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Sonntag, 17. Februar 2019
Prinzipielles und Tatsächliches
tagesschauder, 11:34h
Zwei Beispiele für unzulänglichen Journalismus.
Das eine ist recht auffällig, der Spiegel-Titel: „Die Macht der Clans“. Ist ja nicht falsch, aber zu spät. Der Spiegel, den wir noch kennen, hätte das gebracht, bevor es nicht mehr zu beheben ist. Allerdings können wir uns nicht erinnern, dass der Spiegel von damals, wie wir ihn noch kennen, damit tatsächlich mal herausgekommen wäre.
Die Unterzeile des Titels lautet: „Arabische Clans haben den Staat lange verhöhnt. Jetzt schlägt er zurück.“ Eben, von der Verhöhnung hat man nichts gelesen. Jetzt ist neue Politik, man tut so, als würde der Staat was machen, und dazu gehört die neue Informationspolitik. Hauptsache, der Bürger denkt: Ganz ruhig, es läuft.
Etwas subtiler geht der als gemäßigt geltende Cicero vor, da schreibt sich:
„Zusammenhalten statt Auseinanderfallen
Während ihrer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz verteidigte Bundeskanzlerin Angela Merkel kämpferisch ihr Anliegen einer multilateralen Welt. Doch der Auftritt von US-Vizepräsident Mike Pence zeigte deutlich, wie tief die Risse im transatlantischen Bündnis sind“.
Merkel verteidigt kämpferisch.
Nein, das tut sie nicht, sie sagt.
Auch Pence sagt, aber sein Auftritt zeigt deutlich, nämlich was emotional negativ Konnotiertes, tiefe Risse. Wenn es die gibt, hätte auch Merkels Beitrag sie gezeigt, zumindest als eine Seite davon. Aber sie ist die Hochzuschreibende.
So geht es auch im Text: „Das hochrangige Publikum dankte ihr mit stehendem Applaus. Vielleicht ja auch, weil jedem im Saal klar war, dass die Ära Merkel zu Ende gehen wird. Und sie nutzte die Bühne, um ihre wichtigste Botschaft noch einmal unmissverständlich klarzumachen: Es geht nur mit allen zusammen – das Merkel-Mantra für eine multilaterale Welt.“
Nur mit allen, das sind dann auch Wir, und das Wir gewinnt, wer wollte das bestreiten.
Doch es ist etwas, das auffällt, wenn man danach schaut, die Gegenüberstellung von Prinzip und konkreter Situation. Das Prinzip überbietet immer die Tatsachen, rhetorisch zumindest. Wer mit Prinzipien ankommt, hat nichts. Wer von Prinzipien redet, ist nicht glaubwürdig. Auch wenn das stehende Publikum hochrangig applaudiert. Schon gar nicht, wer sich selbst bisher noch alle Prinzipien verworfen hat.
Das eine ist recht auffällig, der Spiegel-Titel: „Die Macht der Clans“. Ist ja nicht falsch, aber zu spät. Der Spiegel, den wir noch kennen, hätte das gebracht, bevor es nicht mehr zu beheben ist. Allerdings können wir uns nicht erinnern, dass der Spiegel von damals, wie wir ihn noch kennen, damit tatsächlich mal herausgekommen wäre.
Die Unterzeile des Titels lautet: „Arabische Clans haben den Staat lange verhöhnt. Jetzt schlägt er zurück.“ Eben, von der Verhöhnung hat man nichts gelesen. Jetzt ist neue Politik, man tut so, als würde der Staat was machen, und dazu gehört die neue Informationspolitik. Hauptsache, der Bürger denkt: Ganz ruhig, es läuft.
Etwas subtiler geht der als gemäßigt geltende Cicero vor, da schreibt sich:
„Zusammenhalten statt Auseinanderfallen
Während ihrer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz verteidigte Bundeskanzlerin Angela Merkel kämpferisch ihr Anliegen einer multilateralen Welt. Doch der Auftritt von US-Vizepräsident Mike Pence zeigte deutlich, wie tief die Risse im transatlantischen Bündnis sind“.
Merkel verteidigt kämpferisch.
Nein, das tut sie nicht, sie sagt.
Auch Pence sagt, aber sein Auftritt zeigt deutlich, nämlich was emotional negativ Konnotiertes, tiefe Risse. Wenn es die gibt, hätte auch Merkels Beitrag sie gezeigt, zumindest als eine Seite davon. Aber sie ist die Hochzuschreibende.
So geht es auch im Text: „Das hochrangige Publikum dankte ihr mit stehendem Applaus. Vielleicht ja auch, weil jedem im Saal klar war, dass die Ära Merkel zu Ende gehen wird. Und sie nutzte die Bühne, um ihre wichtigste Botschaft noch einmal unmissverständlich klarzumachen: Es geht nur mit allen zusammen – das Merkel-Mantra für eine multilaterale Welt.“
Nur mit allen, das sind dann auch Wir, und das Wir gewinnt, wer wollte das bestreiten.
Doch es ist etwas, das auffällt, wenn man danach schaut, die Gegenüberstellung von Prinzip und konkreter Situation. Das Prinzip überbietet immer die Tatsachen, rhetorisch zumindest. Wer mit Prinzipien ankommt, hat nichts. Wer von Prinzipien redet, ist nicht glaubwürdig. Auch wenn das stehende Publikum hochrangig applaudiert. Schon gar nicht, wer sich selbst bisher noch alle Prinzipien verworfen hat.
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