Mittwoch, 20. April 2016
Wer Block wählt, wählt Islam
Eine wirkmächtige Eigenschaft der Normalität ist, dass man sich gar keine andere Normalität vorstellen kann. Kaum ein vormaliger DDRling kann sich noch daran erinnern, wie sich die Normalität in der DDR angefühlt hat. Man erinnert sich an Anekdoten, aber nicht an das grundsätzliche permanente normale Gefühl. Man weiß noch, was Pioniernachmittage waren, in der Erinnerung ist es aber nur ein Pioniernachmittag. Im Rückblick konstruiert sich eine Zusammengehörigkeit, die so nie aktuell bestanden hat.
Und damals hätte man nicht glauben können, wie sich die heutige Normalität macht, es wäre auch blanke Illusion gewesen.
Das ist auch ganz richtig so, man tut gut daran, weder in der Vergangenheit zu leben noch in einer illusorischen Zukunft.
Das bedeutet aber auch, man könnte es nicht glauben und sich nicht vorstellen, würden heute einige daran arbeiten, ein DDR-System zu installieren. Man würde, sofern man davon erfährt, diese Leute für nicht ernstzunehmende Spinner halten oder die Gerüchte darüber für eine haltlose Verschwörungstheorie.
Und doch war das einmal Realität, nichts bewahrt davor, dass sie so oder variiert wieder normal würde.
Normal nur dem Empfinden nach. Man würde dann wieder nicht glauben, dass Demokratie und Freiheit überhaupt mehr sein können als realitätsferne Ideale.

Wir halten zu viel für einfach gegeben. Toleranz hat Prämissen, wir können uns nicht vorstellen, dass die Toleranz am Ende die Prämissen beseitigen könnte. Für wen allerdings die Demokratie und freie Gesellschaft lediglich Beschränkungen der Herrschaft sind und die Gefahr, Macht zu verlieren, der wird nichts dabei finden.

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Klingt ein wenig pessimistisch.
Die Macht der Freiheit darf nicht unterschätzt werden, auch wenn Rückzugsgefechte des "Blocks" gegenüber dem Islam unverkennbar stattfinden.

Ansonsten ist vielleicht zur DDR-Geschichte anzumerken, dass die Dreckigkeit der DDR auch im "Westen" vielen bekannt war, insbesondere dann, wenn sie über pers. Beziehungen den Laden im sogenannten Ostblock kannten, dass aber seinerzeit auch im "Westen" jahrelang ein widerlicher Appeasement-Kurs gefahren worden ist, der den Marxismus-Leninismus oder Bolschewismus zu relativieren suchte.

Gewonnen hat letztlich wieder die Freiheit; politisch linke Kollegen des Schreibers dieser Zeilen sind denn auch von ihm vielleicht um die Jahreswende 1989/90 beginnend gelegentlich bis regelmäßig angefragt worden, wie sie sich so fühlen, wie sie die weitere Entwicklung im sogenannten Ostblock einschätzen und wie sie diese für sich politisch einordnen.
Es war eine schöne Zeit.

MFG
Dr. W

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