Dienstag, 2. März 2021
Klassenstandpunkt gegen links
In DDR-marxistischer Auffassung bestimmte sich die Position der Person nach Klassenzugehörigkeit, und zwar von ihr selbst, nicht von der Familie. Hätte ein Arbeiter einen Betrieb geerbt, wäre er zum Ausbeuter geworden. Allerdings nur im kapitalistischen System; im sozialistischen hatte die Arbeiterklasse die Macht, die Klassenzugehörigkeit konnte man nicht durch Aufstieg ablegen. So gibt die hörsturzgeschädigte Linken-Abgeordnete ihren Vater als Maurer an, das kann die Bedeutung Maurer, Bauingenieur oder Parteifunktionär haben.

Kommt nun ein Mensch aus einer ehemaligen Kolonie auf den Kontinent der Kolonialisatoren und wird gar Staatsbürger, ist er dann immer noch Opfer des Kolonialismus? Oder gehört er jetzt zu der Kolonialherrentradition?
DDR-Marxisten hätten gesagt, der Klassenstandpunkt ist entscheidend, die Kolonialfrage lenkt vom Klassenkampf ab.
Nein, ist die aktuelle Narration, die nicht existierende Rasse ist entscheidend.

Nur eine Beantwortung ist im herkömmlichen Sinne links. Aber sie ist nicht im aktuellen Sinne links. Nur eine wäre nicht rassistisch, aber ist es im Sinne des jetzigen Diskurses.
Man könnte nach Klassenstandpunkt argumentieren.
Das hätte mehr Sinn als linksgeredet.

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Frage an Dr. Sommer
Das ist eine hochinteressante Problematik ("ist er dann immer noch Opfer des Kolonialismus") und hat mich auf folgende Frage gebracht:
ein guter Freund von mir durfte im sozialistischen System als Bergmann arbeiten (und hat das überlebt).

Meine Frage: wenn ich mich jetzt von diesem Freund adoptieren lasse, kann ich mich dann in der kommenden global-kommunistischen Gesellschaftssordnung als Adoptivsohn eines Bergmannes auf die Zugehörigkeit zur internationalen Arbeiterklasse berufen?

Und wenn ich anschließend nach Afrika auswandern würde, kann ich mich dann darauf berufen, proletarisches Opfer des weißen Kolonisationsimperialismus zu sein, der gegen die Täternachkommen berechtigte Ansprüche auf Entschädigung und Wiedergutmachung stellen kann?

In der Hoffnung auf einen positiven Bescheid verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
r. wehpunkt

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Nö.
Die Frage nach der Herkunft ist davon ja nicht beeinflusst.

Zum Beispiel blieben mir in der Jugend die Wege zur gewünschten Studienrichtung verwehrt, weil soziale Herkunft: Intelligenz (Lehrers Kinder, Pastors Vieh...)

Dafür hätten meine Kinder es besser: Ihre soziale Herkunft ist Arbeiterklasse. Ihr Vater hat zwar auch studiert, war aber Offizier der NVA und diente somit der Arbeiterklasse. Inwieweit sich das Dienen der Arbeiterklasse eines Offiziers der NVA von einem Lehrer an einer sozialistischen Schule sozial unterscheiden sollte, blieb dabei unklar.

Nur wurde aber der Vater auch in die Bundeswehr übernommen und diente damit nicht mehr der Arbeiterklasse sondern auch den bitterbösen Bonner Ultras. Auch das hat keinen Einfluss: weil die Herkunft entscheidet!

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