Sonntag, 8. März 2015
Waffengänge
Nur weil Claudia Roth die Beendigung der Waffenexporte nach Saudi-Arabien wegen der dortigen Menschenrechtslage fordert, muss die Forderung nicht falsch sein.
Aber stutzig machen sollte der Umstand schon.
Mit den Waffen werden die Menschenrechte dort nicht verletzt, es sei denn, wir liefern Peitschen und Schwerter.
Die sonstigen kulturellen Beziehungen, die wir mit diesem Regime unterhalten, sind weitaus übler. Der akademische Austausch.
Der ist es, der nicht zur Sprache kommt, wenn man die Waffenlieferungen moralischkorrekt verdammt.

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Samstag, 7. März 2015
Ethikreform
In Neu-Ulm sollen Vorschulkinder mit fundamentalistischen Hassparolen im Ethikunterricht aufgefallen sein, Christen müssen getötet werden und so, die Charlie-Hebdo-Leute sowieso.
Nun ist die Empörung natürlich gering, man wartet darauf, dass die Kinder von Claudia Roth gegen Anfeindungen in Schutz genommen werden. Sind doch Kinder. Und Kinder gibt es auch woanders.
Die Frage ist nur, wieso müssen die in den Ethikunterricht? Gibt es in Neu-Ulm verpflichtenden Ethikunterricht statt Reli? Und haben die etwa schlechte Noten gekriegt, weil sie ihre Grundsätze aufrecht verteidigen?
Hier wird deutlich, dass der Ethikunterricht reformiert gehört. Ethi muss bunt und vielfältig werden. Er darf vor allem nicht mehr beleidigendes Potenzial beinhalten. Grundlage der Ethik müssen die Überlieferungen werden. Dann wird die Integration zur Erfolgsgeschichte.

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Freitag, 6. März 2015
Auf der richtigen Seite
Jakob Augstein schafft es, so komplex vernagelt zu sein, dass es Spiegel-Leser für intellektuell halten könnten, auf jeden Fall für links.
Warum eigentlich links?
Richter haben eine lange Ausbildung hinter sich, schreibt er, das stimmt. Richtern und anderen Juristen ein besseres Rechtsempfinden zuzuschreiben als dem einfachen Volk, das kocht und wütet, und eine Obrigkeitshörigkeit zu fordern, ist traditionell rechts.

„Zum Beispiel Til Schweiger. Er hat Germanistik und Medizin studiert und abgebrochen und seitdem unter anderem als Synchronsprecher für Pornofilme, als Schauspieler und als Regisseur gearbeitet. Warum nicht? Das sind alles Jobs, die gemacht werden müssen. Aber befähigen sie Schweiger dazu, der Causa Edathy etwas Sinnvolles hinzuzufügen?“
So kann man Til Schweigers Berufslaufbahn auch umschreiben.
Journalist war er zumindest nicht, er hat auch keine Anteile an einem Medienhaus und schon gar keinen großen Namen.

Früher galt als links, die Interessen der damals so genannten kleinen Leute zu vertreten, gegen Staat und Obrigkeit.
Wenn Staat und Obrigkeit links sind, ist das Volk der Feind. Etwa, weil es in der Mitte rechts ist.

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Donnerstag, 5. März 2015
Das Wir gewinnt
Hier wurde debattiert, was es mit der Schuldlust auf sich hat, und da Menschen, die eine kollektivistische Diktatur noch vor sich haben, hierbei vor einem Rätsel stehen, erklären wir es gern wieder.

Wer von der Schuld-von-uns-Deutschen spricht, gewinnt zweierlei. Es handelt sich gerade nicht um eine Befragung des eigenen Gewissens und bedeutet eben nicht sich einer Verantwortung stellen im Sinne „es waren die meinen“, sondern eine Verteilung der Last auf die Allgemeinheit, also eine Entlastung seinerselbst, ein Nichtsdafürkönnen mit schuldbewusster Rhetorik. „Es waren die euren.“
Und damit eine Zuweisung von Schuld und ein Machtinstrument. Derjenige, der so redet, ist bereits der bessere. Und zu den besseren Deutschen zu gehören, das ist der deutsche Traum.

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Mittwoch, 4. März 2015
Schulstoff
Auf n-tv.de ist zu lesen, Grundschullehrer sind besorgt: Jedes vierte Kind gilt als „unbeschulbar“.

Lassen wir mal außer acht, woran das liegen könnte, und überspringen wir das Entsetzen, dass bei jedem vierten Kind nichts zu machen ist und hier nur die extremen Fälle gezählt sind, und überlegen, was wohl diesbezüglich passieren wird. Ja gut, nichts, aber was noch?

Erst einmal wird unbeschulbar zum Unwort des Jahres oder zum stigmatisierenden Ausdruck erklärt, der den Kindern jede Chance nimmt. Sodann werden Anstrengungen unternommen, die Beschulung in der Schule als eigentliche Problem anzusehen, durch das viele Kinder ins Abseits gestellt werden. Dann wird der Datanschutz ausgeweitet, so dass man nicht mehr unterscheiden kann, welche Kinder wie potenziell kompetent sind.
Schließlich werden die Kinder, die noch was können könnten, davon abgehalten, irgendeine Art von Erfolg zu haben, auf den sie sich was einbilden könnten.
Das ist keine Prognose, wir sind mittendrin.

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Dienstag, 3. März 2015
Unerklärlich
Die Süddeutsche Zeitung befasst sich mit der Frage: „Vom Informatiker zum Henker -- Er wuchs in wohlbehüteten Verhältnissen auf und studierte in London. Jetzt rätselt Großbritannien: Wie wurde Mohammed Emwazi ein IS-Henker?“, wobei die Deutung kursiert, es müsse dann wohl die Vernehmung durch den Geheimdienst gewesen sein, die ihn radikalisiert hat, denn wenn alles andere ausfällt, muss das, was übrigbleibt, die Wahrheit sein. Irgendwie findet sich halt doch etwas, das passt.
Doch in der Beschreibung selbst könnte ein Schlüssel zur Lösung des Rätsels liegen; die Bewertung der Umstände, der sozialen Verhältnisse, ist eine Außenansicht. Die Person kommt darin gar nicht vor. Es ist denkbar, dass dieses Nichtvorkommen einen Mangel an Selbstschätzung bewirkt, der nach einem Ausgleich strebt und sich in Allmachtsphantasien niederschlägt. Dem Bösen ist damit die Tür geöffnet. Wenn der Mann auf eine Ideologie stößt, die das Böse anregt und legitimiert, läuft die Sache.

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Montag, 2. März 2015
Zerstörung ist Bereicherung
Mit Recht weisen einige journalistische Beobachter darauf hin, dass andere journalistische Beobachter einen größeren Schrecken bekommen, wenn der Islamische Staat Kulturgüter zerstört, als wenn er seiner Haupttätigkeit nachgeht und Menschen ermordet. Zutreffend ist die Deutung, dass den Journalisten das Kulturelle näher steht als das Menschliche; hier seien sie in ihrem Metier betroffen, heißt es.
Das stimmt, ist aber nicht vollständig.
Sie sind nämlich zuerst in ihrer Ideologie betroffen, die da verlangt, alle Kulturen als kulturelle Bereicherung zu sehen und jeden Menschen als Gewinn für bunte Vielfalt. Diesem Konsens widerspricht, dass die Kultur weniger wird, wo es multikulturell zugeht. Dass die Islamstaatler sich so offen gegen die grüne Lehre positionieren, ist rücksichtslos und undankbar. Das nehmen Journalisten sehr persönlich.

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Sonntag, 1. März 2015
Vollzogene Integration
Das Anraten, keine Kippa zu tragen, wird selbstverständlich journalistisch aufbereitet; heute früh im Deutschlandfunk befragte der Moderator einen Soziologieexperten zum Thema Antisemitismus, wobei das Gespräch den erwartbaren Verlauf nahm; man erwartet mittlerweile geradezu, dass die Geschichte des europäischen Antisemitismus aufbereitet wird ohne die Benennung, vor wem genau gewarnt worden wäre.
Soziale Ursachen, gesellschaftliche Spaltung, das vermeintlich Fremde und das fremde Vermeintliche.
Der Antisemitismus gehört zu Deutschland.
Ein schönes Zeichen von Willkommenskultur und Integrationsleistung.

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Samstag, 28. Februar 2015
Zeichen der Wanze
Focus.de hat die heutige Schreckensmeldung: „Insekt gegen Reptil: Riesige Wasserwanze macht hungriger Schlange zu schaffen.“
Das war noch nicht das Erschreckende.
„Die Größe dieser Wasserwanze ist außergewöhnlich. Das begreift auch diese Schlange, die sich auf einen Kampf mit dem Insekt eingelassen hat. Wobei trotzdem nicht ganz klar ist, wer hier eigentlich der Unruhestifter war.“
Die Größe der Wasserwanze mag erstaunen, aber auch nicht erschrecken.
Journalisten schreiben alles ab, was abzuschreiben geht, das gehört zum Berufsbild. Da laufen Vorbereitungen auf Hochtouren, sind Verträge unter Dach und Fach, werden Zeichen gesetzt.
Neu ist, dass es wieder Unruhestifter gibt. Hat die Schlange provoziert, oder hat die Wanze Gefühle beleidigt? Wenn man schon Kategorien aus der Zivilisation anwendet, wäre immer noch die richtige Frage, wer angegriffen hat und wer sich verteidigt. Aber das sind Einordnungen, mit denen Journalisten keinen Unfrieden stiften wollen. Die Parallelen sind zu augenfällig, als dass es Zufall sein könnte, dass diese Beschreibung der Denkhaltung entspricht, die zu Deutschland gehört und dennoch nicht stattfindet.

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Freitag, 27. Februar 2015
Märchenhaft
Es kommt leider nur im Märchen vor, dass alle befreit lachen, wenn das Kind ruft, der Kaiser ist nackt.
In der Wirklichkeit würden alle über das Kind herfallen, weil der Kaiser beleidigt sein und provoziert werden könnte. Es ist ja auch beleidigend, den Kaiser als nackt zu bezeichnen.

Und das Feuilleton würde schreiben, dass das Recht auf Meinungsfreiheit ja gar nicht für Kinder gelten könne, weil die nicht die nötige Reife und das Verantwortungsgefühl aufbringen können.

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Donnerstag, 26. Februar 2015
Kriminelles Milieu
Zeit-Online fragt sich: „Ein junger Mann in Berlin verbrennt eine Frau, die ein Kind von ihm erwartet. In welchem Milieu werden derart brutale Ideen geboren?“

Die Antwort bleibt aus. Sie müsste lauten: In dem bundesdeutschen Wahnmilieu, das Gewalt züchtet durch Wegschauen und Tolerieren, im Milieu, das Verständnis für Intensivtäter hat, das Täterprofile rassistisch findet, das Vergnügen findet im Herabblicken auf gleichrangige Kulturen, das den Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit rückabwickelt durch multifolkloristische Spinnereien und das Unterdrückung für Vielfalt hält.

Also zum Beispiel Zeit-Leser.

Der Artikel entspricht nicht gleich Gorbatschow-Glasnost, aber wenigstens Chruschtschow-Tauwetter.

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Mittwoch, 25. Februar 2015
Entwicklungen
Eine Mitarbeiterin der CSU-Zentrale ist so attraktiv, dass sie von den alten Säcken gemobbt wurde, durch anzügliche Bemerkungen und so, und jetzt hat sie sich die Sache in Form eines Buches vom Leib geschrieben.

In Zeiten von Gendergerechtigkeit und Gleichstellungsquote sind Frauen nicht mehr in der Lage, belästigenden Männern eine sozialadäquate Ohrfeige zu verpassen.
Und in Zeiten von Kopftuch und Pinguinburka gilt der Anblick einer attraktiven Frau wieder als persönliche Aufforderung.

Männer mobben die attraktive Frau durch Anzüglichkeiten -- da hat die CSU seit Strauß aber eine gute Entwicklung durchgemacht.

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Dienstag, 24. Februar 2015
Gedankengut
Manchmal schreibt die Presse von Anhängern eines Gedankengutes. Um welches handelt es sich dann?
Es gibt ja nur rechts und links in der Presse, und Gedankengut ist immer rechtes. Man kann sich wundern, warum das Wort Gedankengut negativ gebraucht wird. Das Bild soll heißen, die Leute denken nicht selbst, sondern hängen einem vorgefertigten Modell an. Überdies ist etwas Gedachtes deren eigenes Problem.
Das kann ja sein, möglich wäre es aber auch auf dem linken Bereich, doch da wird nicht von Anhängern linken Gedankengutes geschrieben.
Warum?
Weil die linke Seite, zu der die Presse gehört, nur noch emotionalisiert. Gedanken wären da als Störfaktor empfunden, man würde die Leute in ein schlechtes Licht rücken, unterstellt man ihnen Gedachtes.

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Montag, 23. Februar 2015
Augenhöhe, Solidarität, Gesellschaft. Und daraus ein Buch
Die taz hat eine Satireseite, deren Hauptproblem es ist, dass der Rest der Zeitung größtenteils viel komischer ist.
Heute im Internet zu lesen: ein Beitrag voller mitfühlender Betroffenheit über ein Buch eines Menschen, der mitfühlende Betroffenheit verdient, weil er als ehemaliger Superjournalist die Entsolidarisierung der kompletten Gesellschaft da spürt, wo sie besonders schmerzt -- am eigenen Leib. Er war gezwungen, die Journalistenkarriere aufzugeben und im Möbelhaus zu arbeiten, wo es so entsolidarisiert zugeht, wie man es sich nur denken kann, wenn nicht sogar noch entsolidarisierter.

Nämlich:
„Der Konsument ist nicht nur unsolidarisch, auch er ist Menschenfeind. Aus seiner Sicht ist der Verkäufer eine Null oder ein Betrüger, der ihn reinlegen will. Er will und muss rauspressen, was geht. Sonst, denkt er, ist er selbst der Dumme. Was nicht immer falsch ist. Nur eben nicht die ganze Geschichte. Kisch bringt die Sicht des Verkäufers ein, die meistens ausgeblendet bleibt.
Die Auswirkungen auf das Leben sind bei Kisch nicht rein ökonomische. Er steigt als Mensch ab.
„Ich bin nicht mehr auf Augenhöhe“, nennt er das. Als Journalist habe er sich stets auf Augenhöhe gefühlt, selbst während eines Interviews mit einem Super-Vorstandsvorsitzenden. Im Leben sowieso. Jetzt steht er klar unter den Vorgesetzten und vor allem unter den Kunden. „Die mögen auch mal nett sein“, sagt er, „aber letztlich ist man kein Mensch.“ Irgendwann ist er im Buch auch nicht mehr auf Augenhöhe mit seiner Frau. Zur Antisolidarisierung der alten und neuen Berufskollegen, des Arbeitgebers und der Kunden kommt die private Antisolidarisierung. Die Frau verlässt den Möbelverkäufer.“

Also wenigstens von der Frau hätte man genügend Solidarität erwarten können. Gibt es keinen taz-Imam, der predigt, die Frau dürfe niemals nein zur Solidarität sagen?
Kisch ist übrigens ein Pseudonym, eins, mit dem sich der Ex-Journalist auf Augenhöhe wähnt.

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