Sonntag, 2. Dezember 2012
Gut gemacht
Die Milgram-Experimente haben vor etwa fünfzig Jahren gezeigt, Menschen sind zu allem fähig, wenn es ihnen von einer Autorität befohlen wird. Inzwischen haben sich die Messmethoden verfeinert, so dass man auf einen Aspekt aufmerksam geworden ist, den man bisher übersehen hatte, dass es nämlich darauf ankommt, in dem Glauben zu handeln, das Richtige zu tun. Noch genauer gesagt kommt es darauf an, dass man an die Autorität die Entscheidung abgegeben hat beziehungsweise von ihr übernimmt, was richtig sei. Dann, nachdem man durch eigenes Handeln begonnen hat, diese Entscheidung zu verfestigen, ist man bereit, auf Befehl zum Unmenschen zu werden.

Das wurde aus gutem Grund so lange verschwiegen, hier handelt es sich um ein wohlgehütetes Geheimnis. Die Unmenschen glauben, auf der richtigen Seite zu sein.

Sich auf der richtigen Seite zu verorten, bewahrt nicht davor, Unmensch zu sein.

Wenn jemand die moralische Kompetenz abgibt an die Sache, die Autorität, das Milieu, den Propheten, wenn jemand gut ist, weil es die anderen nicht sind, wenn jemand der übergeordneten Floskel folgt, dann heißt es Reißaus nehmen. Hier ist ein Unmensch im Entstehen.

Wie erkennen wir, was Recht ist? Nicht alle wollen das. Ströbello verlässt das Parlament, wenn der Papst diese Frage aufwirft.

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