Montag, 18. Juli 2016
Was ist links?
Gelegentlich kam die Frage in die Feuilletons, was „heute noch“ links sei. Das war vor dem Aufkommen der schlimmen Rechtspopulisten, seitdem scheint diese Frage überflüssig.

Im gängigen Verständnis ist links der Einsatz für die Interessen des kleinen Mannes, des einfachen Volkes beziehungsweise der Benachteiligen, und manchmal schießt man etwas radikal über das gerechte Ziel hinaus.
Hier aber hat man schon die propagandistische Struktur übernommen, die Ursache und Wirkung vertauscht.

Im Ursprung ist links das aus mangelndem Selbstgefühl entstehende Bestreben zur Ermächtigung. Zu diesem Zweck sucht man sich eine Moral, eine Ideologie, die zum einen die Machterlangung rechtfertigt und zum anderen eine Masse zur Basis hat. Man phantasiert sich in die Führung einer Masse, um das Recht zu haben, die Macht über die Gesamtheit zu beanspruchen.
Am liebsten würde man die Masse gegen die Mehrheit führen.

Deshalb die Arbeiterklasse. Nicht aus Achtung vor der Arbeit, sondern weil das viele sind.
Wenn es der Arbeiterklasse zu gut geht, dann die Arbeitslosen, die Sozialfälle, neu erfundene Menschengruppen.
Jede Masse ist willkommen.

Es geht auch immer nur um das kollektivistische Aggregat, nicht einzelne Individuen davon, die können stören.

Da die Ideologie eine Gültigkeit für das Ganze beansprucht, die sie nicht hat, bewirkt sie nicht nur den ständigen Kampf, auch die Anfälligkeit zur Gefolgschaft außenstehender Führer wie Mao, Khomeini oder Ho Chi Minh ist angelegt; man bewundert sie dafür, das zu sein, was man selbst gern wäre, aber eben nicht ist. Sie nehmen die Position der starken Identifikationsfigur ein, die man nie hatte oder von der man sich lossagen wollte.

Sind die Strukturen der Ideologie totalitär – es gibt keine gemäßigte Variante, andere Meinungen sind die von Schädlingen – so ist ihr Inhalt austauschbar. Islam ist kein bisschen links, der Einsatz für die muslimische Masse ist total links.

Weil die meisten einen ideologisch vernagelten Eindruck machen, glaubt man, die Ideologie sei das Primat, aus dem sich Handlungen und Ansichten ableiten. Dem ist nicht so. Primär ist das Geschäft. Man wird für die Ideologie bezahlt. Weil man weiter nichts zu verkaufen hat, muss es eben noch mehr Ideologie sein, noch mehr Kampf, noch mehr Schaffung von Planstellen.
Der moralische Mehrwert zahlt sich aus – indem die Gesellschaft zur Auszahlung gezwungen wird.

Links ist die moralideologisch begründete Ausbeuterklasse.

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