Freitag, 28. Dezember 2012
Der wahrhaftige Präsident
Joachim Gauck ist für seine Weihnachtsansprache und der einseitigen, weltfremden Auslegung der Täter-Opfer-Verteilung harsch kritisiert worden, zumindest da, wo der Kommentarbereich offen war. Die Kritik beruht aber auf einem Missverständnis. Gauck hat sehr verdienstvoll gesprochen.

Der Bundespräsident ist der oberste Repräsentant des Staates, als solcher äußert er nicht seine Meinung oder sich, sondern die des Apparates. Man darf nicht erwarten, dass er allen aus der Seele oder dem Herzen spricht oder ihre Erfahrungen aufnimmt. Er spricht gemäß dem virtuellen Zustand, der von den Herrschenden festgestellt ist. Diesen hat er in einer schonungslosen Weise offenbart.

Der normale deutsche Bürger darf nicht darauf rechnen, im Falle einer durchschnittlichen Gewalttat von dem behördlich-medialen Komplex als Rechtssubjekt angesehen zu werden. Wer etwas ändern will, braucht schon die eigene Zivilcourage, denn das ist der Mut des Bürgers in einem von Machtungleichgewicht geprägten manifesten Konflikt.
Das ist die Botschaft, man muss sie nur heraushören und darf nicht erwarten, dass der Bundespräsident dafür zuständig wäre, Tacheles zu reden und den Herrschenden auf die Finger zu klopfen. Er kann nur, wie er es in der vorigen Diktatur gelernt hat, etwas ausdrücken, indem er es nicht sagt.
Noch deutlicher hätte er nicht werden können.

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