Dienstag, 3. August 2021
Nächster Deutungsversuch
Wenn versucht wird, Merkel zu deuten, dann kommt man, wie auch wir hier es tun, auf das Modell der blanken Machtpolitik ohne jegliche wertgebundene Ambition. Was will sie? Das Handeln konnte zu jedem Zeitpunkt nur damit erklärt werden, dass sie Position und Macht erhalten wollte.
Dann ist aber der Rahmen auch hiermit gesetzt, dabei müsste die Frage immer noch sein: und wozu?
Bisher wollten alle Politiker, die sich für groß hielten, irgendwas Großes hinterlassen. Spätestens in ihren Autobiographien rühmten sie sich für das Große, das sie geschafft haben.
Wofür könnte die Kanzlerin sich rühmen? Irgendetwas muss es ja sein, sonst hätte sie nicht einmal sich selbst als Programm vor sich selbst gewollt.

Theoretisch wäre zu bedenken, sie hätte uns vor Schlimmerem bewahrt, sie hätte den Verfall hinausgezögert und uns den formalen Erhalt des Landes erkauft. Dafür gibt es aber kein Indiz, keine einzige Bemühung. Nicht offen und nicht durchschimmernd.

Man kannte bisher, dass Politiker mit großen Visionen ankommen, die dann unzulänglich umgesetzt werden. Merkel bezog ihre Popularität nicht zuletzt daraus, dass sie mit keiner ankam. Sie wäre die erste, die ihre Agenda hinter Visionslosigkeit verborgen hätte. Irgendwas muss sie doch sehen, und irgendwas muss sie doch wollen.

Da gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder wollte sie genau das, was wir jetzt haben, oder sie wollte noch mehr davon. Sie ist bloß nicht fertiggeworden.
Aber es läuft.

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