt. Er gehe gegen den schlimmen Hass im Netz vor und „zeigt klare Kante gegen Rechts.“ Jubel.
Und da wird es gefährlich oder ist es schon. Der Minister für Justiz und Verbraucherschutz übertritt sein Amt, wenn er es unter parteipolitischer Orientierung ausübt. Schulz hätte wenigstens den Anschein erwecken können, es ginge ihm um den Schutz der Freiheit vor Radikalen aller Art.
Wer bestimmen will, gegen welche Art von Hass vorzugehen sei, was Rechts wäre und was die klare Kante sein soll, will nicht Bundeskanzler werden, sondern Führer. Schulz ist nicht deutscher Obama, sondern Erdogan.

Dennoch ist er ein Vor-Zeichen eines Wandels, gerade auch indem er selbst gar nicht dafür steht.
Er ist als Kandidat unbelastet, weil er kein Merkelianer ist.

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