Mittwoch, 16. Oktober 2019
Haltungsshow
Das Radio-Kalenderblatt rechnet vor einigen Tagen ab mit Rainer Werner Fassbinder, natürlich ohne es eigentlich so zu meinen. Vor fünfzig Jahren hatte sein Film „Katzlmacher“ Premiere. Er war Vielfilmer und Schnellarbeiter, was nicht schlecht sein muss, eine sperrige Art spricht auch nicht unbedingt gegen den Autorenfilmer. Der Film behandelt Ausländerfeindlichkeit in der Provinz. Katzlmacher werden Ausländer genannt von der hasssprechenden Bevölkerung. Katzl sind uneheliche Kinder.
Soweit wir aus der Biographie von Rainer Werner Fassbinder schließen können, kriegt er jedenfalls die Katzl nicht gemacht. Wäre er nach heutigen Identitätsmaßstäben überhaupt befugt, darüber zu filmen? Ja, denn sich gegen die Bevölkerung zu stellen, geht immer. Es war ja Nachkriegszeit, Nachnationalsozialismuszeit. Da mussten sich die neuen Eliten absetzen von der vormaligen Macht, die sich auf die Einheit von Staat und Volk berief. Zu Unrecht, aber wirksam.
Hat es in der alten Bundesrepublik überhaupt Ausländerfeindlichkeit gegeben? Man hat immer nur die Quellen, wie sich die Neueliten mit Ausländerfeindlichkeit auseinandersetzen und gegen Ausländerfeindlichkeit Gesichter zeigen.
Aus diesen Quellen geht jedenfalls gar nichts hervor, weil sie nichts beinhalten außer der eigenen Haltung.

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