Sonntag, 16. Februar 2020
Psychopolitik
Die Nachkriegsgeneration, das sind dann auch schon die Achtundsechziger, sah sich mit der Schmach konfrontiert, zu einem Volk zu gehören, das zwei Kriege verloren hat. Man identifiziert sich lieber mit den Siegern. Wenn das eine internationale Koalition war, dann eben mit der übrigen Welt.

Der verlorene Krieg war nicht einmal irgendwie ruhmreich verloren. Es ist sonst üblich, Legenden über den Kampf und die unverdiente Niederlage zu pflegen. Die anderen waren unfair und hatten besseres Glück. Zum ersten Mal gab es so etwas nicht, und das, nachdem das ganze Volk zum Mitmachen gebracht worden war. Mit so einem Volk will man nichts zu tun haben.

Das Monströse der Shoah ist nicht erfassbar. Niemand kann sich all das vorstellen, was geschehen ist, nicht die Zahlen, so dass der Affekt, das könne doch nicht wahr sein, das muss doch einen Sinn gehabt haben, haben die Juden vielleicht angefangen, vielleicht stimmen die Zahlen nicht, noch nicht an und für sich verwerflich ist, sondern geradezu normal. Wer darauf aber nur hysterische Reaktionen erfährt, wird eher dazu neigen, sich bestätigt zu fühlen im Nichtglauben der historischen Wahrheit.

Und da gibt es zwei Möglichkeiten der Verleugnung. Die eine ist die typische Holocaustleugnung. Die andere ist aber nur scheinbar anders, sie ist das Ideologem: Nicht unser Problem, das waren die Rechtsfaschisten, und die sind wir nicht.

Wenn das noch ins politische Kalkül passt und vergütet wird, ist es inkurabel.

... link (2 Kommentare)   ... comment