Freitag, 10. März 2017
Verlogenheitsjournalismus
Hierhin kann man googeln, wenn man sich als Journalist fragt und deshalb recherchieren möchte, was der Hassvorwurf Lügenpresse heißen solle, man habe schließlich nie die Unwahrheit geschrieben, könne natürlich nicht für die Springer-Presse garantieren, für die man aber auch nicht zuständig sei.
Da wäre nämlich dies. Zeit.de bringt eine Liste böser Wörter, die rechtspopulistisch sind und deshalb von den neuen Rechten in rechstpopulistischer Weise benutzt werden, woran man neue rechte Populisten erkennen könne. Establishment zum Beispiel.
Nun kann man dies für eine ausgemachte Dummheit halten, einen typischen Zeit-Blödsinn, letztlich harmlose Ideologie, womit die Zeitlinge doch nur etwas über sich aussagen, und zwar dass sie weder von Sprache noch von Politik etwas verstehen und Reden gegen das Establishment deshalb ablehnen, weil sie dazugehören. Früher war das mal progressiv, als man noch nicht dazugehörte.
Man kann darin auch einen illegitimen Herrschaftsanspruch sehen. Warum alles links zu sein habe, lässt sich gleich gar nicht mehr begründen, wenn links das Staatliche, Herrschaftliche geworden ist. Abgehängt oder nicht, dagegen muss sich Widerstand regen, und die verfassten Grundrechte gewähren, sich gegen unberechtigte Eingriffe des Staates wehren zu dürfen.
Eine solche Liste hat nicht nur einen dümmlichen Inhalt, wodurch sie als lächerlich erscheint, die Blödheit überdeckt den despotischen Charakter, eine solche Liste überhaupt zu erstellen, ganz gleich mit welchem Inhalt. Literaten können das unter literarischen Aspekten, aber politisch ist so etwas all das, was es vorgibt zu bekämpfen.
Und wenn ein Journalist meint, nichts damit zu tun zu haben, und deshalb keinen Anlass sieht, sich mindestens zu distanzieren, ist er Mitläufer einer faschistoiden Verlogenheitspresse. Mindestens.

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