Donnerstag, 12. November 2015
Dumpfe Einseitigkeit
Der als Comedian bekannte Atze Schröder hatte ein Erweckungserlebnis, durch das er sich mit über 50 neu erfinden möchte und politischer werden will. Also zu Anstalt und Satiregipfel oder wie die Heuteshows so heißen. Wie auf welt.de und N24 zu lesen war, hatte er seinen Gewinn bei „Wer wird Millionär?“ nach Afrika gespendet, was ihm unflätige Hasskommentare einbrachte, wie er das machen könne, wo doch in Deutschland genug Bedarf für Geld bestünde.
Wir wissen nicht, wie die Formulierungen waren; Unduldbares ist nicht zu tolerieren.
Wir sind aber mittlerweile so weit, dass damit auch das Inhaltliche in Misskredit gebracht wird, statt es einer Faktenprüfung zu unterziehen, und wir sind gewohnt, dass Meinungen gegen Afrika / für Deutschland schon in eine Ecke gehören, in der allenfalls noch Stammtische stehen, aber keine Journalisten.

Es ist nur so, wir hören dauernd, Geld ist genug da, wenn es drauf ankommt, wahlweise hört man, überall wird gekürzt.
Ja kann Atze Schröder mit seinem Geld nicht machen, was er will?
Es ist nicht seins.
Er hat in einer Fernsehshow die Patenschaft über einen Geldbetrag für eine Spende gewonnen. Bezahlt wird es letztlich von den Konsumenten und den Zuschauern, immerhin nicht von Gebühren- und Steuerzahlern. Wenn das Geld nach Afrika geht, ist es dem Wirtschaftskreislauf entzogen. Der Schaden ist entsprechend einem Steuerausfall oder einem volkswirtschaftlichen Schaden.
Entwicklungshilfe basiert auf dem zutreffenden Gedanken, dass man sich das leisten kann. Erst dann stellt sich die Frage nach der moralischen Verpflichtung. Dass in Afrika der Mangel größer ist als hier, begründet sie noch nicht. Erst, wenn die Hilfe, die damit in Afrika bewirkt wird, größer ist als in Deutschland, ist die Spende vertretbar. Unbedingt geboten immer noch nicht, erst, wenn es um Essentielles geht. Und darüber, ob das so ist, darf man mindestens informiert werden wollen.

Der Darsteller von Atze Schröder wird sich darüber keine Gedanken gemacht haben, er hat vermutlich wie üblich gemeint „Wir haben‘s ja und zeigen, wie gut wir sind.“
Die Ablehnung, die das hervorruft, ist nicht immer wohlformuliert.

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