Donnerstag, 18. Juni 2020
FDP im Haifischbecken
Ist der Ausdruck „Jumping The Shark“ im Amerikanischen noch gebräuchlich? Das ist, wenn jemand etwas tut, wonach es sich für ihn erledigt hat. Die Redewendung geht darauf zurück, dass eine beliebte Fernsehserie es nicht mehr war und sich die Fans darüber einig waren, dass es seit der Szene, als eine Figur mit dem Surfbrett über einen Haifisch sprang, nicht mehr zu retten war.
Bush „jumped the shark“, als er auf dem Flugzeugträger die erfüllte Mission verkündete, so wird so was kommentiert.

Wir haben keinen vergleichbaren deutschen Ausdruck, deshalb diese Vorrede zum Thema Lindner und FDP, das gerade diskutiert wird. Wer ist schuld an wem, wer hat wen nicht verdient und wer ist besser als der andere Teil?

Hier ist die Antwort unserer Auffassung nach: Lindner „jumped the shark“ mit der Entschuldigung im Bundestag. Danach gibt es keine sinnvolle Handlungsoptionen mehr für ihn.
Er kann nunmehr weder tun noch unterlassen, wofür er sich zu entschuldigen hätte, noch tun oder unterlassen, was keiner Entschuldigung bedürfte, weil er die Entschuldigungsnotwendigkeit, die ihm auferlegt worden war, anerkannte.
Es ist nicht möglich, von ihm noch was zu wollen.

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Mittwoch, 17. Juni 2020
Maßstabsverdopplung
Manche ärgern sich über die doppelten Maßstäbe und wundern sich, wer solche Leute wähle.
Das Anlegen doppelter Maßstäbe ist aber kein Versehen, keine Notlösung, nicht ein schnelles Wechseln der Waffe, sondern es ist die Waffe, das Machtmittel und die Demonstration der Macht. Die Macht hat der, der über die Maßstäbe bestimmen kann, und das zeigt man, indem man sie auch wechselt. Doppelte Maßstäbe bedeuten doppelte Macht.
Sehr einseitig, aber genau darum funktioniert es.
Und die Wirkung ist, dass man zu denen gehören will, die diese Macht haben. Von denen will man was, die wählt man.

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Dienstag, 16. Juni 2020
Dialektisch links
In dem sehr lesenswerten und erhellenden Buch von Bettina Röhl „Die RAF hat euch lieb“ findet sich unter vielen interessanten Kleinigkeiten die, dass Ulrike Meinhof bei „konkret“ zuletzt ihre Kolumne, in der sie völlig frei war zu schreiben, was sie wollte, für die Verlautbarungen der Berliner APO-Leute verwenden wollte, was nun nichts weiter war als schlecht.
Hier haben wir also den Fall, dass nach der mit Ostgeld komfortabel gestalteten Phase, die im Aufbau und Erhalt des Heftes bestehen musste, also bei aller Linksheit effektiv und konstruktiv im Sinne des Produkts Zeitschrift war, sich die nächste linke Phase anschloss: das zu benutzen, was da ist, von der Substanz zu zehren, statt sie aufzubauen. Und das in diesem Fall auch noch von derselben Person.
Das ist das Gleiche, was zu sehen ist bei Stern, Spiegel, Titanic und allen anderen, Zeitungen und Sendern, Parteien – die Macher machen nicht, sondern zehren am Ruf, am Mythos, an den Abozahlen, sie gehen davon aus, dass es von allein läuft und sie das Laufen ausnutzen und benutzen können.
Links ist das dialektische Umschlagen in die niedere Qualität.

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Montag, 15. Juni 2020
Frankfurter Allgemeiner Schwulst
Boris Becker ist jetzt schwulstberechtigt, die FAZ prantlt über ihn:

„Boris Becker ist kein Boulevardclown mehr.
Mit 52 Jahren ist Boris Becker wohl in der Form seines Lebens.
Er erhebt seine Stimme – nicht nur in diesen Tagen. Aber gerade fällt es eben besonders auf: Boris Becker. Vor gut einer Woche hat er sich in London unter jene gemischt, die aufschreien im Kampf gegen den Rassismus. Nicht weit entfernt vor jenem Ort, an dem er vor beinahe auf den Tag genau 35 Jahren zum ersten Mal Wimbledon-Champion geworden ist – im Alter von gerade einmal 17 Jahren.“

Und so weiter, diese Mischung aus Goldenem Blatt und Junger Welt ist mittlerweile der Katzengoldstandard im Journalismus. Boris Becker wird emotional positiv besetzt, weil er es sich verdient hat. Genauso könnte er auch wieder fallengelassen werden.
Boris Becker kann und soll sagen, was er für richtig hält. Er hat sogar recht, gegen Rassismus was zu sagen, aber dann müsste man erstens herausrechnen, welches Eigeninteresse vorliegt, und zweitens, was nicht zum Zwecke der politischen Konformität gesagt wird. Das kann immer noch von Belang sein, so kommt es aber nicht zum Vorschein.

Der Boulevardclown ist er immer noch, nur die FAZ ist boulevardclownesk geworden.

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Sonntag, 14. Juni 2020
Linksunion
Der Kanzlerin wird der Linksrutsch der CDU angelastet derart, dass sie ihn forciert habe und darauf abgezielt.
Wahrscheinlicher, jedenfalls noch erklärungstauglicher, ist, dass sie auch hier gar nichts gemacht hat und sich nicht dafür interessiert, was passiert, denn so was passiert von alleine. Leute, die in die Politik gehen, sind beruflich abgehoben. Wer dann bei Hofe aufsteigen will, muss konform sein und sich allenfalls gegen die weniger Konformen engagieren. Gesinnungsethik und Medientauglichkeit sind von Belang, man verachtet das Volk und fühlt sich im Recht. Und das ist dann eben links.

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Samstag, 13. Juni 2020
Staatliche Rechtsgrundlagen für Antirassismus
Zu dem Gleichen, das ständig wiederkehrt, gehört die Bewegungsjugend, die meint, die Alten verstehen das Neue nicht, weil sie so alt sind.
Es ist aber so, dass die Jugend so jung ist, dass sie das Alte nicht versteht. Zu dem Alten gehören der neue Mensch, Sprachregelungen, staatswirtschaftliche Umstrukturierungen, der ganze Kommunismus, der ist so was von 19. Jahrhundert. Retroreaktionär sind die Überwindung der Geschlechter und die Neue Sprache, politische Korrektheit und Klima, eine Invariante ist, dass man zum großen Schwindel ein Körnchen Wahrheit braucht, das als ideologisches Halbargument seine Propagandazwecke erfüllt – auch, dass es um dieses Anliegen kein bisschen geht. Es ist immer nur das Keulenargument: für Frieden, gegen Rassismus, gegen Faschismus, das bist du doch wohl auch, also mach mit und gib uns Geld.
Die Frage wäre, ob der Staat überhaupt eine Legitimation hat, gegen Rassismus vorzugehen.
Hat er nicht, mangels Bestimmtheit. Er muss selbstverständlich alle gesetzlichen oder staatlichen Ungleichbehandlungen beheben. Aber Geld für antirassistische Projekte, das ist schon Geldwäsche und Kauf von Gefolgschaft, denn hier wird Macht ausgelagert, die dem Staat gar nicht zukommt.
Das ist ein großer Vorteil für Staat und Partei, hier gibt es keine rechtsstaatlichen Bindungen. Nur Willkür, die eigentlich verboten ist. Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften für minderschwere Fälle oder Rechtfertigungstatbestände, keine Notwendigkeit zum Beweis des Vorsatzes, keine schwere Kindheit und keine Präsumtion der Unschuld.
Nur staatlich legitimiert Hass und Hetze, gegen die man angeblich vorgeht.

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Freitag, 12. Juni 2020
Wehrkräfte
SPIEGEL-Journalismus in der WeLT:
„Schwarze in Tulsa wehren sich gegen Kundgebung des US-Präsidenten“, so die Überschrift.
Als ob man sich gegen eine Kundgebung wehren könnte. Ja klar, von diesem Präsidenten schon, das ist so ein gewaltiger Angriff.
Im Text wird ausgeführt: „Sowohl den Veranstaltungsort als auch das Datum für eine Wahlkampfkundgebung des US-Präsidenten Donald Trump in Tulsa sehen afroamerikanische Lokalpolitiker als Provokation.“
Schon eher vertretbar, sehen es als Provokation. Politiker tun das.
Dann war das also provoziert.
Aber der Verfasser des Textes kriegt keine Probleme, und darauf kommt es an.

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Donnerstag, 11. Juni 2020
Wie war das einmal?
Was ist eigentlich herausgekommen bei der Sache mit der antisemitischen Synchronisation in der kindergemäßen Erklärserie „Es war einmal“ zum menschlichen Körper, wo, und auch nur in der deutschen Fassung, die Bakterien bei ihrer Vernichtung jiddisch schreien?
Wette, vorab und immer noch: Das hat einer gut gemeint. Wollte die Szene nutzen, um Aufmerksamkeit zu sensibilisieren. War blöd, hat auch keiner gemerkt bis vor ein paaar Wochen, jetzt sucht man eben.
Bestimmt hat man einen Verantwortlichen gefunden, und der ist über jeden Zweifel erhaben. Vielleicht selbst nicht mehr vernehmungsfähig, aber alle sagen, der hat auf keinen Fall Hass anstacheln wollen.
Nachdem die Aufregung aber schon festgelegt war, passt das nun nicht mehr.
Oder? Andere Ermittlungsergebnisse? Das wollen wir wissen.

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Mittwoch, 10. Juni 2020
Mitmachen oder mitdenken
Wieder ein Sagverbrechen, ein CDU-Politiker und irgend so ein Beauftragter in Baden-Württemberg hat per Twitter was gesagt, das nicht passt, und muss weg.

Ja, das muss er. Er will bei Hofe gefüttert werden und aufsteigen, er will was sein und was werden im linksgrünen Staat, auch noch in Baden-Württemberg, da kann er nicht gleichzeitig so tun, als hätte er eine eigene Meinung. Oder er hat eine, dann kann er nicht zugleich sich beim linken grünen Hof andienen.

So ist es nun mal. Es soll sich nicht beschweren. Entweder er macht sich nützlich oder will andere für sich nützlich machen, Posten gibt es genug, er kann mitmachen. Oder es lassen. Es gibt kein Mitmachen mit gezeigtem Vorbehalt und Vorspiegelung eigener Meinung.
Winfried Kretzschmann weiß, die totalitären Herrscher herrschen totalitär oder sie herrschen nicht.

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Dienstag, 9. Juni 2020
Schmerz und Wahrheit
Hier haben wir mal einen Fall aussagekräftiger Satire, die ja Missstände aufspießt. Der Postillion bringt, US-Polizei will Weiße aus nichtigem Anlass erschießen, um nicht rassistisch zu sein.
Gag-Methode ist klar, verkürzte Konsequenz des Missstandes, mit Schwarzen machen sie es so und wollen jetzt ihr Rassismusproblem überdecken.
Der Gag besteht aber in der Übernahme des Narrativs „aus nichtigem Anlass“, die im grün-antirassistischen Quotendenken genau diese Konsequenz für geboten hält – es ist nicht die komisch-satirische Auswirkung der Polizeirealität, sondern des grünlinken Quotendenkens, das der Polizei bereits „racial profiling“ verbietet und sie antirassistisch verdächtigt.
Der Postillion denkt natürlich, hier der Gewaltpolizei eins 'reinzuwürgen und nicht den Grünlinken.

Aber die Leser denken es ja auch und verstehen es genauso.

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Montag, 8. Juni 2020
Fehltritt im TV
Es ist in der Tat pietätlos, aus den letzten Worten eines bei seiner Festnahme umgekommenen Mannes einen flotten Spruch zu machen – nach aktuellem Kenntnisstand ist er aus dem Polizeiauto, in dem er schon saß, entwichen, weil er an Klaustrophobie litt und darin nicht atmen konnte, er verweigerte, wieder einzusteigen, mit der versuchten Erklärung „Ich krieg da keine Luft“ – aber die Aufregung, die professionelle Empörung, die setzt ein, weil aus dem Spruch schon längst Kitsch gemacht wurde, von denen, die jetzt ihre Moralität hochhalten. Wegen dieser Verkitschung kam es erst zu dem pietätlosen Spruch, er führte unbeabsichtigt vor, dass er zur Sprachstanze geworden ist und ihn die Empörungsakteure selbst nicht ernstnehmen.
Ein schwerer Fehltritt.

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Sonntag, 7. Juni 2020
Subventionsbetrug
Die Groko hat eine ihrer ersten belastenden Entscheidungen aufgehoben, wenigstens zeitweise, die Mehrwertsteuer wird gesenkt, besser gesagt wird die Erhöhung zurückgenommen für eine Weile.
Das nützt entweder Verbrauchern oder Handel.
Kaum bemerkt wurde: Auch der ermäßigte Mehrwertsteuersatz, der bei den letzten Erhöhungen nie miterhöht wurde, wird gesenkt. Dabei hätte es niemanden gewundert, wenn er, weil er ja nicht erhöht worden war, unverändert geblieben wäre.
Nun feiert besonders die SPD das alles, und das ist ein Grund, genauer hinzugucken und zu überlegen.
Lebensmittel, gut.
Gemalte Bilder können beim Privatkunden zwei Prozent billiger angeboten werden oder es kommen zwei Prozent mehr beim Maler an, oder man teilt es sich, sehr zu begrüßen.
Ach, da wären noch die Kulturgüter, Bücher, schön.
Und Zeitungen.
Zeitschriften, Nachrichtenmagazine, die Qualitätspresse. Senken die ihre Preise um rund zwei Prozent?
Sollten sie, wenn sie mitfeiern. Sonst feiern sie, dass sie mit zwei Prozent geschmiert werden.
Dann gibt es noch den öffentlichrechtlichen Rundfunkt, der beschäftigt viele freie Mitarbeiter und zahlt Bruttohonorare. Der würde die Sätze nicht senken, die Vergünstigung würde bei den Empfängern ankommen, aber nur, sofern sie direkt beim Sender ihre Rechnung einreichen. Für die Anstalten ist die Mehrwertsteuer kein Durchlaufosten, alles, was sie von den Produktionsfirmen einkaufen, wird, wenn es dem ermäßigten Satz unterlag, zwei Prozent billiger, ansonsten drei, gerundet.
Das ist eine versteckte Gebührenerhöhung. Zusätzlich zu der Anhebung des Beitragssatzes.

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Samstag, 6. Juni 2020
Faschismus von der schönsten Seite
Deniz Yücel hat einen neuen Spruch, seinen dritten, mit dem er in Verbindung bleiben wird: „Antifa ist Zivilgesellschaft.“
Andersherum ist es nicht dasselbe, hätte auch mehr Sinn; eine demokratische bürgerliche Gesellschaft mit privaten Angelegenheiten und staatsfernen Lebensführungen, mit individueller Verantwortung freier Bürger, das stünde einer Diktatur entgegen, einer linken, rechten, islamischen, grünen, das müsste an Antifaschismus reichen.
Aber das meint er nicht.
Er meint die antimateriellen Faschisten, die sich der Gesellschaft bemächtigen und die dafür bezahlt werden sollen.

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Freitag, 5. Juni 2020
Mittel der Wahl
Wieso die US-Demokraten mit Joe Biden ankommen, schien ein Rätsel, jetzt bieten sich zwei schlüssige Erklärungen an, die noch nicht allein wegen ihrer Schlüssigkeit stimmen müssen und auch gar nicht beide zugleich zutreffen können.
Die eine Theorie war, er würde noch im Wahlkampf ausgewechselt, man habe einen durch die Vorwahlen geschickt, den man weg#MeTun kann, und dann könne die Partei einen Ausgekungelten nominieren, der nicht durch die Vorwahlen müsse, Michele oder Hillary oder Kevin Cunert, letzteres ein Wortwitz, jemanden eben, der genehm ist und nicht schon herausgewählt worden ist, den man also extra verschont hat und nun hervorholen kann.

Die andere Theorie folgt einer Logik, einer geradezu ulbrichtschen marxistisch-leninistischen Strategie. Man stellt einen auf, der unmöglich gegen Trump gewinnen kann – nicht unter normalen Umständen. Damit mobilisiert man alle, die Trump loswerden wollen, aber es augenscheinlich nicht mit dem Mittel der legitimen Wahl schaffen werden.

Das könnte zu der Situation führen, die wir jetzt haben und in der die Trump-Wähler ihn erst recht wählen, aber die Gegner asymmetrisch vorgehen können.

Das wäre funktionstüchtig. So dumm sind die dann halt doch nicht, wenn es um die Machterlangung geht.

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