Freitag, 11. September 2015
Rothsfrech
Teile der Medien zeigen sich verwundert darüber, dass Claudia Roth keinen Hasshagel abbekommt dafür, dass sie in einer Diskussionssendung gesagt hat, nicht alle der Angekommenen seinen verwertbar. Verwertbarkeit, ganz schlimm, denn gemeint ist ja ökonomisch. Mitdiskutierer Bosbach wandte zu Recht ein, ihm wäre eine solche Aussage um die Ohren gehauen worden. Bei dem damaligen FDP-Chef Rösler geschah genau das, als er die Schleckerfrauen als für eine Anschlussverwertung tauglich bezeichnete.
Warum also keine Aufregung?
Wir sind schon so weit, dass wir uns wundern, wieso Empörung ausbleibt, und schließen uns der Verwunderung der Medien an, die sie sonst genüsslich ausbreiten.
Zum einen liegt es, natürlich, daran, dass es Claudia Roth ist. Die Empörungsmaschine hat das Empörungsmonopol.
Der zweite Grund ist aber der entscheidende: Sie meinte es gut, und das nicht in dem Sinne, wie sie alles gut meint und schlecht versteht, sondern sie meinte, gut so, dass sie nicht verwertbar sind. Wir brauchen und wollen die Schwachen, die nicht Verwertbaren.
Das wäre der Unterschied zu Bosbach gewesen, er hätte dasselbe als negativen Einwand gemeint.
Es ist wie „Deutschland schafft sich ab“ – wer diesen Satz als Mahnung meint, wird zerrissen. Wer daran arbeitet, gilt als moralische Instanz. Parasiten müssen von der Substanz leben.

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