Dienstag, 7. Januar 2020
Grüne Lage im grünen Journalismus
Es gab auf Spiegel.de schon schlimmere Artikel, wir müssen schon froh sein, wenn der Einstieg nur halbmanipulativ ist:

„In Berlin träumen die Grünen von der Kanzlerschaft, in Thüringen hadert die Partei mit sich selbst. Und belastet die geplante Minderheitsregierung von Ministerpräsident Ramelow.“

Katrin Göring-Eckardt wird zur Fastwahlniederlage in Thüringen zitiert:

„'Im Unterschied zu Sachsen und Brandenburg haben wir kaum Großstädte und auch keine Speckgürtel, in denen die Grünen traditionell die meisten Stimmen holen', sagte sie dem SPIEGEL. Aber es habe auch Fehler gegeben. 'Wir haben unterschätzt, dass sich aus Sicht vieler Menschen auf dem Land zu vieles zu schnell geändert hat – und dass diese Veränderungen vor allem mit uns als Partei in Verbindung gebracht werden.' Ein Beispiel sei das Thema Windkraft: Dort es nicht gelungen, die Menschen frühzeitig einzubinden und mitzunehmen.“

Ja, mitnehmen wollte sie Vögel und Schmetterlinge, wir wollen nicht thematisieren, wie wichtig es wäre, die Vögel für die Windräder zu begeistern. Ihr ist das Volk nicht gut genug. Das Klassenbewusstsein der Speckgürtel fehlt. Daher das Wahlergebnis.

Der Artikel bringt immerhin weiter:

„Was Göring-Eckardt weglässt:
Die kleine Landespartei mit nur etwa 1000 Mitgliedern ist in mehrere Lager und Unterlager gespalten. Ausgerechnet die beiden Spitzenkandidaten Adams und Siegesmund, obwohl beide Realos, gelten inzwischen als verfeindet.
Der Wahlkampf konzentrierte sich insbesondere auf die Universitätsstädte. Die Mobilisierung auf dem Land funktionierte nicht.
Die Partei hielt trotz Vorwürfen des Amtsmissbrauchs, die ein Untersuchungsausschuss zumindest teilweise belegte, an ihrem Justizminister Dieter Lauinger fest.
Nach der Wahl eskalierten die Konflikte. Erst veröffentlichte die Parteilinke ein Papier, in der sie insbesondere Siegesmund eine verfehlte Kampagne vorwarf. Danach zerstritt man sich über die Frage, ob Lauinger dem nächsten Kabinett angehören dürfe. Bundesparteichef Robert Habeck musste eigens nach Erfurt reisen, um in einer Krisensitzung mit dafür zu sorgen, dass der Minister demnächst abtritt und die Landesspitze erneuert wird.“

Nicht falsch, das halten wir gern fest.
Das journalistische Problem ist nur wieder die Perspektive. Mobilisierung. Das ist militärisch gedacht und der Blick der Blase auf die Dummen, die es nicht in den Speckgürtel geschafft haben.
Das ist die Arroganz der Macht, nur ohne Macht, also Co-Arroganz, der Blick der Herrschenden.

Dabei könnte der uns, das Volk, zu Recht dafür kritisieren, dass wir es nicht schaffen, die Parteien zu mobilisieren im Sinne von beweglich halten und zu kontrollieren.

Aber dann würden wir das wohl auch noch mit der Presse machen.

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