Sonntag, 1. Dezember 2019
Humorkritik erklärt Unwitz
In der Rubrik Humorkritik bespricht die Titanic eine Rezension der Süddeutschen Zeitung des Buches mit allen Titelbildern aus vierzig Jahren Titanic, worin der SZ-Rezensent meint, ein Titelvorschlag wie „Warum nicht mal ein Neger?“ mit Roberto Blanco, anlässlich der Bundespräsidentenwahl, käme heute nicht mal mehr in die Auswahl.
Der Rezensent stellt sich vor, die hätten eine Auswahl.
Dazu steht nun in der Humorktitik, der Rezensent hätte den Witz nicht verstanden, und erklärt, der Witz bestünde darin, dass einer, der von diesem Volksmund Neger genannt wird, eben keine Chance hätte, Bundespräsident zu werden.

Witze kann man erklären, aber wo kein Witz ist, lässt sich nichts erklären. Der Titel war schon damals komplett unwitzig, man hat sich erinnert, dass es „2 gute Gründe für Hildegard Hamm-Brücher“ gegeben hat, und Hitler und Zonen-Gabi gaben gerade keine Grundlage.

Was aber die Humorktitik zeigt, ist nicht nur die Einfallslosigkeit, sondern das komplette Einordnen in die politische Korrektheit, die manchmal vermeintlich so sehr übertrieben wird, dass es lustig sein soll. Nach der Humorkritikerklärung wäre es eben überhaupt kein Witz, ob Negerwort oder nicht. Die Fallhöhe läge allein in der Differenz zur Volksmeinung – über die ist man sich aber einig zwischen Redaktion, Lesern und Milieu. Man würde allein aus diesem Grund einen Negermenschen zum Bundespräsidenten machen wollen. Daraus ließe sich vielleicht Komik erzeugen, wenn man sich Gedanken macht.
Macht man aber nicht, weil man glaubt, man wäre lustig, weil es Titanic heißt.

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