Freitag, 20. Dezember 2019
Forensisches Fernsehen
Demnach entscheiden das gar nicht die Redaktionen, ob sie den schlimmen Flügelmann zur Redesendung einladen, sondern der Intendant entscheidet, dass es aus Gründen der Neutralitätswahrung nicht getan wird.
Damit wird nicht nur die parteipolitische Färbung offenkundig, die ahnte man schon. Der Intendant zeigte damit das Selbstverständnis des Gesendes; eigentlich müsste man, wenn man sich selbst sicher wäre, den immer einladen, so oft es geht, damit alle sehen, was für einer der ist. Aber man hat nur die Steuerung über Präsenz. Anwesenheit auf demBildschirm ist eine Belohnung. Darf man dem ein Forum geben? Wenn es ein Forum wäre, das demokratische Forum, wäre das der richtige Platz. Wenn man es geben will, ist es was anderes.
Man kann gar nicht mehr zeigen, was man journalistisch drauf hat, weil man es nicht hat. Hätte man und würde man, sähen die Zuschauer, was doch ginge und bei wem es nicht geht.
Aber die Zuschauer als entmündigt anzusehen, ist schon ganz richtig gedacht, man selbst hat sie entmündigt.

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Donnerstag, 19. Dezember 2019
Abgewendet
Gestern im lokalen Paradiescafé eine Wendegedenkrederunde mit dreien auf dem Podium, darunter Wolfgang Thierse.
Vor dreißig Jahren hätte man das Volk in die Debatte eingebunden, jetzt brauchen die alleine schon die ganze Zeit. Hinterher konnte man sie ansprechen, einzeln, nicht vor Publikum.
Was die von der Wendezeit sagten, deckt sich mit unseren Erinnerungen und Bewertungen, aber die Bezüge zu heute entgehen denen. Die Leute wollten nicht noch mal mit einem sozialistischen Experiment beglückt werden, sagt Thierse. Stimmt, aber warum sollen sie es jetzt?
Die demokratischen Unzulänglichkeiten sieht Theirse ausnahmslos beim Volk. Und natürlich bei den politischen Gegnern, die das Volk instrumentalisieren wollen. Dass ein Minister oder Mandatsträger, der staatlich gegen den politischen Gegner vorgeht oder den Leuten das Recht zu demonstrieren abspricht, näher an den schlimmen Faschisten ist ans die Bürger, die ihr Recht wahrnehmen – da müsste einer, der eben noch betont langsam mit demokratischem Betroffenheitston geredet hat, doch aufmerken und sagen: das ist ja schrecklich, kommt das vor? – aber nein, das empfindet er als Beleidigung und vergisst, dass er eben noch für das Dialogisieren auf Nasenhöhe war.
Demokratie ist, wenn die Bürger den tollen legitimierten Demokraten Gefolgschaft leisten, das wurde so nicht formuliert, aber gemeint.

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Mittwoch, 18. Dezember 2019
Wende und zurück
Wäre die friedliche Revolution vor dreißig Jahren nur eine überwiegend friedliche gewesen, wäre sie eine nicht friedliche. Und sie wäre anders verlaufen, soll heißen ohne Erfolg,denn die staatliche Gewalt hätte sich als legitime Gegenwehr ausgeben können.

Aber die Lehren, die daraus gezogen wurden, sind etwas andere als die, die offiziell aufgezählt wurden. Das linke herrschende Milieu hat vorgemacht gekriegt, wie weit es gehen kann, ohne dass es ernstliche Konsequenzen zu befürchten hat. Es kam eben nicht so, wie die dachten, wie es wäre, wenn es andersherum kommt, nämlich so, wie sie selbst es machen würden, nur eben andersherum. Nein, so passiert es nur, wenn eine Diktatur von einer anderen abgelöst wird. Wird sie von einer freien Gesellschaft abgelöst, ist das Interesse an Aufarbeitung gering. Ein paar untere Mauerschützen werden zur Verantwortung gezogen, aber kaum die Schießbefehlsgeber. Einigen wird vorgeworfen, das System gestützt zu haben, aber die, die das System beherrschten, kommen davon.

Das sind die Lehren, die man auf linker Seite gezogen hat.

Man hat nichts zu befürchten.

Es passiert nichts.

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Dienstag, 17. Dezember 2019
Problembewusstsein
Seehofer will energischer nach Rechtsextremen in Behörden suchen.
Die Energie wird er brauchen.
Wir sind stolz, dass niemand fragt, auf Kosten wovon das gehen soll. Was wird stattdessen nicht gemacht oder später oder weniger?
Die Zeitungen sind dafür, denn das Problem kennt man aus der Zeitung. Die Probleme, die die Leute nicht aus der Zeitung haben und die in den Zeitungen nicht vorkommen, werden gerade dadurch mehr.
Vielleicht sind sie ja schon so groß, dass man keine Mittel mehr hat, um dagegen vorzugehen.

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Montag, 16. Dezember 2019
Asymmetrische Demobilisierung
Das ist, wovon es heißt, es wäre Merkels Erfolgsrezept gewesen. Man mobilisiere nicht und polarisiere nicht und nehme damit dem Gegner die Metaphern. Entatomisierung, und schon haben die Grünen ihr Thema verloren, mit dem sie mobilisieren können, man behält aber mehr Wähler als die anderen.
Wenn das der Plan war, dann hat er sich als falsch erwiesen, und zwar doppelt.
Einmal als schädlich für die tolle politische Kultur. Demobilisierung ist nun gerade nicht, was die Demokratie ausmachen sollte. Das ist eine Versagerstrategie. Man hätte den Grünen etwas entgegensetzen müssen. Aber mit der Mentalität hätte man auch Merkel was entgegenzusetzen, die Kanzlerin hält sich durch den Nebelschleier an der Macht und durch ihre demobilisierten Höflinge.
Zum anderen: es funktioniert so gar nicht. Oder eben nur ein Mal.
Die Gesinnungsethik hat keine Begrenzung. Es wird eben nur noch extremer. Darum gibt es keinen linken Rand, nach linksextrem ist es offen. Hat man keine Atome mehr, geht es gegen Kohlenstoff und dann gegen Elektronen.
Die Gesinnung, für die bezahlt wird, mobilisiert immer.
Man ist nur halbseitig gelähmt und kann nicht mehr dagegen angehen.

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Sonntag, 15. Dezember 2019
Neue FDJ
Die hiesige Studentenzeitung, vor dreißig Jahren gegründet, ist immer noch ein Kontrast zur FDJ, denn so was hätte nicht einmal die FDJ oder die Uni-Zeitung „Sozialistische Universität“ gebracht, eine Recherche, Meinung ist es ja nicht, dass ein Film aus der Hitlerzeit jedes Jahr an Unis vorgeführt wird und sogar im Fernsehen zur besten Sendezeit läuft. Der SDS, wer immer das ist, habe mal was dagegen vorgebracht, weil die Völkerwanderung der Goten Gebietsansprüche im Osten begründen täte, aber „soll jeder selbst entscheiden, ob er den Film guckt“, so was sind blanke diktatorische Lockerungsübungen.
Das ist die degenerierte akademische Dummheit. Man könnte einen besseren Film drehen, oder wenn die Neuverfilung in Farbe aus den Siebzigern mit Walter Giller besser gewesen wäre als der Schwarzweißfilm mit Heinz Rühmann, würde der wiederholt. Der Artikelschreiber hätte auch erörtern können, wie es auf die Zuschauer vor 75 Jahren, die nur politischkorrekt keinen Zweifel am größten Feldherren aller Zeiten haben durften, gewirkt haben mag, dass von der Leinwand herab gesagt wird: „Wer es schafft, zwei Halme wachsen zu lassen, wo bisher nur einer wuchs, der ist größer als der größte Feldherr“, aber dann hätte der Schreiber mehr Arbeit gehabt und jemand anderes hätte ihn in die Nähe des Nazifilms rücken können. Die Karriere wäre behindert im besten Deutschland, dass wir je hatten.

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Samstag, 14. Dezember 2019
Meinungsfreiheit zwischen rechts und links
DIE WeLT schreibt, Kabarettist Dieter Nuhr sieht Bestrebungen, die Meinungsfreiheit in Deutschland einzuschränken: „Auf der linken Seite von denen, die glauben, die Demokratie sei nicht schnell genug im Kampf gegen den Klimawandel, rechts von den Völkischen.“

Dieser Satz ist keine Befürchtung, sondern ein Beispiel. Dafür, wie man stromlinienförmig formuliert, um überhaupt noch was sagen zu dürfen. Hier sind wieder die Linken die Guten mit dem richtigen Anliegen, denen es nicht schnell genug geht. Kann keiner was dagegen haben.

Rechts von den Völkischen? Wer sind die jetzt, die Völkischen? Das Volk nicht etwa, nein, natürlich nicht, das sind die Feindbilder der Linken und Sendebeauftragten. Was sagen denn die Völkischen, wie und mit welchen Mitteln gehen die vor? Wie werden die damit in den Medien platziert?

Was zu sagen wäre: Links sind die, denen es mit dem Klimawandel nicht schnell genug geht im Kampf gegen Demokratie.

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Freitag, 13. Dezember 2019
Der Schock kommt erst noch
Der richtige Brexit-Ärger steht der EU, also den Vondermerkeleyen, noch bevor, nachdem man sich mit dem Fakt abgefunden haben wird. Denn Johnson kann sowohl den Vollzug als auch die anschließenden Lagen nur – formulieren wir es so – managen, wenn er überhaupt keine ideologische gesinnungsgetriebene Politik macht, sondern Politik. Das wird ein Schock. Nichts mit Klimazielen und Autos verbieten, nichts mit Kampf gegen zu wenig Geldverteilung, sondern amtseidgemäßes Handeln. Das wird ein Schreck für Presse und Groko. Es wird deutlich, wie unfähig und inhaltsleer und pseudomoralisch unsere politmediale Klasse sich selbst korrumpiert.
Man wird alles unternehmen, um uns vor diesem Schock zu bewahren.

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Donnerstag, 12. Dezember 2019
Journalisten in Stimmung
Die Presse hat für heute ihre Wahlstrategie geändert und informiert uns, das in GB zwei sehr unbeliebte Spitzenkandidaten zur Auswahl stehen. Wenn also Johnson gewinnen sollte, dann lag es daran, dass es eigentlich gar keine gute Auswahl gab und die Briten einer plötzlichen Stimmung wegen eines romantischen Werbespots gefolgt sind.

Die Bentoisierung ist auf bento noch fortgeschrittener, da schreibt der bento-Hauptmann, er sei ja gegen die Friedensnobelpreisnominierung von Greta Thunberg gewesen, aber Person des Jahres finde er genau richtig. Der macht schon seine Gefühlslage zur Nachricht. Wir können absehen, dass die Wichtigkeit der Journalisten die Relevanz der Realität überholt.

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Mittwoch, 11. Dezember 2019
ZDF im Wahlkampf
ZDF heute

Bestimmt sind die Beiträge ganz ausgewogen.
Selbst wenn, die Aufmacher bleiben hängen.
Am Wahlergebnis wird man sehen, dass die Insel zu wenig ZDF guckt, dabei haben die doch Internet und können die heute.de-Seite aufrufen.

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Dienstag, 10. Dezember 2019
Merkelmodus
Als Gerhard Schröder sich anschickte, Bundeskanzler zu werden, berief er sich auf Helmut Schmidt als politisches Vorbild. Die Schmidt-Ära war damals etwa so lange her wie jetzt die Schröder-Zeit. Schmidt war präsenter und beliebter als der Ex-Kanzler Schröder, dennoch war es in der Partei nicht sehr naheliegend, mit dem Altkanzler anzukommen.
Jetzt hat die SPD überhaupt keinen Altkanzler mehr, auf den sie sich beruft oder den ein Kandidat als Inspiration angeben könnte. Schröder ist unter dem Namen Hartz nur noch Schreckbild zum Abgrenzen.
Doch, die SPD hat ein Kanzlervorbild. Merkel. Die jetzige SPD ist Merkelprodukt. Die Kanzlerin ist die Despirationsquelle für das Herunterwirtschaften ausgehend vom hohen Niveau. Es als Erfolg anzusehen, noch da zu sein.

Nun geht es damit für die SPD noch weiter hinunter, das könnte ein Merkel-Erfolg sein, aber die CDU ist nur etwas zeitversetzt. Kramp-Karenbauer ist genau indem beschriebenen SPD-Modus.
Das Land ist es ohnehin bereits.

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Montag, 9. Dezember 2019
Zwei Schwindel
1) Nordrhein-Westfalen wird kein Kopftuchverbot für Kopftuchmädchen in Kindergärten und Grundschulen erlassen, denn Gerichte könnten das Elternrecht verletzt sehen.
Wirklich jetzt? Was ist denn das für ein Elternrecht? Und haben wir nicht gelernt, die Kopftuchmädchen wollen das selbst so, nun doch nicht? Und was war das nun mit der Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz, das wäre doch wohl ein Fall dafür, etwa nicht?

2) Die Linksradikalisierung der SPD wird nun auch quasioffiziell als Linksruck bezeichnet.Bisher gab es nur Rechtsrücke. Ob das jetzt so beabsichtigt ist oder unterlaufen, es ist der Fall, dass damit Linksruck als Begriff besetzt wird, als halt noch sozialer und noch gerechter und schuldenungebremst, aber doch noch besser gemeint als vielleicht möglich und gewollt. Die Verlinksung hat aber ganz woanders stattgefunden, in der Abschaffung der Meinungsfreiheit, in der Verstaatlichung persönlicher Beziehungen, in der Vergenderung und Entgrenzung. Normsprache, gleichgeformte Presse. Das war Linksruck, nicht was die SPD beschließt.

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Sonntag, 8. Dezember 2019
Todesfolge
Ein gängiges Gewohnheitsunrecht ist die juristische Nichtbewertung von gemeinschaftlichem Mord, wenn etwa eine Gruppe Männer ein Opfer zu Tode prügelt und trampelt. Keinem ist der Mordvorsatz nachzuweisen, schon gar nicht ist zu ermitteln, welcher den tödlichen Tritt oder Schlag versetzt hätte. Urteile wegen bisschen Körperverletzung.
Da wird das Recht um das Gesetz herumgebogen. Ein Vorsatz wäre nämlich nur dann auszuschließen, wenn einer nicht wusste, dass es schon viele andere Schläge und Tritte gab und noch geben würde. Niedrige Beweggründe als Mordmerkmal wären vorhanden, werden aber regelmäßig wegermittelt.
Darum sind die Mörder unter uns.

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Samstag, 7. Dezember 2019
Zweckbesuch
Heiko Maas ist wegen Auschwitz in die Politik gegangen, da ist er immer noch, Angela Merkel ist wegen der Politik nach Auschwitz gegangen und wieder zurück. Die Instrumentalisierung von Auschwitz für ihre gegenwärtigen Zwecke, Kampf für Groko und gegen rechts, ist eine Obszönität, die jeden gewiss auch vorhandenen ehrlichen Motivationsanteil zunichtemacht.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hat sie gesagt, das ist ein aktueller linker Kampfbegriff. Als müsse man den Holocaust mit dieser Schlimmwortbelegung erst als politisch inkorrekt qualifizieren.
Dabei ist überhaupt nicht gesagt, ob die Ausführenden eine Ambition menschengemachter gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hatten, mehr als propagiert und gefordert wurde, sie waren Mitläufer und dadurch Mittäter. Wer schwieg, tat dies hauptsächlich aus Angst.
Da sollte mal die Kanzlerin damit beginnen, Angst und Mitläufertum und politische Korrektheit zu bekämpfen.
Antisemitismus hat sie auch gesagt. Woher kam der, war der eine Folge des Raubmordplans oder hatte der andere propagandistische Ursachen? Wo liegen Vergleichbarkeiten zum heutigen?
Es gibt dazu keine aktuellen Informationsmöglichkeiten, man muss länger zurückblicken, um was zu finden, zu Karl Lagerfeld oder zu der Rias-Sendereihe „Regime unter dem Hakenkreuz“, die die Bundeszentrale für politische Bildung nicht mehr vertreibt.

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