Dienstag, 14. Juli 2020
Sprache des Grünen Reiches: pochen
Eine weitere Sprachschlamperei, die sich bis in die Nachrichten des seriösen Radios durchgefressen hat, ist, dass jemand auf etwas pocht. Heute, zwar wörtlich zitiert von Habeck, aber in den Hauptnachrichten, dass die Grünen auf Geschwindigkeitsbeschränkung pochen werden bei einer Regierungsbeteiligung. Letztens, da war es kein Zitat, sondern formulierte Meldung, die Kanzlerin pocht auf irgendwas, und sonst auf den News-Seiten pocht auch dauernd jemand auf seine Forderungen.
Und das ist nicht nur wieder so eine Sprachstanze, die alle übernehmen, auch, aber es ist eine Vereinfachung der Darstellung und Vernebelung, ein Framing. Was nicht gesagt wird, ist, welche Verhandlungsposition jemand hat, wie die Interessenlagen sind, welche Erfolgsaussichten bestehen. Das Pochen ist überhaupt keine Information, aber so wird ein Akteur vorgespiegelt. Dramaturgisch wird er zum Protagonisten, mit dem man mitfiebert, seltener auch zum Antagonisten, gegen den man ist.
Schlechter Stil ist es sowieso, zudem, besser zuerst, eine Verfälschung, denn das Pochen ist metaphorisch, es ist nicht das, was geschieht. Es geschieht also etwas anderes, als was berichtet wird. Der Hörer oder Leser versteht zwar die Metapher, aber damit hat es sich, und das soll es auch.

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pochen - Pocher - am...
Fehlt nur noch, dass das zugehörige nomen agentis habituellen Vernebelns, und damit die zu "pochen" gehörige Berufsbezeichnung, von einem acteur-vorspiegelnden comedian zum Künstlernamen gekiest wird...

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