Mittwoch, 29. Januar 2020
Ursachen für etwas nicht Virulentes, die auch da wirken, wo sie gar nicht vorhanden sind
Perlentaucher zitiert den Tagesspiegel, welcher bestreite, dass der muslimische Antisemitismus so virulent sei, und wenn, dann liegt es an der Islamfeindlichkeit:

"Mitverantwortlich für den Antisemitismus junger muslimischer Migranten ist aber offenbar auch eine  zunehmende Islamfeindlichkeit. Das ist das Ergebnis einer im April 2019 von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichen Dokumentation eines Schulprojektes. In dessen Rahmen rechtfertigten viele Jugendliche muslimischen Glaubens ihre antisemitischen Einstellungen damit, 'dass sie durch die zunehmende Islamfeindlichkeit  selbst abgewertet  und diskriminiert werden'.

Der Verfasser gestand dem Zitat zufolge vorab ein, „dass es in vielen arabischen Ländern sehr wohl eine extrem judenfeindliche Einstellung gibt.“

Dann müssen es ja die Juden sein, die ausgrenzen und herabsetzen?

Die arabischen Länder scheinen schon voller Migranten zu sein, die noch gar nicht migriert sind.
Komischerweise sagt denen keiner: Bei euch gibt es doch gar keine.

Etwas später im Perlentaucher wird auf etwas verwiesen, das damit gar nicht im Zusammenhang steht, aber eine Erklärung abgeben könnte.
Lässt sich die  Hysterisierung  der aktuellen Gesellschaften mit narzisstischen Kränkungen erklären, fragt Robert Misik in einem kleinen Essay für Zeit online und konstatiert, dass wir in einer Enttäuschungsgesellschaft  leben: "Der Individualismus hat jedem Einzelnen das Ziel eingeimpft, etwas Besonderes  zu sein, aber auch, von anderen in dieser Besonderheit anerkannt zu werden. Das Kollektiv gilt wenig, das Ich alles. Aber ein solcher Wettbewerb produziert viel weniger Sieger als Verlierer. Selbst wenn man in diesem Bedeutungs-, Wichtigkeits- und Besonderheits-Contest einigermaßen passabel abschneidet, wird es fast immer noch andere geben, die noch mehr Erfolg haben."

Klingt doch sehr beschreibend.

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