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Donnerstag, 3. Dezember 2015
Entscheidungshoheit über ausreichendes Ernstnehmen
tagesschauder, 13:03h
„Bürgerproteste gegen die Flüchtlingspolitik – Werden sie ernst genug genommen?", lautete das Thema von Anne Wills Schaugespräch, und ganz gleich, wie die Plauderei verlaufen ist – man liest gar nicht so viel darüber wie gewöhnlich – ist doch festzustellen, dass immerhin die Fragestellung geradezu fair formuliert ist. Bürgerproteste; nicht Wutpackpöbelei. Gegen die Flüchtlingspolitik; gegen die Politik, nicht gegen die Schutzsuchenden. Ob man sie ernst genug nehme – das betrifft die Journalisten selbst.
Man freut sich schon über derartige Nuancen.
Eine Klärung indes darf man nicht erwarten, denn es gibt Angelegenheiten, die sich journalistischer Verarbeitung entziehen, sie heißen Realität. Der journalistische Blick ist einer aus einer Zweckbestimmung heraus. Das Problem ist nicht allein das der ideologischen Prämissen, die auch Scheuklappen genannt werden, weil die Journalisten sich auf die sogenannte linke Seite schlagen; das Problem ist, und das findet man ebenso bei den Artikeln solcher Journalisten, die sich nicht als besonders links verorten, dass, berufsbedingt und durchaus nachvollziehbar, die Leute einfach nicht wichtig sind.
Für einen Journalisten ist der Minister oder Grünenfraktionsvorsitzende oder der mutmaßlich nächste SPD-Chef wichtiger als ein Bewohner eines Nestes mit ulkigem Namen, der die Kollateralschäden deren Politik auszubaden hat und der vielleicht noch unsortiert zur Demonstration geht.
Der Journalist, der sich an die Position dessen setzt, der entscheidet, ob etwas und jemand ernstgenommen wird, versteht, emotional, ganz richtig, dass es auch gegen ihn geht, wenn die Leute, die nichts mit Medien machen und keine Schaltstellen besetzen, gegen den erklärten Widerstand der Herrschenden betonen, das Volk zu sein.
Dies jedoch kann man als Journalist nicht reflektieren, solange man es noch nicht von anderen abschreiben kann.
Die Fragestellung bei Anne Will hätte äquivalent lauten können: Dreht sich vielleicht der Wind, und wir merken es zu spät?
Man freut sich schon über derartige Nuancen.
Eine Klärung indes darf man nicht erwarten, denn es gibt Angelegenheiten, die sich journalistischer Verarbeitung entziehen, sie heißen Realität. Der journalistische Blick ist einer aus einer Zweckbestimmung heraus. Das Problem ist nicht allein das der ideologischen Prämissen, die auch Scheuklappen genannt werden, weil die Journalisten sich auf die sogenannte linke Seite schlagen; das Problem ist, und das findet man ebenso bei den Artikeln solcher Journalisten, die sich nicht als besonders links verorten, dass, berufsbedingt und durchaus nachvollziehbar, die Leute einfach nicht wichtig sind.
Für einen Journalisten ist der Minister oder Grünenfraktionsvorsitzende oder der mutmaßlich nächste SPD-Chef wichtiger als ein Bewohner eines Nestes mit ulkigem Namen, der die Kollateralschäden deren Politik auszubaden hat und der vielleicht noch unsortiert zur Demonstration geht.
Der Journalist, der sich an die Position dessen setzt, der entscheidet, ob etwas und jemand ernstgenommen wird, versteht, emotional, ganz richtig, dass es auch gegen ihn geht, wenn die Leute, die nichts mit Medien machen und keine Schaltstellen besetzen, gegen den erklärten Widerstand der Herrschenden betonen, das Volk zu sein.
Dies jedoch kann man als Journalist nicht reflektieren, solange man es noch nicht von anderen abschreiben kann.
Die Fragestellung bei Anne Will hätte äquivalent lauten können: Dreht sich vielleicht der Wind, und wir merken es zu spät?
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