Sonntag, 27. August 2017
Verantwortungspresse
„Der IS reklamiert das Messerattentat für sich“, so ist etwa im Tagesspiegel zu lesen, eine mittlerweile gängige Formulierung. Das ist die harmlosteste Ausdrucksweise, wenn sich eine Terrororganisation zu Morden bekennt. Früher wurde das noch auch so gemeldet. Jetzt fällt es unter Reklame. Im eigenen Verständnis der Journalisten müsste es heißen, IS reklamiert Islam für sich.

Auch manipulativ, aber niedlich, auf faz.de: „Konservative und Sozialdemokraten haben in einer Emnid-Umfrage jeweils einen Prozentpunkt verloren. Profitieren können FDP und AfD.“ Wenigstens ist das die Zeile unter der Überschrift, in der klar ist, dass es um die CDU geht, die da mit „Konservative“ gemeint sein soll. Sehr komisch. Dass andere, „profitieren“, fällt schon gar nicht mehr auf. Dass der Profit darin besteht, dass sich Wähler entscheiden, würde den Journalisten vermutlich nicht leicht einleuchten.

Die vierte Gewalt, die Manipulative, beachtet ihre Verantwortung.

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Samstag, 26. August 2017
Korrektpolitsatire
Die Satirezeitschrift Titanic wendet sich in der Rubrik „Briefe an die Leser“ an Thilo Sarrazin: „Sie behaupteten anläßlich einer Buchpräsentation, Angela Merkels Ziel sei »die Verbesserung der Welt, notfalls auch auf Kosten des deutschen Volkes«. Das wäre löblich.

Nun weiß man aber, daß die Faktenlage, auf der Ihre Aussagen basieren, meist recht dünn ist. Fällt deshalb nicht auf Ihre plumpe Wahlwerbung für Merkel rein:Titanic“

Das ist satirisch korrekt, methodisch „umgekehrt wäre besser gewesen“, er mache also Werbung für Merkel, weil das, was er ihr zu Unrecht anlastet, eigentlich zu wünschen wäre. Ja, so wird es gemacht.

Politisch ist es aber mies, weil viele Leser nicht wissen, dass es lustig ist, wenn Merkel hypothetisch dafür gelobt wird, auf Kosten des deutschen Volkes die Welt verbessern zu wollen. Die Leser, zumeist selbst Journalisten, glauben das.

Ach, und es ist auch satirisch nicht korrekt, sondern nur politisch korrekt, der Regierungspolitik zuzustimmen, auch indem man es indirekt tut. Das müsste man sich aus satirischen Gründen verbeißen.

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Freitag, 25. August 2017
Antiaktivistenaktionismus
Der Innenminister scheint was zu wissen, was beunruhigen würde, wenn er ein Ersuchen um die Abschaltung einer linksextremen Plattform stellt, kurz vor der Wahl. Was es nicht sein kann: dass ihm Hamburg die Augen geöffnet hätte. Vielleicht kennt er die echten demoskopischen Zahlen, vielleicht kann er deswegen der Chefin gegenüber so was durchdrücken. Wir wissen so wenig von denen, die uns regieren.
Sein wir mal gespannt, wie die süddeutschen und Frankfurter Reaktionen ausfallen; ehrliche Gutmenschen würden sagen „schön, Gewalt geht gar nicht und schadet der Sache“, aber wer irgendwie drinsteckt in möglichen Vorhaben, der Wahl entgegenzutreten, wie es im Jargon heißt, oder weitere Maßnahmen vorzunehmen, der sagt: aber es geht doch gegen Nazis, der Innenminister setzt ein fatales Zeichen gegen den Kampf und gegen Prantl.

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Donnerstag, 24. August 2017
Gutstudie
Die Bertelsmannstiftung hat in einer Studie herausgefunden – eigentlich könnte man da schon aufhören. Also: Muslime sind in Deutschland gut integriert, nur mit der Akzeptanz hapert es noch.
Sozusagen die Ost-Studie für den Westen.
Der propagandataktische Trick ist hier der, nach Opportunität zwischen Durchschnitt, Norm und Bewertung zu changieren – also: durchschnittlich auf dem Arbeitsmarkt, aber Vorbehalte gegen alle und Schwierigkeiten für solche, die es wegen strenger Gläubigkeit besonders schwer haben. Keine Frage nach dem betriebswirtschaftlichen Schaden wegen Ramadan, kein Abgleichen der Vorbehalte mit den tatsächlichen Problemen. Alltagsislamisierung ist berechtigt, wer die nicht will, hat ein Akzeptanzproblem.

Nur ein Bär, aber alle sind gegen ihn, also sind die Bärenschützer im Recht und die Guten.

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Mittwoch, 23. August 2017
No-go-Region
Anetta Kahane hat im Deutschlandfunk gesagt, es gibt immer noch Gegenden im Osten, wo People of Colour nicht zum Urlaub hinfahren würden.

Es dürfte sich um dieselben Gegenden handeln, wo sie selbst auch keinen Urlaub machen möchte.

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Dienstag, 22. August 2017
Toleranz und Terror
Ja so was, islamischer Terror hat doch was mit Islam zu tun, darf inzwischen unaufgeschrien gesagt werden, in bestimmten Bereichen wie etwa der FAZ.
Man erinnert sich vielleicht noch an Zeiten, in denen es erfreulich war, dass etwas endlich gesagt werden durfte, was vorher streng tabuisiert war.
Also eine Wende?
Nein, die Zeiten sind vorbei. Es darf gesagt werden, aber es bleibt folgenlos. Weder Politik noch Medien gehen mit dieser neu gewonnenen Erkenntnis irgendwie um. Dass es gesagt werden darf, vor der Wahl, genügt zur Bestätigung: na bitte, nichts ist verboten.
Und, wenn es eine Steigerungsform von leider gäbe, noch leiderer: Dass es jetzt gesagt werden kann, bedeutet auch nur, dass wir den Zustand erreicht haben, an dem man sich daran zu gewöhnen hat. Das ist wie mit der Toleranz; Toleranz ist Neunziger/frühe Zweitausender, sie hat die jetzige Lage vorbereitet. Nun wird sie nicht mehr gebraucht.
Es ging um nichts anderes, als den Terror zu tolerieren. Jetzt kann man es ja verraten.

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Montag, 21. August 2017
Entfremdeter Überfluss
In früheren Zeiten musste dem Heranwachsenden nicht erklärt werden, dass das, was man hat, erarbeitet werden muss; das Kind musste, sobald es das konnte, auf dem Feld oder in der Werkstatt mitarbeiten, auch die entfremdete Lohnarbeit war im weitesten Sinne leistungsabhängig.
Das ist heute keine Erfahrung mehr. Essen ist einfach da, auch das Smartphone ist gegeben, die Aktivitäten damit richten sich nicht auf Herstellung oder Erhalt.
Es gibt auch rund gar keine Identifikationsfiguren, die mit ihrem Wirken den Wohlstand erzeugen und in deren Position man kraft Können treten möchte, allenfalls auf deren Versorgungsposten.
Man kann annehmen, dass diese Nichterfahrung prägend wirkt.
Die einzige sinnliche Erfahrung, die das Kind haben kann, wo es mit seiner Tätigkeit eine Wirkung erzielt, ist die destruktive. Dazu zählt auch Forderungen aufstellen.
Es liegt außerhalb der Vorstellung, dass die eigene Dekadenz zur Degenerierung der Bedingungen führen könnte, die dafür die Voraussetzungen geschaffen haben.

Dies soll nur eine Erklärung dafür anbieten, wieso die Jugend links ist.

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Sonntag, 20. August 2017
Katrin Göring-Eckardt geguckt
Die kam zu einem Wahlkampfauftritt vor rund einem Dutzend Anhängern, sagte Europa, sagte, niemand verlässt sein Land freiwillig, sagte, wir können nicht alle auf einmal aufnehmen, sondern nacheinander, dann wird verteilt, und weil die selbstredend nicht in das Ungarn von Viktor Orban wollen können, muss die Sache mit Geld ausgeglichen werden.

Der Eindruck: Naivling, in der Wolke schwebend.

Die Analyse: Politische Gaunerin.

Sie kann nicht so tun, als hätte sie von dem, was sie nicht wissen will, noch nie was gehört, sie blendet aktiv aus.
Sie hat die manipulativen Techniken gezielt eingesetzt, man darf ihr die Naivität nicht abnehmen.
Sie stellt sich dumm, dabei ist sie eine politisch mafiöse Verbrecherin.

Manche kaufen es ihr ab, so wie man einem Dealer den Stoff abkauft.
Aber niemand soll sagen, man hätte sich in ihr getäuscht.

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Samstag, 19. August 2017
Nutzlose Unterwürfigkeit
Manche schreiben, Erdogan hätte zum Wahlboykott aufgerufen, das ist falsch. Er hat seine Leute aufgefordert, nicht CDU, SPD oder Grüne zu wählen. Für unsere Journalisten kommt das einem Wahlboykott gleich.

Wenn wir nicht so schräg denken wollen, dass Erdogan so weit um die Ecke denkt, das er damit CDU, SPD und Grünen Zuspruch bei den Kritikern ihrer Türkeiunterwürfigkeit verschaffen möchte, können wir aus der Enttäuschung bei den herrschenden Parteien eine Bestätigung herauslesen: Es nützt nicht das Geringste, sich nachgiebig zu zeigen. Ernstgenommen wird ein Gegner, nicht der nützliche Idiot.

Höchstens auf unserer Seite. Wir nehmen sogar die unnützen Idioten noch ernst.

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Freitag, 18. August 2017
Erklärbedarf
Die Integrationsministerin (SPD) sagte den Zeitungen (SPD), es gäbe oft wichtige Gründe, warum die Asylanten eine Reise in den Verfolgerstaat unternähmen, sie verstehe den entstehenden Eindruck, da müsse die Reise gut begründet werden.

Die Zeitungen könnten die Leser auch gleich als Dunkeldummpack beschimpfen.
Wenn Politiker sagen, sie verstehen etwas, heißt das, sie gedenken nicht, etwas zu unternehmen.

Wem gegenüber sollte was erklärt werden? Den Behörden bei der Ausreise – „ich bin in dringenden Angelegenheiten unterwegs“? Es gibt keine Formulare, die die Behörden dafür hätten, und wenn, wären sie nur noch mehr überlastet.

Wenn es was zu erklären gibt, dann ist es nicht die Reise, sondern der Asylgrund.
Und zwar bei der Wiedereinreise nach Deutschland.

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Donnerstag, 17. August 2017
Nazi im Spiegel
Dass jetzt überall Nazis sind – die Medien sind voll davon, Trump war ohnehin die ganze Zeit einer, überall rechte Nazis – hat einen triftigen Grund. Die Medien sind radikal geworden. Die Mitte der relevanten Gesellschaft ist radikal, also nicht so sehr vielleicht die Leute, die zur Arbeit gehen, aber die, die zum Hof gehören, und mittelbar als Konsumenten eben auch die Zuschauer, Leser, Eskapisten, alle, die nicht als krude Außenseiter dastehen wollen. Die Propaganda braucht das Bild der Nazis, gar nicht mal so sehr als Feindbild, das nutzt sich ab, sondern als Bestätigung für sich, besser zu sein oder doch noch irgendwie gut.
Die Methoden unterscheiden sich kaum mehr von denen der Nazis, also darf man selbst keiner sein, also müssen es die anderen sein.
Bei Gewalt auf beiden Seiten steht man auf der richtigen Seite, wenn Nazis dabei sind. Eigentlich ist es faschistoid, danach zu urteilen, auf wessen Seite man zu stehen glaubt. Darum die Selbstvergewisserung, dass die Nazis noch schlimmer sind.
Dazu muss es sie geben.

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Mittwoch, 16. August 2017
Deutliche Signale
Wieder eine Gemienschaftsempörung de Presselinkser über Trump, weil er den Terror verharmlose und Rechtsextremnazis in Schutz nähme -- zitiert wird er damit, dass er beiden Seiten die schuld gibt und die Linksen nicht ausspart. Er hält sich nicht an die Richtlinien des Presserates, nur dann gegen jede Form von Gewalt zu sein, wenn sie aktuell von den Linksen ausgegangen ist. Die Presse würde am liebsten ein Sarrazinverfahren gegen Trump einleiten.

Denn die Botschaft richtet sich an die Leser: So nicht, Leser! Bildet euch nicht ein, rechte und linke Gewalt gleichermaßen abzulehnen, dann seid ihr nazi!

Die Leser sind auch schon so weit, dass sie diese Mitteilung nicht mehr explizit bekommen müssen, es genügt die emotionalisierte Vermittlung.

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Dienstag, 15. August 2017
Schulzverzug
Man hätte gar nicht erwartet, von Schulz enttäuscht werden zu können, aber sogar das schafft er, nämlich dadurch, dass er aus seinem Absturz nach dem Schulz-Effekt nicht das Geringste gelernt hat, wie es aussieht.
Einen gewissen Machtinstinkt, einen Willen zum Gewinnen, hätte man ihm doch zugetraut. Wenn jemand Kanzler werden will, muss es ihn grämen, sagen zu müssen: na gut, Vizekanzler.
Oder nicht?
Entweder setzt er auf rotrotgrüngelb, dann könnte er Kanzler werden, oder er will von Merkel zum EU-Kommissionspräsident gemacht werden nach einem Zwischenspiel als loyaler Merkelminister.
Wollte er eine Wahl gewinnen, müsste er den Schöder machen. Er müsste die Wende einleiten, er müsste sagen, was schiefläuft in diesem Land. Was sollte ihn hindern? Die Wählerstimmen würden ihm zufliegen, er könnte die SPD-Führung aus den neu eintretenden Mitgliedern regenerieren.
Es würde doch genügen, so was vorzutäuschen. Würde nach der Wahl alles nicht so heiß gegessen, das weiß man doch.
Schulz hätte so eine Chance als einziger und nur ein Mal. Jetzt.
Er will aber nicht.
Dann eben nicht.

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Montag, 14. August 2017
Wahlwerbesologan
Das sind mal Wahlversprechen:
„Niemand sollte eine 6 in Mathe erben.“
So steht es auf einem Wahlplakat.

Das sehen die Erben gewiss genauso, besonders möchte niemand nichts weiter als eine Mathe-6 erben, und Erbschaften sind ohnehin ungerecht verteilt. Aber auch bildungspolitisch, und darum geht es ja wohl, ist zu wünschen, dass man sein Erbe aufpolieren kann und nicht genetisch limitiert ist.
Trotzdem, das ergibt überhaupt keinen Sinn. Was soll da versprochen werden, weshalb soll man sich bei der Wahl davon leiten lassen und wovon jetzt überhaupt?

Das ganze wird nicht weniger blöd dadurch, dass es nicht ein Plakat der Grünen ist, sondern der FDP mit Nicola Beer darauf.

Die FDP will wohl die Grünen beerben.

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