Donnerstag, 5. März 2020
Blick auf Marx und Marxismus
Es könnte doch sein, dass Karl Marx zwar selbst jetzt nicht so sehr der neue Mensch war, konnte er ja gar nicht unter den gesellschaftlichen Verhältnissen, aber trotzdem eine bedeutsame Geistesschöpfung hinterlassen hat, bedeutsam im Sinne von nutzbringend. Er selbst hat auf Kosten anderer gelebt, aber dennoch wäre es möglich, dass er diese Umstände genutzt hat zum Wohle der Arbeiterklasse und der Menschheit. Goethe war ja auch nicht so der Kumpel, doch sein Werk verblasst nur langsam, und Thomas Mann war ein Haustyrann und Einstein hat sich nicht um seine Familie gekümmert.
War vielleicht die Analyse, die Marx geleistet hat, als solche eine Leistung, die bloß nicht zur Ideologisierung und Verabsolutierung gedacht war? Immerhin sagte Marx von sich, er sei kein Marxist.

Marx wurde durch Friedrich Engels zum Propheten hochgemarxt, die gesamte Philosophie steckt angeblich im Marxismus. Na ja, langsam. Hegel vom Kopf auf die Füße zu stellen mag angebracht gewesen sein, aber Hegeldepperei ist es immer noch.

Die politische Ökonomie, nach Engels das zweite Ding im Marxismus, ist möglicherweise diskutabel, die Kritik am Kapitalisten ist, dass er durch die Anhäufung von Kapital dem Warenaustausch Geld entzieht, das wäre zu hinterfragen, ist aber kein Unsinn von vornherein, auch die Mehrwerttheorie, der Arbeiter bekomme nicht die Wertschöpfung bezahlt, sondern nur so viel, wie es zur Erhaltung der Arbeitskraft nötig ist, das Reserveheer der Arbeitslosen werde gehalten, um die Löhne zu drücken, das ist als Analyse ein Modell, das praktikabel ist, wenn es passt, aber als ideologisches Konstrukt nicht tauglich, wenn Realitäten eine Rolle spielen sollen.

Dann wäre das Ding mit dem Kommunismus. Marx sieht die Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln als Grund für die Ausbeutung und die Verelendung, und darum müssen die enteignet werden. Es ging da weniger um die oberen ein Prozent, sondern um die Besitzer der Produktionsmittel.
Und dann?
Darüber sagt er nicht viel. Dann ist keine Ausbeutung mehr, dann ist kein Staat mehr nötig, der Mensch ist befreit.

Doch nach der Enteignung tritt bisher immer die neue Ausbeuterschicht an, die sich nicht so nennt. Es wird gelebt von dem, was da ist, die Ausbeutungsverhältnisse werden überhaupt nicht aufgehoben, sondern als ökonomische Basis der gerechten Verteilungsverhältnisse ausgegeben.
Es ist also nicht nur die gewaltsame Revolution angelegt im Marxismus, auch die gewaltsame Aufrechterhaltung des dann erlangen Zustandes, ohne Befreiung der Arbeiterklasse.
Der Totalitarismus, die despotische Herrschaft der Partei, all das, was an den unzulänglichen Umsetzungen gelegen haben soll, ist vorgegeben, programmiert. Nicht mehr die Kapitalisten leben auf Kosten der Arbeiterklasse, sondern die Parteikader.

Und das deckt sich doch sehr mit der Art des Lebens von Marx.
Wir haben nur jetzt einen Zustand hoher Effizienz, der gesellschaftlichen Reichtum erscheinen lässt. Darum gibt es so viele Marxisten.

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