Mittwoch, 10. April 2013
Keine Schuld und keine Sühne
Da zieht ein Mörder, aus der Türkei, wo ihm eine Verurteilung wegen Mordes droht, sobald den Behörden gesagt wird, dass sie einen Grund haben, tätig zu werden, es vor, sich nach Deutschland abzusetzen, wo er wegen derselben Tat, man muss es noch einmal sagen, nicht einmal wegen eines Tötungsdeliktes angeklagt wird. Die Entscheidung des Mörders ist nachvollziehbar, doch statt „ja klar, unsere Justiz“ zu murmeln, sollte man sich mit der Frage befassen, warum die Rechtsauffassungen so verschieden sind. Strafrecht, Allgemeiner Teil, und Delktstatbestand, da kann es doch keine so gravierenden Unterscheide geben? Eine der beiden Auslegungen muss falsch sein.

Bei uns wurden in der Rechtsprechung die Voraussetzungen für Mord immer weiter verengt, Mord findet praktisch, also juristisch, gar nicht mehr statt. Damit nicht genug, die Tötungsdelikte überhaupt wurden immer weiter abgeschafft, man sieht nur gelegentlich an den auftretenden Ausnahmen, wenn man sagen könnte: „Aha, geht doch“, dass Mord von der Justiz, gedeckt von Politik und Gesellschaft, einfach nicht gewollt wird.
Man könnte sagen, ja, Grünes Reich, Migrationalsozialismus, doch das beschreibt den Effekt, nicht den Grund. Zu fragen ist: Warum? Warum sträubt man sich gegen die Benennung eines Mordes als Mord?

Eine Erklärung könnte darin liegen, dass die Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Verantwortung abzulehnen, auch nicht die Verantwortung für ein hartes Urteil tragen möchte. Emotional leichter ist Wegschauen, Nichtwahrhaben immer. Das wäre aber auch für die Türkei so.

Schlüssig erscheint, dass eine kollektive Zwangsvorstellung in der Geschichte des Kollektivs zu suchen wäre, und, nun ja, da wäre also wieder mal der Große Mord. Individuelle Schuld kann jeder von sich weisen dank Alibi. Aber damals, die, von denen man sich abgrenzt, aus deren Verbrechen man gelernt hat, die dienten einem mörderischen System. Wir natürlich nicht. Mord? Nie gehört. Nichts damit zu tun. Ist was für Faschisten, wir sind ja die anderen. Gesellschaftliche Ursachen wie Armut und Reichtum, ja, die gibt es, und klar, Einzelfälle gibt es zuhauf, aber wir bringen doch keine Mörder hervor.
Die Türkei hat es insofern leichter, als dass sie offiziell keinen Genozid begangen hat und sich demzufolge auch nicht geniert.

Die Abschaffung des Mörders ist es also, was wir aus der Geschichte gelernt haben.
Dass wir es damit den Mördern äußerst einfach machen, ist eine andere Geschichte, die noch nicht die unsrige ist.

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Zustimmung
-bis auf die Tatsache, dass diese merkwürdige Krankheit des Totschweigens von Mord und Mördern (gern stattdessen: "Prügelei") auch in anderen westlichen Gesellschaften (GB, F, NL etc) zu finden ist.

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stimmt, in der Tat verblüffend,
weiß womöglich jemand der Leser eine Erklärung?
Vielleicht haben die alle ihr dunkles Geheimnis,
oder der Hang zur emotionalen Vereinfachung ist universell,
oder Deutschland dominiert schon alle.

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Appeasement oder schon Kapitulation
F und GB wissen ja nun aus erster Hand, wie schnell eine Vorstadt brennt.

In England hat vor ein, zwei Jahren ein Richter (IIRC) den Vorschlag gemacht, dass man angesichts der Tatsache, dass ein Jahr Knast teurer ist als ein Jahr Oxford und aus dem Delinquenten in diesem konkreten Fall im Knast erwiesenermassen eh nichts wird, diesem das Geld einfach so in die Hand zu drücken, auf dass er eine Firma gründe oder so.

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