Tagesschauder

In der zurückliegenden Epoche, sagen wir von vor zwanzig Jahren bis vor etwa fünf Jahren, war Toleranz das am häufigsten verwendete ideologische Schlagwort, wir sollen tolerant sein, wir brauchen Toleranz, alles war mit Toleranz wegzutolerieren. Zum Anfang der jetzigen Legislaturperiode sagte Sigmar Gabriel noch, er wolle Deutschland toleranter machen.
Das war so etwa das letzte, was man von der Toleranz gehört hat.
In Debatten ist mit Toleranz kein Stich zu machen, um eine Skat-Metapher zu verwenden. Toleranzargumente sind nicht mehr präsent.
Was heißt das? Ist darin eine Abkehr von der Verirrung zu sehen?
Leider nicht, im Gegenteil.
Das Toleranteln war die Vorbereitung des Zustands, den wir jetzt haben, wobei der Zustand kein stabiler, sondern ein dynamischer ist, eine Erosion.
Das Nervengift der Toleranz hat seine Wirkung getan.

Toleranz gegenüber abwegiger oder abwegig erscheinender Meinung ist ein Leistungsmerkmal aufklärerischer, demokratischer Gesellschaften.

Es darf nur nicht der Intoleranz gegenüber tolerant geworden werden, Popper et alii.

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Was bundesdeutsch heutzutage festgestellt werden kann, ist vor allem: Verblödung, Infantisilierung und, huch, ungünstige Feminisierung der Gesellschaft.

So war's einstmals von den großen Aufklärern nicht vorgesehen.

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Kleiner Gag am Rande :
Richard von Weizsäcker (R.I.P. - PBUH), stieß dem Schreiber dieser Zeilen vor vielleicht 25 Jahren ungünstig auf indem er in einem Fernseh-Interview verlautbarte, dass er, "im Gegensatz zu einigen Philosophen" (Wortlaut, Dr. W hat das gute Stück, das Fernseh-Interview im Web erfolglos längere Zeit gesucht), der Ansicht wäre, dass auch der Intoleranz gegenüber Toleranz zu walten sei.

Er war stets ein Trendsetter.

MFG
Dr. W

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