Montag, 15. Mai 2017
Landesmuttertag
Vielleicht war die Wahl nun auch wieder nicht gezielt auf den Muttertag gesetzt, um Hannelore Kraft zu begünstigen, aber als schädlich wird man den Termin nicht angesehen haben. Was wir gelernt haben, ist, dass auch Landesmütter und Landesväter, als die sich die Ministerpräsidenten gern sehen, eben dann reif zur Abwahl sind, weil sie sich nicht mehr als Mandatsträger betrachten, sondern als Fürsorger aus staatlicher Vorsehung.
Wenn Hannelore Kraft einem Passanten erwidert, warum solle denn der Innenminister nicht mehr im Amt sein, ist sie am Ende. Wenn sie so angesprochen wird, müsste sie überlegen, ob ihr was entgangen ist. Aber da sie sehen müsste: ja, ist es, vermeidet sie es. Also muss man sie abwählen, um den Innenminister loszuwerden. Hannelore Kraft wurde abgestraft, oder nun ja, nicht erneut belohnt, für eine Arroganz der Macht, wie sie im Milieu herrscht, auch wenn sie noch so mütterlich daherkommt.

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Sonntag, 14. Mai 2017
Die Verdächtigerin
„Ich halte das Vorgehen für absurd und abwegig – als hätte Schmidt irgendetwas mit rechtsradikalen Tendenzen zu tun. Da würde ich eigentlich geistige Trennschärfe erwarten“, zitiert welt.de den SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, Mitglied im Kuratorium der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung. „Ich kann nicht verstehen, wie man der gesamten Bundeswehr ein solches Misstrauensvotum aussprechen kann, anstatt sich vor die Truppe zu stellen. Es stehen alle unter Generalverdacht, nur die Ministerin nicht.“
Natürlich kann er es nicht verstehen.
Die Sache ist die: Jeden kann es treffen. Jeder soll Angst haben, was Falsches zu sagen.
Der Prozentsatz echter Hexen, die bei den Hexenprozessen aufgeklärt und gesäubert wurden, dürfte im Nullbereich liegen. Auch die Feinde des Sozialismus waren nicht deckungsgleich mit der Gruppe der Verhafteten, und die Gülen-Anhänger unter den aus dem türkischen Staatsdienst entfernten sind eher zufällig verteilt.
Bevor man unter Verdacht gerät, denunziert man selbst.
Aber auch das hat noch nie genützt.
Säuberungen sind Machtergreifungen, die Begründung ist nur umgekehrt. Der Kampf gegen die anderen, wie immer sie aktuell definiert sind, ist ein Instrument zur Festigung der Machtposition innerhalb des Milieus und scheinbar eine Stärkung des Milieus selbst, was aber trügerisch ist. Es ist eine Invariante der Geschichte der Ideologien, dass sich die Ideologie auch irgendwann gegen die richtet, an die sie sich zunächst gerichtet hat.
Jetzt ist es der SPD-Kanzler.

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Samstag, 13. Mai 2017
Traditionspflege
Man kann für oder gegen Wehrpflicht sein, aber dass die Bundeswehr mit Wehrpflichtigen einen Querschnitt der Volksbevölkerung darstelle, kann nun keine Begründung sein. Das ist allenfalls, wenn es so sei, ein Nebeneffekt, aber keine Berechtigung, den Bürger zu verpflichten. Die Sicherheitslage, die Notwendigkeit zur Verteidigung, das allein kann für Wehrpflicht sprechen.
In diesem Zusammenhang wird auch die Floskel vom Bürger in Uniform bemüht und verfälscht – sie hatte nie zu bedeuten, den Bürger oder alle Bürger in Uniform zu stecken, sondern im Gegensatz zum Bild des Untertanen den mündigen Bürger, der Dienst tut, aber mit allen Bürgerrechten.
Wird leicht vergessen, zumal der mündige Bürger auch nicht mehr im Munde geführt wird.
Wäre da noch die Wehrmachtstradition. Es gibt kaum eine Tradition, die nicht auch trübe Seiten hätte, über die man nicht gern spricht, und die trüben Seiten können auch überwiegen. Dann ist die einzige Möglichkeit, den mündigen Bürger in Uniform zur Auseinandersetzung, zum eigenen Denken, anzuregen, statt die Entmündigung durch Abschneiden der Tradition voranzutreiben. Man möchte jedoch nicht dem Soldaten vor Augen führen, dass die Armeeführung auch im Dienste von Gangstern stehen kann und ein 20. Juli nötig werden könnte.
Das ist die Tradition, die gepflegt wird.

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Freitag, 12. Mai 2017
Schulzeffekthascherei
Jetzt steht geschrieben, verliert die SPD in Nordrhein-Westfalen, war es das für Schulz. Der gleiche Quatsch wie das Hochschreiben, nur eben etwas wirkungsvoller, weil das Negative immer stärker wirkt.

Der Schulz-Effekt war was, das nur in der Presse und in der SPD stattgefunden hat. Es gab keinen Effekt. Eine Schulz-Rückkopplung allenfalls. Die Presseheinis wollten einen nächsten großen Mann, an den sie sich rechtzeitig ranwanzen können, und die SPD brauchte einen Hoffnungsträger. Der Effekt war nichts weiter als ein Wunsch. Leicht zu verwechseln mit der Wirklichkeit.
Wieso erwartet ernsthaft irgendjemand, nur weil die Partei einen neuen Bundesvorsitzenden hat, wird Hannelore Kraft die Wahl gewinnen? Leute, die sich in einer solchen Stimmung in den Wahlkampf begeben, dürften nicht gewählt werden.

Das ist ein infantiles Muster. Jemand trägt unsere Verantwortung und macht uns stark.
Aber so läuft es nicht.
Allenfalls für Merkel.

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Donnerstag, 11. Mai 2017
So macht der DLF Kritiker lächerlich
Der Deutschlandfunk wird hörernäher und hat ein Hörerforum namens Hörerwelten eingerichtet, damit Hörer ihre Kritik loswerden können, die nicht immer geteilt wird, aber immer ernstgenommen.
So heute, ein Hörer hatte eine Protestnote eingereicht, woraufhin sich jemand mit Mikrophon und sogar Aufnahmegerät zu ihm aufmachte und sich gemeinsam eines Besseren belehren ließ.

Der Hörer hatte sich nämlich beschwert, dass der Stadtteil Marxloh, in dessen Nachbarschaft er wohnt, so schlecht wegkommt und immer herunergeschrieben werde, das sei gar nicht so. Also ließ sich der Reporter die andere Seite von Marxloh zeigen, Grünes, Kindertagesstätten, Einkaufsstraßen. Ja, Dreck gibt es auch, wo nicht, und ein Problemviertel habe nun mal Probleme, die nicht zu bestreiten seien, aber keine No-Go-Zonen, denn man gehe ja gerade. Trotz fehlenden Bildes erschien es hell.
Der Hörer engagiert sich als Rentner für Kinder, denen er vorliest, und für Flüchtlinge, persönlich kennt er in Marxloh nur seine Zahnärztin.

Also wenn ein Radio seine Hörer so vorführt und der Lächerlichkeit preisgibt, soll es sich mal nicht wundern, wenn keine Kritik mehr kommt.

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Mittwoch, 10. Mai 2017
Leichtes Denken
Propagandisten merken gewöhnlich nicht, dass sie blöder sind als die, an die sie sich richten, denn sie werden dafür bezahlt und die nicht, sie sagen was und die nicht, also müssen sie was wissen und die nicht.
So wäre es mal interessant zu sehen, was passiert, wenn Spiegelkolumnistinnen Sibylle Berg und Margarete Stokowsi einander im direkten Gespräch zu untertrumpfen versuchten; jetzt ist es immer so, dass die, die gerade dran ist, sich mehr entblödet.

Das ist momentan Margarete:
„Mit Liebe gegen rechts
Mal ein guter Trend aus Berlin
Liebe und Solidarität: Das sind genuin linke Formen der Gemeinschaftsbildung. Alle Rechten sind herzlich eingeladen, dabei mitzumachen - nur müssen sie dann eben mit Rechtssein aufhören.“

Intellektuell hat sie nichts einzubringen und körperlich will sie nicht, bleibt emotional.
Der propagandataktische Trick an sich ist nicht so blöd, man verknüpft die Kollektivierung mit etwas, das positiv besetzt ist, Liebe, Solidarität, und schon hat man einen mittelbaren Zwang aufgebaut, nicht zu den anderen zu gehören. Das ist aber eher etwas für die Thälmannpioniere.
Es ist wohl ganz gut, diese Phase bereits durchlaufen zu haben.

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Dienstag, 9. Mai 2017
Oktoberrevolution
Man ist im Jubiläumsjahr der russischen Revolution geneigt zu glauben, ohne den Lenin wäre die gesamte Weltgeschichte weniger leidvoll verlaufen, wir hätten auch keinen Hitler, Mao oder Heiko Maas gehabt, keine Achtundsechziger, keinen Vietnamkrieg und keine Grünen.
Nach Leninscher Geschichtsauffassung ist jedoch auf Lenin zu verzichten, die Prozesse laufen ökonomisch ab, das heißt, ob die Leute das wollen oder nicht. Auch unter psychologischen Aspekten ist anzunehmen, dass Heiko Maas und Jakob Augstein vertauschbar sind, aber unter den Bedingungen des schlaraffenländischen Überflusses immer präsent bleiben.
Die FDJ-Sekreräte suchen sich was, und wenn sie nicht die SED finden, nehmen sie Gender und Antirassismus, Wind und Wetter.
Worum es immer und durchweg geht, ist die Erlangung einer Herrschaft, die sich auf Kollektivismen gründet. Die Kollektive werden benutzt, um sich für sie einzusetzen. Einzelne stünden nur im Wege. Das ist der Grund, warum auch der Einsatz für winzigste Kollektive, die vielleicht nicht einmal aus einem einzigen Mitglied oder Transglied bestehen, sich lohnen kann; weil man eine Handhabe gegen das Kollektiv der Mehrheit hat und gegen jeden einzelnen sowieso.
Das ist das Prinzip von Lenin, Himmler, Stalin und Anetta Kahane.
In den Mitteln unterscheiden sie sich nur nuanciert.

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Montag, 8. Mai 2017
Die Schulz-Sehnsucht
Auch in Schleswig-Holstein und in Frankreich hat der Schulz-Effekt gewirkt, sofern man den Effekt nicht an Martin Schulz festmacht, sondern daran, dass jemand Zustimmung bekommt einfach dafür, noch nicht schon die ganze Zeit dagewesen zu sein oder wenigstens nicht dauerpräsent. In unserem nördlichstem Bundesland profitierte davon der CDU-Kandidat, der grüne auch, in Frankreich ein Neukommer wie zuvor in Holland und den USA. Das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Nicht-Establishment scheint doch recht groß zu sein, zumal in den Medien dies nur äußerst zaghaft besprochen wird. Von wem auch -- sind ja alle Establishment.

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Sonntag, 7. Mai 2017
Passivpatriot
In der Deutschlandfunk-Sendung „Denk ich an Deutschland“ sagen wichtige Leute, was ihnen zu Deutschland einfällt, heute ein Theaterregisseur namens Fritsch, der wichtig ist, weil er beim heutigen Theatertreffen mit einem Positivpreis geehrt wird, und Theatertreffen ist auch wichtig, weil, wie Monika Grütters sagt, die „künstlerische Vielfalt gegen die populistische Einfalt“ steht, Hoftheater also.
Was hat der Herr Fritsch nun zu sagen?
„Ich bin kein Patriot“, stellt er klar, und ein paar Sekunden später findet er es schön, das der Staat das Theater mit Subventionen unterhält.

Das geht eben nur, wenn Andere patriotisch sind und ihre Steuern bezahlen und dafür arbeiten, dass die Pseudoelite ihre Verachtung für das Volk auch im Theater subventioniert bekommt.

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Samstag, 6. Mai 2017
Der Schulz-Affekt
Es hat nicht an Herrn Schulz gelegen, sondern am Wechsel. Die Aussicht auf einen Wandel hat der SPD ein paar Zustimmungspunkte eingebracht, die nicht sämtlicherweise von den Medien erfunden waren. Die Medien waren es, die zuerst gemerkt haben, dass man mit Schulz nur einen Tag lang eine Zeitung verkaufen kann, danach erschöpft es sich in Wiederholung. Gerechtigkeit. Europa. Noch mal Gerechtigkeit, dann wieder Europa.
Der Affekt zeigte das Bedürfnis nach neuen Gesichtern und einer Art von undogmatischer Politikmacherei, man war bereit, der SPD wieder Kredit zu geben. Verzicht und Rückzug von Sigmar Gabriel hätten das Signal sein können, wenn dem eine weitere Perestroika gefolgt wäre.
So aber ist die Schulzzuweisung eine Wiederholung von Egon Krenz.

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Freitag, 5. Mai 2017
Multileitkulti
Na, ist das Leitkultur, wenn Schulz fordert, die Deutschlandtürken dürfen sich nicht an der Abstimmung über die Todesstrafe in ihrer Heimat beteiligen? Er hat wirklich „in ihrer Heimat“ gesagt. Eine Fehlleistung zweifellos, denn wenn ihre Kultur die Todesstrafe beinhaltet, dann eben auch hier. Das ist Multikulti-Wirschaffendas. Nur konsequent.
Und neu wäre es überhaupt nicht; wir haben ständig Scharia und Kultur in unserer Justiz und Verwaltung, voller Respekt für die islamische Leitkultur.
Interessant ist nur, dass noch niemand Erdogan gefragt hat, wofür er eigentlich die Todesstrafe will.

Schulz ist nur gegen die Abstimmung, weil er das Ergebnis nicht vermitteln könnte. Er möchte sich und uns die Enttäuschung ersparen.

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Donnerstag, 4. Mai 2017
Positives Beispiel
Wir registrieren gern positive Beispiele im Journalismus wie dies von heute in der Sendung Informationen am Morgen im DLF, ein Dokumentarfilmer erzählt von seinem Film über die Katastrophe Inklusion – die real existierende Inklusion, die katastrophale Zustände auslöst, für die Inklusion, wie sie gedacht ist, sind natürlich alle – ja, er meint den Film als Weckruf an die Politik; im Anschluss wird die schulpolitische Sprecherin der nordrhein-westfälischen SPD vernommen, die wie eine aufgescheuchte Gans von Vorgaben und Zielsetzungen und Gutachten plappert.
Der Kontrast ist wirkungsvoll, der mündige Hörer erkennt, da ist nichts wachzurufen, so sieht es aus, wenn Ideologie auf Wirklichkeit trifft, die Politik kann nichts und hat nichts.
Ja gut, eigentlich müsste die Katastrophe einen medialen Skandal auslösen, eigentlich müsste der Radiomoderator die Politikerin hart herannehmen, aber das wäre schon wieder zu viel verlangt, das wäre die Erwartung von Kampagnenjournalismus.
Es reicht schon, dass das Thema Inklusion mittlerweile glasnostig behandelt werden darf, es reicht schon, dass es dem mündigen Konsumenten überlassen ist, die Schlussfolgerungen zu ziehen.
In der Zusammenfassung der Sendung kommt das Thema dann auch schon nicht mehr vor.
Aber dass der Journalist nicht als Partei auftritt, das reicht schon.

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Mittwoch, 3. Mai 2017
UnterWeLT
WeLT.de bringt es schön und präzise: „Der türkische Seelsorge- und Sozialverband Ditib“ usw.
Das ist fabelhaft. Präziser ist nie ausgedrückt worden, was Seelsorge und Sozialverbände sind. Presse im Sinne von Komprimierung.

Das wäre es für heute beinah gewesen, aber ein paar Artikel weiter ist zu lesen, was heute vor vierzig Jahren geschah: „Wie Binnie & Clyde schossen sie sich den Weg frei“ -- „Zwei Mitglieder der RAF strecken zwei Polizisten nieder und rauben einen Opel.“
Da mutet es seltsam an, dass der Opel „geraubt“ wird, nicht geknackt oder klargemacht oder abgezogen. Niedergestreckt wie in Jägersprache werden die Polizisten.

Dagegen ist es fast schon Berichtsjournalismus, wenn noch ein paar Artikel weiter zu erfahren ist: „In den Vororten von Paris haben sie Angst vor Le Pen“ -- „Regelmäßig brennen Autos, immer wieder kommt es zu Straßenschlachten“, na immerhin mit Regelmäßigkeit, das ist leitkulturell, da hat alles seine Richtigkeit und wäre in Ordnung, wenn nicht die böse Tante Angst verbreiten würde.

Alles nicht wirklich erlogen, keine Fake-News. Aber wer das liest, wird angelogen.

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Dienstag, 2. Mai 2017
Heerschaften
Natürlich ist es ein schöner Zustand, in dem sich alle befinden, die nicht sehen, wonach es aussieht, wenn die Verteidigungsministerin den Corpsgeist und die Haltungen in der Bundeswehr bemängelt: Das ist die Vorbereitung einer Säuberungsaktion.
Die Flüchtlings-Affäre, das ist sozusagen der Putschversuch, jetzt geht die Ministerin daran, die Pendants zu den Gülen-Anhängern zu zerschlagen, wie immer sie geheißen werden, Reichsbürger oder Völkische oder was auch immer. Die Verschwörung wird aufgedeckt; wer keine Namen nennt, ist verdächtig.
Die Presse wird willfährig sekundieren und das Thema auftischen, wie rechts die Soldaten sind und welche Haltungs- und Führungsmängel es in der Bundeswehr gibt.
Die Reaktionen aus der Armee sind durchaus gendergerecht: man zeigt sich befremdet und beleidigt.
Ein Militär, das jetzt nicht putscht, hat es nicht besser verdient.

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