Donnerstag, 31. Dezember 2015
Jahr des Wulff
Im abgelaufenen Jahr ist Christian Wulff rehabilitiert worden, die Geschäfte laufen, Bettina lässt ihn wieder ’ran, und die Presse fragt sich, warum sie ihn überhaupt gestürzt hat.
Letzteres hat uns zu interessieren, denn Wulff geht in die Geschichte ein als der Bundespräsident, der von den Medien aus dem Amt gejagt wurde. Sowohl Wulff als auch die Medien möchten das so sehen.
Aber das stimmt nur ein bisschen, und das reicht nicht.
Merkel hatte sich vergriffen, das ist nicht seine Schuld. Für das Amt des Bundespräsidenten war er nicht unpeinlich genug.
Wenn nun die Presse selbstkritisch ihr Wirken beim Sturz hinterfragt, sieht das nach selbstkritischem Hinterfragen aus und soll es auch. Man kann vermuten, dass hier die Presse einen Abstand zur Macht, eine Kontrollfunktion und ein Wirken als vierte Gewalt feiert, wie es ihr gar nicht zusteht.
Dass Wulff dem Bild-Chef aufs Band motzt, sieht eher nach einem gewöhnlichen Vorgang aus, er konnte erwarten, dass der Journalist ins Grübeln kommt, ob er es sich mit dem Politiker verderben will. Dabei hatte Wulff bloß verkannt, dass er als Bundespräsident kein Machthaber mehr war. Die Presse merkt so etwas eher. Er hatte einfach nichts mehr zu bieten, und das hat die Pressemeute enthemmt.
Dieselbe Pressemeute tut jetzt so, als würde sie sich sogar mit den Obersten anlegen.

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