Freitag, 17. April 2020
Vorgestellter Vergleich
Wenn diskutiert wird, wie bereitwillig sich die Leute so in ihren Freiheitsrechten einschränken lassen, müsste man mal das Gedankenexperiment anstellen, wie eine vergleichbare Situation, in der solche Maßnahmen anstünden, in der alten Bundesrepublik machbar gewesen wären. Gehen wir mal nicht auf die Frage nach der Erforderlichkeit ein, nehmen wir eine ähnliche Lage an zur Zeit von Kohl, sagen wir in den späten Achtzigern, wobei wir natürlich nur spekulieren können, vielleicht spekuliert jemand anderes anders.
In der DDR jedenfalls hätte man auf keinen Fall die Produktion ausgesetzt. Die Maschinen hätten häufiger geputzt werden müssen, alle hätten ihre Atemmasken aus der Zivilverteidigung tragen müssen, vielleicht hätte man eine Show daraus gemacht, dass die Sowjetarmee mit ihren Beständen an Desinfektionsmitteln an den Haltestellen die Leute abwischt.
Aber kann man sich vorstellen, dass Kohl und die damaligen Ministerpräsidenten Betriebsschließungen angeordnet hätten? Es erscheint als nicht durchsetzbar, und jede Maßnahme wäre von der Presse zerpflückt worden.
So stellen wir uns das jetzt mal vor.
Ob sich daraus schlussfolgern lässt, dass sich die Bürger damals weniger hätten bieten lassen, wäre damit noch immer nicht gesagt. Das Opponieren war an die Opposition ausgelagert, die damals auch aus der Presse und den Journalisten bestand.

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Donnerstag, 16. April 2020
Kommentierfunktion
Zu beobachten war schon länger, dass die Onlineseiten unserer Zeitungen und Nachrichtenmagazine immer weniger Kommentare zulassen. Früher mal Standardfunktion, jetzt ab und zu.
Eine neue Variante ist zu beobachten auf focus.de, wo meistens noch alles kommentierbar ist. Aber man konnte bisher und kann jetzt nicht mehr die Kommentare direkt anklicken. Das ist bei welt.de schon länger so. Das bedeutet, es wurde zu oft getan. Zu viele Leser wollten gar nicht mehr den Artikel lesen, sondern gleich erfahren, was Leser dazu zu sagen haben.
Jetzt soll man sich erst durch den redaktionellen Teil wühlen.
Zu erwarten ist, dass das nicht den erhofften Effekt bringt, dass der gelesen würde oder dass man mehr Zeit auf der Seite zubringt. Aber darüber werden wir nichts erfahren.

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Mittwoch, 15. April 2020
Gewonnen
Sicher vorhersagen kann man nur, dass die Beendigungen der Einschränkungen nicht so aussehen dürfen, als wäre man einer Hysterie aufgesessen.
Und darum haben wir das Problem, dass wir den Zahlen, die wir dann haben werden, noch weniger glauben können als denen, die wir jetzt gar nicht haben. Wenn es in Kindergärten zu Übertragungen kommt, will schon mal niemand verantwortlich sein, aber was ist dann mit Krankheiten und schweren Verläufen? Darf oder muss es die geben oder eben nicht?
Nachdem man sich schon einmal korrigieren musste, kann man dies kein zweites Mal tun.
Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass, da die Glaubwürdigkeit von Darstellung und Vermittlung gesunken, aber das Vertrauen in den Staat und die Politiker gestiegen ist, der Zustand der Bedrohungslage erhalten bleibt.
Das wäre durchaus ein politischer Gewinn.
Ob der so geplant war, das wäre zu bezweifeln. Wer so weit denkt, den kann man auch wählen.

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Dienstag, 14. April 2020
Was wir nicht wissen
Wie über alles gibt es auch über die Einschränkungen unterschiedliche Meinungen. Möglicherweise erklären sich die besseren Umfragewerte für die Regierung damit, dass diejenigen, die überhaupt meinen, es müsse was getan werden, damit gegen die stimmen möchten, die meinen, nichts wäre besser gewesen.

Wir können nicht beurteilen, was gewesen wäre. Hätten wir eine Grippe oder eine Pest? Kriegen wir die Pest sowieso und haben dann nur keine Wirtschaftskraft mehr?

Wer die Notwendigkeit der Maßnahmen bestreitet, tut dies meistens mit dem Verweis auf den gewöhnlichen Charakter des Virus, was dann eben auch bedeutet, sie wären notwendig, wenn die Umstände so wären wie angenommen und dargestellt.

Man kann bislang eigentlich nur sicher sagen, dass die Krise nicht willkommen war, jedenfalls traf sie auf eine widerwillige Regierung. Ganz anders „2015“. Da geschah, worauf sich der Hof gefreut hat.
Schlüssig ist kein Plan, den man sich irgendwie denken könnte. „Um wieder Wachstum zu haben“ oder so was. Passt nicht, auch nach gründummen Kriterien hat es keinen Sinn, die verhasste Wirtschaft abzuschalten. Man zehrt nicht mehr von der Substanz, wenn sie weg ist.
Nur weil etwas schädlich ist, muss es noch nicht von Merkel so gewollt worden sein.
Hätten die Schweden zuerst gesagt:“Schön, dass du da bist, liebes Virus, wir brauchen dich“, dann hätte man auf eine zentrale Steuerung schlussfolgern können.

Wenn nach der Krise alles verstaatlicht wird und wir den Sozialismus haben, dann hat uns das Virus vor dem Bürgerkrieg bewahrt, der denselben Ausgang genommen hätte.

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Montag, 13. April 2020
Unumkehrbare Verblödung
Wer nicht verblödet ist, muss sich fragen lassen, wo er die letzten zwanzig Jahre gesteckt hat.
Die Viruskrise zeigt die Verblödung, legt offen, wer nutzlos ist und wer gebraucht wird. Schon wahr. Das heißt aber nicht, dass wir uns jetzt besinnen und mit dem Blödsinn aufhören.
Unsere Lage, also die der politischen Gesellschaft, ist nunmehr die wie in der Sowjetunion nach Breshnew, dann kam Andropow, der das System durch Reformen retten wollte, weil er die Realität kannte. Aber die Sowjetunion war schon am Ende bei der Ausrufung der Neuen Ökonomischen Politik. Der von Lenin. Danach wurde es noch richtig gefährlich.

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Sonntag, 12. April 2020
Alter Trott der Trottel
Ist schon bizarr, wenn der oberste Repräsentant den Fernsehzuschauern sagt, man habe zu überlegen, ob man wirklich in den alten Trott, zu den alten Gewohnheiten zurückwolle.
Durch den alten Trott ist er Bundespräsident geworden.
Daher wäre diese Mahnung genau dann gerechtfertigt, wenn sie von den Bürgern an die Politkreise erginge. Oder wenn in ihrem Namen dies der Herr Bundespräsident täte und seine Mahnung an den Hof richtete.
Vielleicht hat er das ja so gemeint, andere Leute kennt er ja nicht.

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Samstag, 11. April 2020
Nötige Solidarität
Der Bundespräsident wird eine Osteranschwatze halten und den solidarischen Zusammenhalt der Gesellschaft beschwören. Er selbst hat immerhin schon mal eine Niere gespendet, sein Solidaritätssoll ist erfüllt. Diejenigen, die jetzt mit ihrer Arbeit und ihrem Geld die Sache bezahlen, von denen muss er nichts fordern. Er müsste die subventinsfeudalen Transferleistungsempfänger um Verzicht auffordern, das allein hätte Sinn.
Mal sehen, ob er das macht.

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Freitag, 10. April 2020
Osterwunder
Zu Ostern eine Sache zur Religion. Mit dem Christentum sind wir in eine jüdische Tradition eingetreten, mit der wir, die Nordeuropäer, ursprünglich nichts zu tun hatten, was ging uns der Pharao oder Abraham an. Damit übernahmen wir eine Auffassung von der Geschichte und der Menschheitsentwicklung, die so weit bekannt nur in der jüdischen Traditionslinie besteht: Das, was geschehen ist, geht dich was an, lieber Mensch. Dein Volk hat eine Geschichte und es ist deine. Die Geschichte ist die des Volkes – so wird es erzählt; Eroberungen als Heimholung verlorener Stämme, Propheten und Könige werden als vom Volk hervorgebracht erzählt.

Folgerichtig, wer da was dagegen hat.

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Donnerstag, 9. April 2020
Der schwebende Strohhalm
Wort des Tages ist Lockerung. Wann kommt sie, wann wird sie erlassen.
Wer die Einschränkungsanordnungen als Eingriffe in die Bürgerrechte ansieht, muss dann aber, auch wenn das natürlich angenehmere Maßnahmen sind, auch die Lockerungen als herrschaftliche Instrumente ansehen. Kommode zwar, aber aus einem Verständnis der Macht über die Bürger heraus.
Es ist nun sogar denkbar, dass die Einschränkungen angemessen und hilfreich und mithin nötig waren, es sich bei den Lockerungen indes um eine staatliche Willkür handelt. Die Lockerungen könnten eher noch die Macht zeigen und den Erhalt der Macht bezwecken. Es gibt einige Anzeichen, herausgelesen aus den Aussparungen in der Presse, dass eigentlich der Punkt schon überschritten ist, an dem sich das jetzige System noch als relevant behaupten kann. So eine Art Maueröffnung kann da als der schwebende Strohhalm erscheinen.

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Mittwoch, 8. April 2020
Einsichtsmangel
Was die Beurteilung angeht, ob die Einschränkungen sinnvoll, also nützlich seien oder ob sie baldestmöglich aufgehoben gehören, befinden wir uns in dem Zustand, der den Bürgern da unten auf der Straße immer unterstellt wird: Wir wissen es nicht. Haben nicht den Einblick. Können es nicht einschätzen.
Schon gar nicht haben wir den Vergleich, was gekommen wäre ohne die Information über das neue Virus, eine Grippewelle mit durchschnittlichen Opferzahlen?
Gut, es mangelt uns an Einblick. Aber den Entscheidern auch oder denen, die sich dazu machen wollen. CDU-Abgeordnete fordern Lockerungen, warum tun sie das? Wissen sie mehr? Das kann man ausschließen, sie tun es, weil sie damit Aufmerksamkeit gewinnen. Man macht also weiter wie zuvor.
Vermutlich wird als einzige Folge der Krise bleiben, dass der Bundestag vergrößert wird.

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Dienstag, 7. April 2020
Gefühlte Sachlage
Promi-Klatsch gehört eigentlich nicht hierher, aber es geht um etwas Systemrelevantes.

Woody Allen schreibt in seiner Autobiographie auch über die Vorwürfe und Prozesse, und man kann einmal aus der Art herauslesen, ob jemand etwas verbirgt, indem er darumherum schreibt, und ob er in sein Selbstmitleid den Leser einbeziehen will. Beides tut er nicht. Er schreibt ausführlich Nachprüfbares, also was schnell als falsch auffliegen würde, ist nicht unfair gegen Mia Farrow und inszeniert sich nicht als Opfer, obwohl er seine Verwunderung ausdrückt, dass die Zeitungen, von denen er es nicht erwartet hätte, sich so wenig für die ermittelten Fakten interessieren.

Das ist, was kein Einzelfall mehr ist. Emotionalisierte Berichterstattung, die schon vorwegnimmt, wie man eingehende Informationen zu bewerten hat. Die Zeitung oder jeweilige Pressestelle braucht einen Bösewicht, nicht um dem Opfer zu helfen, sondern um sich selbst als besser, als gut, darzustellen.
Darin besteht die Qualität der Qualitätspresse, wie wir sie kennen.

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Montag, 6. April 2020
Vorgang und Ergebnis
Der Zustand der heruntergefahrenen Wirtschaft macht den Anhängern von Klimatology weniger Freude, als man meinen könnte, wollten sie das nicht?
Es ist aber so, wie wenn man einem Kind ein schon zerlegtes Spielzeug gibt. Es will nicht den Zustand der Zerstörung, das Zerstörtsein, sondern den Vorgang, das Kaputtmachen.
Im staatlichen Maßstab muss das Spielzeug auch noch nachwachsen, damit man sich im andauernden Prozess der Destruktivität bewegen kann und dafür bezahlt wird. Wer das Klima schädigen will, sollte möglichst viele Klimaschutzkoordinatoren einstellen, die den Zustand bewirtschaften.

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Sonntag, 5. April 2020
Geld und Kaufkraft
Lehrmeinung soll angeblich sein, dass die Arbeit von Maschinen gemacht wird und der Konsum die Wirtschaft ankurbelt. Den Maschinen dürfte das Virus wenig anhaben, und der Konsum wird auch nicht das Hauptproblem nach der Pandemie sein.
So eine Unterrichtsmeinung ist nur möglich in Phasen der Überproduktion. Von allem ist genug da, nämlich zu viel, so dass man glauben könnte, das wäre der Normalzustand und es ginge nur noch um gerechte Verteilung, also Umschichtung von Geld. Das Geld scheint ja gedeckt durch die Waren.
Die Wirtschaftskraft hängt zwar irgendwie mit dem Geld zusammen, das ausgegeben wird, ist aber nicht damit identisch. Das Geld muss von der Wertschöpfung gedeckt sein, was normalerweise im Kreislauf die Wirtschaftskraft bedeutet, aber diesen Zustand haben wir verlassen, wir haben zu viele überbezahlte Wertvernichter. Staatsquote und Staatsverschuldung hängen dann doch zusammen.
Soll heißen, was schon mal hier wunschgedacht wurde: Kirchhofsches Steuersystem und Geldverdienen mit eigener Leistung, das wäre nach der Krise das Mittel.

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Samstag, 4. April 2020
Vom Westen gelernt
Im Zusammenhang mit Katyn war zu lesen, dass Putin das Gedenken gewendet habe; noch vor zehn Jahren, als das polnische Regierungsflugzeug abstürzte, gedachte man der sowjetischen Verbrechen, die unter Gorbatschow aufgedeckt wurden, aber inzwischen wolle man davon nichts mehr wissen und feiere wieder den Großen Vaterländischen Krieg wie zu der Zeit, als die Stalin-Opfer durch etwas ganz Großes aufgewogen werden sollten.

Schade, dass eine ambivalente Geschichtsbetrachtung offenbar nicht möglich ist.
Aber wenn das so ist, dass sie nicht möglich ist, dann hat Putin von uns gelernt. Wir haben ihm die Destruktivität der negativen Historienmalerei vorgemacht, er sieht, dass man das lieber nicht nachmacht.
Das ist schlüssig gedacht und positiv entschieden. Weit weg vom Wünschenswerten, aber noch weiter weg von unserer Dekadenz.

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