Freitag, 11. Januar 2013
Antiasiatismus oder Chinakritik?
Wer für die chinesische Führung und Chinas Staatssystem nichts übrig hätte und die Besetzung Tibets ablehnte, würde sich nicht sofort dem Verdacht ausgesetzt sehen, alte Ressentiments gegen Chinesen im Kostüm der Kommunismuskritik aufzubereiten, er müsste nicht einmal darlegen, gelegentlich asiatisch zu speisen oder „China Girl“ zu hören.

Warum gilt dann Gleiches nicht für die Kritiker des Staates Israel? Liegt es an der Weltlobby der Juden, dass sie jeden gleich des Antisemitismus generalverdächtigen und generalverurteilen?

Es liegt an etwas noch viel Schlimmerem, das so ungeheuerlich ist, dass es das bundesdeutsche Feuilleton nicht erfassen kann, nämlich der Realität.

Durch Chinakritik wird nicht das Land China aufs Spiel gesetzt, wird nicht den dortigen und auswärtigen Chinesen der sie schützende Staat der Existenzvernichtung anheimgestellt -- und sollte es auch kaum. Das ist der entscheidende Unterschied.

Die feindselige Haltung ist vollkommen irrelevant verglichen mit der tatsächlichen Gefährdung.

Israels Problem ist nicht Jakob „Augstein“. Schon gar nicht die Frage, ob er nun Antisemit ist oder nur fast. Was er da zusammentippt und, wenn es sich um eine Doktorarbeit handelte, plagiiert wäre, das ist vielleicht nicht antisemitisch gemeint, das ist antisemitisch. Nämlich im Effekt. Real. In Echt.
Wenn die Mehrheit des Wahlvolkes nicht findet, die Sicherheit Israels gehöre zur Staatsräson, auf gar keinen Fall mit praktischer Auswirkung, dann wird sich die Politik danach richten. Die Folgen hat Jakob „Augstein“ nicht zu verantworten, er hat ja nur geschrieben.

Es kommt nicht darauf an, was das bundesdeutsche Feuilleton zur Debatte beizutragen hat, denn es geht nicht um das bundesdeutsche Feuilleton. Außer dem bundesdeutschen Feuilleton.

"Augstein" ist der Antisemit der Herzen.

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