Mittwoch, 13. Januar 2021
Mehrheitsverhältnis
Eine von Boris Reitschuster in Auftrag gegebene und nach allen Regeln der Repräsentativität durchgeführte Umfrage verwunderte ihn, weil doch mehr Leute als erwartet für die Maßnahmen waren als dagegen. Er hätte erwartet, dass das demoskopische Bild mehr der Beobachtung entsprechen müsse, der zufolge viele und eben überwiegend viele sie offensichtlich nicht wollen.

Hierzu bieten sich folgende Erklärungen an.
Wenn man gefragt wird, ob man dafür oder dagegen ist, ist man lieber dafür, besonders wenn es sich um staatliche Vorgaben handelt. Es ist einfach sicherer, dafür zu sein. Man hat zum einen Angst, ein Dagegenseier zu sein, zum anderen ein gewisses Vertrauen in die Gewählten, denen man die Verantwortung überträgt, die man selbst nicht tragen möchte.
Dann ist man dafür, dass andere sich daran halten. Irgendwas muss ja gemacht werden, und das meiste betrifft die anderen. Sogar viele, die sich nicht an die Regeln halten, sind für die Regeln. Übrigens ist das ein Merkmal hierarchischer Strukturen, besonders in totalitären Systemen.
Schließlich haben wir bei einer Staatsquote von über fünfzig Prozent tatsächlich viele Staatstragende und vom Staat Getragene. Natürlich sind Beschäftigte im öffentlichen Sektor und in den angeschlossenen Bereichen dafür, sie sind einigermaßen gesichert. Man kann davon ausgehen, dass unter den Genderbeauftragten und Pressesprechenden kein einziges Opponierendes zu finden wäre.
Und die stellen die Mehrheit, teilweise sogar selbst.

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Dienstag, 12. Januar 2021
Verdienter Untertan
Der Gastwirt, der doch nicht aufgemacht hat, weil der Beifall von der falschen Seite, nämlich den Falschen, gekommen wäre, vielleicht hätten sie auch noch bei ihm gegessen, er ist der wahre Volksvertreter, der Repräsentant der Gesellschaft, wie sie ist. Er will ein bisschen die Vorschriften unterlaufen, wo sie ihm zu weit gehen, weil sie ihn selbst betreffen und ihm schaden, aber er möchte, dass die Obrigkeit sich besinnt. Es läge ihm fern, der Obrigkeit zu zeigen: Guckt her, wenn ihr die Richtigen sein wollt, sonst sind es die anderen! Nein, er will die Untertänigkeit nicht verlassen, er will von den Oberen bestätigt kriegen, zu den Richtigen zu gehören und nicht zu den Falschen.
Er soll sich aber nicht wundern, dass er die Obrigkeit hat, die er verdient.

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Montag, 11. Januar 2021
Duldungsstatus
Wie es heißt, wundern sich jetzt sogar Herr Prantl und Frau Augstein, letztere auf spiegel.de, über die Bereitwilligkeit, einschränkende Maßnahmen hinzunehmen, die nicht einmal geringsten parlamentarischen Verfahrensansprüchen genügen.
Ja, das ist verwunderlich. Aber wir können auch ziemlich sicher sagen, wer sich da am wenigsten wundern soll. Die Süddeutsche hat einen immensen Anteil daran, auf die Gesamtheit bezogen immer noch maßgeblich. Das ist eine Folge der langjährigen Moralisierung, die keine Abwägung mehr kennt, sondern das moralisch Überlegene verabsolutiert und totalisiert.
Die Presse hat auch nicht vor, an dieser Stelle eine Trendumkehr vorzunehmen. Dass Trump von den sozialen Netzwerken entfernt wird, begrüßt man, ohne Rücksicht auf die Folgen. Man ist ja gut und wird dafür bezahlt, schlimmstenfalls auch ohne die Zeitung, dann eben direkt vom Gutstaat.
Die Journalisten ruinieren lieber ihre Zeitung, wenn sie dafür die Aussicht haben, bei Hofe geduldet zu bleiben.

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Sonntag, 10. Januar 2021
Stürmender Mob
Dass ein Mob, ein aufgepeitschter sogar, ein Wahlergebnis rückgängig macht, das kommt vor, das muss man uns nicht erzählen. Vor einem Jahr haben die in Thüringen abgewählten Sumpfkröten ihren Mob anreisen lassen, der keinen Hehl aus seiner Gewaltbereitschaft machte, und ließen den Gewählten und die Familie bedrohen und angreifen.
Wir sind stolz, dass die in Deutschland aktive gewalttätige Bewegung sagt: Ich bin der Antifaschismus.
Ramelow gab an – sowohl es als auch damit –, dass er bei seiner Abwahl an eine Buchenwald-Überlebende gedacht habe. Fand keiner obszön.
Verstärkt die Wachen um den Reichstag!

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Samstag, 9. Januar 2021
Sozialismus in Progress
Es wird leicht verkannt, dass der Sozialismus ein Feudalsystem ist.
Unter den Bedingungen der freien Marktwirtschaft kommt schnell der Wunsch auf, das Ganze möge doch durch eine Zentralvernunft organisiert sein, und das wäre doch zum Wohle aller, wenn richtig geplant würde.
Es ist aber nicht so, dass dies dann an den Menschen da oben oder da unten scheitert, es ist schon im Ansatz falsch, weil es einen Staat bedeutet, der nicht dem Menschen entspricht, jedenfalls nicht dem freien. Es war so und wird wieder so sein und ist es jetzt schon: Wer aufsteigen will, also seine Situation verbessern, und diese Verlockung muss es geben, der ist besonders staatskonform und sticht Mitbewerber aus, ist aber nicht unbedingt fachkompetent, das hindert nur.
Doch, das ist schon die Beschreibung unseres jetzigen Zustands, und der wird noch schlimmer, wenn die Verlockung nicht mehr nur in der Erhöhung des Luxus besteht, sondern in Vermeidung des Mangels und der Verelendung.
Daran wird gearbeitet.

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Freitag, 8. Januar 2021
Umschlagen des Widerspruchs in die höhere Negation
Hegel, der die Korruption in die Philosophie einführte und das philosophische Gefälligkeitsgutachten erfand, hinterlässt auch die Dialektik, mit der man gedanklich alles aus allem machen kann – Freunde der Dialektik werden anmerken, das wäre dann die falsch verstandene, ja vielleicht, aber die real wirksame. Es soll aber hier nun etwas Gutes kommen, nämlich die durchaus empfehlenswerte Denkmethode, die Dinge nicht statisch, sondern in ihrer Entwicklung zu sehen. Solange man weiß, dass man mutmaßt, kann man Mutmaßungen anstellen, sie erweisen sich später als falsch oder nur teilweise falsch.

Dies soll sichtbar machen, was man sieht, wenn man staatliche Anzeigen zu sehen kriegt. Im Sommer für Urlaub in Deutschland, später für Nichtstun im Winter, Radiowerbung für die Wiederherstellung der Familie nach einer Durchhaltefrist – alles beschreibt und verkauft einen Zustand, der als akzeptabel durchgehen könnte, wenn es einer wäre, aber es ist eine Dynamik, eine Tendenz, die man bemerken sollte.
Es ist nur folgerichtig, dass es zu etwas anderem kommt. Nun soll auch Deutschland kein Reiseziel mehr sein, wird alles noch härter, dauert länger. Der Lockdown ist nicht Zustand, sondern Übergang, selbstverstärkend.

Hätte man das der Werbung entnehmen können? Ja, wenn man darauf geachtet hätte, von wem sie kommt.

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Donnerstag, 7. Januar 2021
TV-Reality
Eine Begründung, warum Deutschland so viele Fernsehanstalten hat, lautet bekanntlich Vielfalt des Angebots und demokratischer Antifaschismus.
Das war ursprünglich ein bisschen anders gedacht. Selbstverständlich sollten nach dem 3. Reich die Sender demokratisch senden, die Kultur sollte zum mündigen Bürger geleiten. Aber eben gerade nicht bevormunden. Das Entscheidende aber war die Struktur, die eine Gleichschaltung verhindern sollte. Die Rundfunksender bekamen nur die UKW-Frequenzen, weil die eine geringere Reichweite hatten, und die Fernsehprogramme waren aufs Land oder das überschaubare Sendegebiet begrenzt, damit es nicht möglich wäre, dass alle unter derselben Kontrolle stünden, unter einer staatlichen Zentralgewalt. Kein Führersender, vereinfacht gesagt.
Darum kam Adenauer nicht durch mit seinem Bundes-Fernsehen, das ZDF ist rheinland-pfälzisch.
Und nun schauen wir uns mal die Realität an. Weder die Kosten noch die Strukturen sind weiterhin zu rechtfertigen.

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Mittwoch, 6. Januar 2021
Initiativen
Es ist ja nicht so, dass es gar keine Initiativen gäbe, kein bürgerliches Engagement, was Neues zu tun, aber schon diese Bezeichnungen beschreiben das Limit, assoziiert man doch damit das Bisherige.
Allein auf die hiesige Region bezogen, hier ist Jena/Thüringen: In der ersten Lockdown-Phase gründete sich eine Wirtschaftsinitiative „Deine Stimme für Jena“, die wollten mit der Stadt in Dialog treten, und das war es. Klang schon nach Wischiwaschi, hätte auch vom Familienministerium kommen können, wer braucht so was. Die Partei „Bürger für Thüringen“ hat sich gegründet und macht, was Parteien so machen. Nach der Hacker-Lähmung der Lokalpresse gibt es die nachhaltige Überlegung, eine neue Lokalzeitung zu gründen. Alles ganz nötig, es wäre schlimm, wenn es nicht gemacht würde, zeigt alles die Notwendigkeit für einen demokratischen Wechsel – aber auch das Fehlen der Vorstellung, was der wäre, und die Stimmung, sich darauf zu freuen.
Denn kopiert werden immer die bekannten, überkommenen Formen. Alles muss nach Merkel klingen, sonst erschreckt es. Wenn die neue Zeitung gelingt, steht dann auch wieder das Gewäsch drin, dass etwas an den Start geht, die Zeichen auf Signal stehen, der Bürgermeister sich für das Projekt stark macht und der Stadtrat auf Programm setzt?
Allerdings reicht es schon, all das nicht zu schreiben, und schon wird es besser.

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Dienstag, 5. Januar 2021
Merkelunion
Die Schreiben der drei Bewerber um den CDU-Vorsitz sind veröffentlicht, austauschbar und inhaltsarm. Das bedeutet, es geht nicht um das, was sie sagen.
Die Wahl wird nur etwas darüber aussagen, wie groß die Distanz zu Merkel ist, in der Rangfolge Merz, Röttgen, Laschet. Laschet entspricht Egon Krenz, Röttgen Hans Modrow und Merz Lothar de Maiziére. Es wählt aber nicht die Partei, sonder eine ausgewählte Funktionärsclique, die sich auf kein Signal des Wechsels einlassen will. Merz würde nicht einmal für ein solches stehen, aber es auslösen. Und das wird verhindert, so weit denkt man doch.

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Montag, 4. Januar 2021
Der Was-dann-Test
Man müsste die Politiker wie Lauterbach und alle anderen, die den unbefristeten Lockdown wünschen, fragen, was eigentlich der Plan für hinterher ist. Sie müssten ja nicht gleich mit dem Großen Reset herausrücken, aber irgendwas Konkretes sagen, wie sie sich das vorstellen. Der Bundespräsident will nicht mit dem alten Trott weitermachen, Lauterbach will das Klima schützen, was viele andere auch wollen, ja und wie genau stellen sie es sich vor? Wie soll die Wirtschaft wieder anlaufen, wie der Schulbetrieb, wie die Kultur? Gar nicht oder eben wie vorher oder mit welchen Anlaufhilfen? „Wie stellen Sie es sich vor?“, das müsste die Hauptfrage sein, nicht wie lange noch so.
Und daraus, was sie sagen, ob eine Metapher kommt oder eine reale Vorstellung, ließe sich ablesen, ob es sich um Politiker handelt.

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Sonntag, 3. Januar 2021
Beglückung im Unglück
Wenn wir Vergleiche ziehen dazu, wie es bei früheren Epidemien so lief, bei Spanischer Grippe oder der Grippe vor zwei Jahren, dann ist der augenfällige Unterschied beim Staat zu finden. Bei der Spanischen Grippe war es nicht die Angelegenheit des Reiches, das Volk vor sich selbst und seiner Ansteckung zu bewahren, auch noch vor zwei Jahren ging es um die Behandlung, deren Mangel viele tragische Fälle bewirkte.
Der fürsorgliche Staat ist so wie in den Dystopien beschrieben. Er ist für die Beglückung zuständig, und dann haben gefälligst auch alle beglückt zu sein. Wer es nicht ist, verschuldet die Unglücksursache.
Die Invariante aller Beglückungsstaaten ist, dass das echte Glück so groß nun wieder nicht ist, denn die Ressourcen können nur einmal verbraucht werden. Es wird zu viel auf die Erhaltung der Beglückung aufgewendet, dann bleibt zu wenig für die tatsächlich wirkenden Betätigungen.
Und, was wir diesmal hätten lernen können und wieder nicht gelernt haben: Die Beglückungsideologie hat das Volk als Störfaktor und den Bürger als Feind.

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Samstag, 2. Januar 2021
Folgen der Epoche
Da gab es jüngst, für die Fans, ein Buch mit Essays und Interviews von Houellebecq, es ist weit davon entfernt, schlecht zu sein, aber auch davon, so gut zu sein wie die Romane. Da haben wir wohl wieder einmal den Fall, dass das Werk klüger ist als der Autor, denn es fällt auf, dass er den Islam gar nicht so richtig versteht, wie man es nach „Unterwerfung“ erwarten sollte. ER rechnet den Islam zu den Religionen, verspürt und erörtert ein Verlangen nach Spiritualität und Religiosität, sieht in Religion ein Mittel für den Zusammenhalt der Gesellschaft und glaubt sogar, dass, gäbe es eine Institution, die exkommunizieren könnte, der Islamische Staat in wenigen Wochen inexistent sein würde.

Umso höher die Leistung, unsere dekadente Gesellschaft zu verstehen und zu beschreiben. Die Islamisierung ist eine reine Folge des Willens zum Untergang und eben zur Unterwerfung, sie hat tatsächlich nur in der Folge etwas mit dem Islam zu tun und in der Ursache mit der Versinnlosung der Individuen.

Und nach Houellebecq wird dereinst diese Epoche benannt werden.

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Freitag, 1. Januar 2021
Neustart ins Alte
Dass die Chance für einen großen Reset im Zustand des Lockdowns gesehen wird, sagt schon alles über die Vision und darüber, wie sie umgesetzt wird, nämlich mit Zwang und Gewalt und ohne den freien Bürger, der stört nur.

Ein Reset im Sinne einer Erneuerung müsste da gewollt sein, wo man es unten nennt, Entwicklungen kommen aus dem Volk und erneuern, oder im marxistischen Vokabular gesprochen, die neuen Produktivkräfte sprengen die Machtverhältnisse. Das hieße aber das genaue Gegenteil vom Vorgehabten; Deregulierung, Ludwig-Erhardsche Schaffung von Wohlstand, eben auf eine Weise, die gewollt ist und nicht verordnet, durch Angebot und Nachfrage wertschöpfend.

Es sind aber Leute am Werk, deren Leistung nicht nachgefragt wird. Der Hof hat die hohe Produktivität, die woanders stattfindet, zur Basis und verschafft sich die Ressourcen, sich selbst aufzublasen, personell und finanziell und bedeutungsmäßig, also herrschaftlich. Das war vorherzusehen, man musste nur die Leute anschauen. Ihr Feindbild ist der freie Bürger. Er wird nun erledigt.

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Donnerstag, 31. Dezember 2020
Rezension
Wir sahen für Sie in der ARD „Werk ohne Autor“ und haben dazu eine Bemerkung. Gute Arbeit, drei Stunden gut herumgebracht. Nichts zu beanstanden, nur eins zu bedauern: Ja, viel des Guten, kaum überflüssiges Gerede, ein bisschen schon, aber wenig bezogen auf die Gesamtheit, indes eine Chance vergeben. Die Szene, in der die Gemälde sozusagen den Fall lösen, den Täter verraten – beinahe großes Kino, bleibt jedoch ganz okay, denn dann nur ein Teil des großen Opus, vor dem der Regisseur selbstehrfürchtig kniet. Das wäre eine der großen Szenen der Filmgeschichte gewesen, nicht nur Film, gleichrangig mit Hamlets Geist und der Theateraufführung im Stück, wo der Mord nachgespielt und dem Mörder vorgeführt wird, oder gleichauf mit den Kranichen des Ibykus. Nur dass bei Schiller nicht jemand sagt: Was hat er denn, so was aber auch. Bei Schiller läuft es darauf zu, dahin wird aufgebaut, ohne dass es danach wieder heruntergeht.

So passiert es, wenn das Werk einen Autor hat, der von der Größe des Werkes fasziniert ist; er relativiert den großen Moment, der fürs Ganze stehen könnte.

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