Mittwoch, 17. Juli 2013
Neokarnisten
Vegetarier und Veganisten werden sich demnächst als Antika bezeichnen, als Antikarnisten.
Focus.de berichtet von einer Psychologin, die herausgefunden hat, warum wir nichts dabei finden, Fleisch zu verzehren. Es liegt an einer unsichtbaren Ideologie.
Sie vertritt die Meinung, „dass dem Fleischkonsum eine Art unsichtbare Ideologie zugrundeliegt. Die wichtigste Überzeugung dieser Ideologie: Es ist natürlich und normal, Tiere zu essen“, sie nennt das „Karnismus“:
„Karnismus lehrt uns, gegenüber dem Tier nichts zu fühlen. Das führt zu Verleugnung. Wir denken nicht darüber nach. Es erscheint ganz natürlich, Fleisch zu essen. Und das müssen wir vor uns und anderen rechtfertigen.“
Eigentlich nur, wenn die anderen keine Karnisten sind, ansonsten müsste man sich hüten, sich der herrschenden, wenngleich unsichtbaren, Ideologie zu widersetzen.

Die bessere Bezeichnung für Fleischesserinnen und Fleischesser wäre Neokarnisten, im Unterschied zu den Frühkarnisten, die noch nicht wussten, dass sie mit der Gründung der Menschheit eine Verantwortung für den Schutz des Tierreichs übernehmen.

Ihre Merksätze gehen von leicht merkbaren "„drei Ns dieser Rechtfertigung“ aus: Fleisch zu essen sei „normal, natürlich und notwendig“. Dieser Mechanismus ist institutionalisiert und wirkt unterschwellig, ähnlich wie bei anderen Formen von Unterdrückung, zum Beispiel Sexismus, Rassismus oder Homophobie. Ein weiteres Gedankenexperiment: Joy ersetzt den Satzteil „Fleisch essen“ durch Begriffe wie Sklaverei, Unterdrückung von Frauen oder heterosexuelle Partnerschaft, lässt aber die Begriffe „normal, natürlich und notwendig“ stehen. So zeigt sie, wie sich früher einmal fest verankerte Rechtfertigungsmechanismen im Lauf der Zeit verändert haben.“

Wir erinnern uns sicher noch an die Zeit, in der es allenthalben hieß: Die Unterdrückung der Frau ist normal, natürlich und notwendig.

Warum uns das beschäftigt, liegt an der Ideologieumkehr. Weil „natürlich“ als positiv besetzt gilt, warum eigentlich, muss es relativiert werden als ideologisch legitimiert. Es ist nicht mehr natürlich, Tiere zu essen, sondern ideologisch begründet. Damit ist es in die virtuelle Welt gehoben und kann beliebig bearbeitet werden.

Es sind immer die strammen Ideologen, die gegen eine vorgespiegelte Ideologie ankämpfen, um damit ihre eigene zu etablieren. Genauer gesagt: so tun, also ob sie dagegen kämpften, in Wahrheit bekämpfen sie ihre Umwelt.

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Es müsste eigentlich
'Carnivorismus' heißen, in Abgrenzung zum 'Herbivorismus'.

Ganz wichtich auch die Suffix '-simus', die den Sachverhalt angemessen zu ideologisieren vermag.
Der Verzehr oder das Vorare wäre beizeiten negativ zu konnotieren, falls es das nicht schon ist.

MFG
Dr. W

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Eben,
das Fleischessen ist einfach nur real, der Fleischismus ist das Übel.

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Langfristig gesehen könnte gentechnisch erzeugtes Kunstfleisch (ohne Nervenzellen) eine ethisch vertretbare Lösung sein; bis dahin wäre es überlegenswert, nur Fleisch von Tieren zu essen, die auf natürlichem Wege (z.B. an Altersschwäche) gestorben sind.

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Ich fürchte, Aasgeier haben viel mehr Tagesfreizeit als ich und wären klar im Vorteil.

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Was natürlich eine schier unerschöpfliche Proteinquelle sein könnte: Menschenfleisch (-> "Solyent Green")

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Vorschlag zur Güte
Die Herrschaften sollten sich ins Meer begeben und Haie zu rein pflanzlicher Ernährung ermuntern. Mit Respekt, Achtsamkeit und unbedingt auf gleicher Augenhöhe.
Dann wären wir sie los.

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Hmm
Hier
So zeigt sie, wie sich früher einmal fest verankerte Rechtfertigungsmechanismen im Lauf der Zeit verändert haben.“
...ist ein anscheinend schließen sollendes doppeltes Anführungszeichen zu viel.

Auf gehobenem Niveau, und der Schreiber dieser Zeilen unterstellt hier einfach mal zusammen mit dem Langhaarigen dieses zu besetzen, wäre zudem anzuregen zwischen einfachen und doppelten Anführungszeichen zu unterscheiden, die erstgenannten das Zitat meinend, die zweitgenannten die Abstraktion oder Metapher.

Nur ein Verbesserungsvorschlag!, man kann auch im gehobenen Alter oder bei gehobenem Niveau noch besser werden.

MFG
Dr. W

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Nein,
ist nicht zu viel, wirklich Zitatende. Auf einfache Gänsefüßchen im zitierten Text wurde verzichtet. Der Verzicht erklärt sich aus Bequemlichkeit.

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Ischt
trotzdem ein anscheinend schließen sollendes Anführungszeichen zuviel da.

MFG
Dr. W (der's aber nicht weiter ideologisieren muss, so unter Gleichwertigen)

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Fast;
am Anfang war eins zu wenig.

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Der Schreiber
dieser Zeilen bucht das hier

- "„drei -

einmal als ergänzend oder korrigierend.
Eine möglicherweise weiterhin nachweisbare Inkonsistenz bei den Satzzeichen außen vor lassend.

Wie dem auch sei,
MFG + weiterhin viel Erfolg!
Dr. W

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Ich möchte wissen ...
... was diese edle Psychologin zur Abtreibung meint. Ich ahne es und alles andere wäre sehr überraschend.

PS: ich selber bin weder Abtreibungsgegner noch -befürworter. Ich habe eine sehr differenzierte Meinung zum Thema. Im Kontrast dazu erscheint mir, dass die edle Psychologin sich nicht mit soetwas wie einer "differenzierten Meinung" abgibt, vermutlich hat sie nicht einmal über "differenzierte Meinung" eine differenzierte Meinung.

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