Dienstag, 7. April 2020
Gefühlte Sachlage
Promi-Klatsch gehört eigentlich nicht hierher, aber es geht um etwas Systemrelevantes.

Woody Allen schreibt in seiner Autobiographie auch über die Vorwürfe und Prozesse, und man kann einmal aus der Art herauslesen, ob jemand etwas verbirgt, indem er darumherum schreibt, und ob er in sein Selbstmitleid den Leser einbeziehen will. Beides tut er nicht. Er schreibt ausführlich Nachprüfbares, also was schnell als falsch auffliegen würde, ist nicht unfair gegen Mia Farrow und inszeniert sich nicht als Opfer, obwohl er seine Verwunderung ausdrückt, dass die Zeitungen, von denen er es nicht erwartet hätte, sich so wenig für die ermittelten Fakten interessieren.

Das ist, was kein Einzelfall mehr ist. Emotionalisierte Berichterstattung, die schon vorwegnimmt, wie man eingehende Informationen zu bewerten hat. Die Zeitung oder jeweilige Pressestelle braucht einen Bösewicht, nicht um dem Opfer zu helfen, sondern um sich selbst als besser, als gut, darzustellen.
Darin besteht die Qualität der Qualitätspresse, wie wir sie kennen.

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Same procedure ...
Ähnliches zu beobachten in den Fällen Weinstein und Kachelmann. Alles, was nicht ins Bild passt, wird ausgeblendet, abgetan, in Zweifel gezogen, meist erst gar nicht veröffentlicht. Das Urteil steht fest, weil es ins Urteil passt. Ob einer zurecht schuldig gesprochen wird oder das Gericht dem öffentlichen Vorab-Urteil nur folgt, ist in einem solchen Klima nicht mehr zu unterscheiden. Schauprozesse 2.0.

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+1
Die Qualitäts-, Standard- oder Leitmedien sind vor nicht langer Zeit dazu übergegangen, sich nicht mehr vom Kaufvolk, von denjenigen, die für Erhalt von Nachricht und Kommentar zahlen, beeinflussen zu lassen, sondern folgen nun – dem Anschein nach – strikt Inhaberverhältnissen, folgen also denjenigen, die den Laden finanzieren und insofern auch den eigenen Job, des Journalisten ("Tagesschreibers") gewährleisten, in seiner Existenz.
'Reporter' sollen sich diese Leutz nicht mehr nennen.

Was amüsant ist, wenn der Leser und Kaufkunde vom Produkt zunehmend isoliert wird.
Dr. W "mag" bspw. auch die "FAZ", die zunehmend in Widerstreit mit ihrer Leserschaft gerät, was an den Leserbriefen belegbar ist, denn die Leser mögen das, was ihnen vorgesetzt wird immer weniger, wenn den Leserbriefen getraut werden darf.
Vor einigen Tagen hat die "FAZ" versucht Leserkommentare nur noch Abonnenten offen stehen zu lassen, hat's aber schnell aufgegeben, denn : die Zugriffszahlen gingen in den Keller.

Andererseits:
Wer derart nicht zahlt, wird mit Nachricht, zunehmend auch falscher, verköstigt, denn andere zahlen ja, Inhaber, Werbekunden, gar der bundesdeutsche Staat mit Werbeanzeigen – wenn der originäre Leser nicht oder nur noch wenig zahlt.
Nichts sozusagen ist gratis, Freedom is not for free.

Schön ist es nicht, anscheinend zahlt Woody auch nur ungenügend.
Er ist auch selbst ein wenig schuld daran, er hat irgendwann die Lustigkeit seiner Bemühung weitgehend aufgegeben, das anarchische Moment verloren, und kam da nicht mehr heraus ...
Er ist halt kein Intellektueller.

MFG
WB

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