Dienstag, 3. Mai 2022
Argumentationsvektor
Wenn der Argumentationsvektor auf eine Metapher, Wertung oder sonstige nebulöse Wolke zielt, das bedeutet etwas in der Art wie 'Wenn dies getan oder unterlassen wird, dann könnte vielleicht etwas Schlimmes oder dann ist das Rassismus', dann kann man ihn aus Zeitgründen komplett außerachtlassen. Man könnte Olaf Scholz auffordern, keine Atomwaffen einzusetzen, damit es keinen Atomkrieg gibt, aber nicht, mit einer Entscheidung erreichen zu wollen, dass jemand anderes etwas nicht so oder so bewertet und daraus eventuell Schlüsse zieht.

Die Ukraine hat in den Neunzigern die sowjetischen Atomwaffen abgegeben und dafür vertraglich Bestandsschutz zugesagt bekommen.
Wenn sich nun zeigen sollte, dass der Besitz von Atomwaffen der bessere Bestandsschutz gewesen wäre, wird sich nie mehr ein Land auf einen derartigen Vertrag einlassen. Das lässt sich mit Sicherheit sagen, wenn man es denn sagen möchte. Zu konkret und zu logisch für einen offenen Brief.

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Montag, 2. Mai 2022
Sprache des Grünen Reiches: ''Reform der EU''
Ein Mogelwort wie aus dem Lehrbuch für Mogelwörter, Reform der EU klingt nach Verbesserung, Erneuerung im positiv besetzten Sinne, emotional positiv, und man bezieht in Veranstaltungen sogar Bürger ein, die sich einbringen und ihre Ideen und Vorschläge unterbreiten, es soll demokratisch aussehen.
Das wird es im Ergebnis nicht, man trachtet nach Aufhebung der Veto-Möglichkeiten und Zentralisierung, mehr Staatlichkeit und mehr Zentralismus. Man schmückt es mit Kampf gegen Krebs.
Die Euphemisierung von allem ist nicht einmal mehr eine Konzession an die freien mündigen Bürger, sondern nur noch Surrogat für die freie Gesellschaft.

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Sonntag, 1. Mai 2022
Autonomiegebiete
In den Radionachrichten wird formuliert, zu den Demonstrationen zum 1. Mai in Berlin werden bis zu zwanzigtausend ''Demonstranten aus dem linken bis linksautonomen Spektrum'' erwartet, so ähnlich, aber ''linksautonom''. So identifizieren sie sich vermutlich selbst, nicht als linksextrem.
Da wäre aber was los, wenn man die Spaziergehdemonstranten als rechtsautonom oder querautonom bezeichnet hätte. Schon die Autokorrektur des Schreibprogramms moniert rechtsautonom, aber nicht linksautonom.
Aber völlig zu Recht. Rechts sind die Rechten nur aus linker Sicht, sie müssen zusammengefasst werden zu einer Gruppe oder Sippe. Wir haben zuschauen können, wie eine ''Neue Rechte'' formiert wurde, nicht sich formiert hat, formiert wurde allein durch Zuschreibung aus der Linkserei.
Stört alles niemanden.
Das Wording ist weniger das Problem als das Höring.

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Samstag, 30. April 2022
Befähigung und Ermächtigung
Auch in Thüringen wird irgendwann wieder regulär gewählt, in zwei Jahren, und Ramelow hat verlautbart, nur wieder zum Antreten zur Verfügung zu stehen, wann die Partei sich erneuert.
Er hat also keine Lust mehr.
Parteien sind für eine Erneuerung nicht gemacht, Linksparteien schon gar nicht. Der Zustand, in dem sich die Partei befindet, ist gerade der nach einer Erneuerung. Das ist, was bei einer Erneuerung herauskommt.
Die Umstände, unter denen eine so nennbare Erneuerung vollzogen werden könnte, wäre, dass es einfach nichts zu holen gibt, wenn man sich in ihr engagiert. Dann müsste es nach Kompetenz und Eignung gehen. Ausgeschlossen, dass damit zu rechnen wäre.
Wenn es nicht mal die CDU schafft, warum sollte es die Linkspartei.
Ramelow selbst benennt ja die Reihenfolge, dass es zuerst um die Partei gehe, bevor er sich zum Weiterregieren überreden ließe.

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Freitag, 29. April 2022
Wirkungslose Bedeutung
Einigermaßen seltsam sollte es anmuten, dass die Kommentatoren ihre Ängste anlässlich der Twitter-Übernahme so ungebremst zum Ausdruck bringen. Sie könnten es ja auch bleibenlassen, es wäre sogar wirkungsvoller. Aber sie warnen für die Gefahren für alles, die Demokratie im Besonderen, warum? Was glauben sie, was davon abhängt, dass sie warnen und motzen?
Es ist wohl das, was sie immer glauben, Selbstüberschätzung, sie halten sich für wichtiger, als sie sind, aber eben auch: Bekunden der Zugehörigkeit zu den Besseren. Mehr ist es nicht, aber darauf kommt es an. Innerhalb der Gruppe der Besseren. Sie bestätigen sich gegenseitig und vergewissern sich ihrer selbst. Schon die ganze Zeit.

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Donnerstag, 28. April 2022
Unerfreuliche Feststellung
Wir haben hier schon ausgeführt, dass man auch Putin danach bewerten solle, was er für sein Land tut, unabhängig von unseren Wertmaßstäben, und dass wir darüber nicht informiert werden.
Inzwischen doch, also wenn es das ist, was er für sein Land tut, dann ist er schlecht.
Dann kann man auch nicht damit ankommen, dass die Ukraine auch nicht besonders gut sei.
Was wäre denn gewesen, wenn Putin den Krieg nicht begonnen hätte? Nichts. Die Ukraine hat keinen Kriegsgrund gegeben, wir haben keinen Kriegsgrund gegeben, bei allen Fehlern und Ungeschicklichkeiten. Wenn der Krieg die Fortsetzung der Politik ist, sagt es etwas über die Politik, die damit fortgesetzt wird. Die ist schlecht.
Dass wir keine gute zu bieten haben, macht es nicht besser.

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Mittwoch, 27. April 2022
Argumentation ins Nichts
Hier ein weiteres Beispiel für unsere Methode, mit Meinungsangeboten umzugehen. Auch hier geht es um die Struktur, nicht um eine empfohlene Meinung, auch weil die gerade nicht aus dem Angebot abgeleitet werden kann. Im Radio einer, der sagt, ''dem naiven Pazifismus'' -- ja, den gibt es -- dürfe ''nun kein'' -- na, was kommt jetzt, naiver Bellizismus? Genau: 'naiver Bellizismus folgen'' und man solle die Ukraine ''nicht mit Waffenlieferungen in einen aussichtslosen Kampf'' treiben.
Das reimt sich schön, aber es sagt nichts aus, denn ist das, was wir haben, der naive Bellizismus? Vielleicht, vielleicht auch nicht, das wäre gesondert festzustellen, genauer gesagt wäre nicht aus dem Begriff, der am Ende der Bewertung zu stehen hätte, eine Schlussfolgerung zu ziehen.
Emotional geht das, analytisch nicht.
Es bedeutet nun nicht, dass das Gegenteil richtig ist, es bedeutet gar nichts.
Auch dass wir die Ukraine mit Waffen motivieren würden, etwas mit diesen Waffen zu tun, worauf sie sonst nicht kämen, ist naiv, aber die Naivität ist die erhoffte Wirkung beim Hörer.
Es ist im Wesen ein sadistischer Pazifismus.
Wir sind so schlau wie vorher, nur um die Erkenntnis reicher, dass wir etwas nicht wissen.

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Dienstag, 26. April 2022
Innere Falschheit
Selbst wenn man meint, die Ukraine hat den Krieg angezettelt, weil der Westen die Nato ist, und wir darum traditionell gegen uns sein müssen, selbst dann kann man wenig Freude an Schröder und Sigmar Gabriel haben. Dann muss man von Schröder peinlich berührt sein, es sei denn, man meint, er könne nichts sagen und habe sich immerhin herausgenommen, den Krieg so zu nennen, und Putin Unfähigkeit zum Gewinnen attestiert.
Indes ist ziemlich belanglos, was Schröder sagt.
Das Mützenich ist hier übel. Zu sagen, Waffen sind militaristisch und man solle lieber verhandeln und Fluchtkorridore schaffen, ist in sich verlogen und darum falsch, das ist die typische sozialdemokratischlinksgrüne Pseudoargumentationsmethode, eine Assoziation mit einem emotional negativ besetzten Begriff, meistens nicht einmal Begriff, sondern Umschreibung oder Metapher, herzustellen und den Rahmen zuzumachen.
Das ist aber dieselbe Partei, die Schröder ausschließen will und nicht das Mützenich. Dieselbe Partei verbietet russisches Staatsfernsehen und das Z, was dann eben nur Ersatzhandlungen und Verschleierungen sind.
So kann nichts annähernd Richtiges herauskommen, nicht das wenigstens als weniger falsch Erscheinende.
Die SPD eben.

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Montag, 25. April 2022
Übelgrößen
Sehr seltsam, dass bei einer Wahl die Wahl zwischen zwei Übeln zur Wahl stehen soll, so dass sich die Wähler nur für das vermeintlich kleinere Übel entscheiden können.
Wenn man in diese Situation gerät, hat man sich nicht genug um seine Angelegenheiten gekümmert.
Und man agiert politspieltheoretisch falsch. Hat man sich zwischen zwei Übeln zu entscheiden, sollte man das andere nehmen, nicht das, was man schon hat. Die vorgebliche Kontinuität vergrößert das Übel. Worauf es ankommt, ist der Wechsel, genauer gesagt die Möglichkeit zum Wechsel. Nur so und nicht anders kann man dem abgewählten Übel ein Motiv geben, beim nächsten Mal das noch kleinere Übel zu sein.
Aber die größten Übel stehen gar nicht zur Wahl, die senden weiter.

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Sonntag, 24. April 2022
Parolisierungen
Bevor die Haltung die Kommentiererei zu dominieren begann, sind Kommentatoren damit durchgekommen zu sagen Das reicht nicht. Inzwischen gibt es nur noch klare Botschaften, dafür nicht mehr die Meldung, wenn etwas schlicht nicht genügt.
Aber dieses Privileg haben noch die Unseriösen.
Wenn es also heißt, wir wollen nicht hineingezogen werden oder Waffen verlängern nur oder das sei ein Ding zwischen Nato und Russland, dann kann das alles sein, genauer gesagt kann da etwas Richtiges dran sein. Aber dies wäre doch gesondert festzustellen, wenn daraus Handlungen abgeleitet werden.
Wir haben uns an Botschaften in Überschriften-Stil und als Parolen gewöhnt, so dass wir es glaubend hinnehmen, damit müsse ein Inhalt verbunden sein.
Ist womöglich so, aber das ist genau das, was zu begründen wäre, statt es nur zu formulieren. Worauf stützt sich die Vermutung, und was, wenn nicht?
Wir können uns nicht für etwas emotional Leichteres entscheiden, wir haben nur die Wahl zwischen Übeln. Politik wäre, damit anzufangen, dies zu sehen und zu bekunden, aber vermutlich würde dies gar nicht mehr nachgefragt.

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Samstag, 23. April 2022
Noch mehr Unbekanntes
Wer soll eigentlich im Dritten Weltkrieg gegen wen kämpfen? Alle, die von Russland Atombomben abgekriegt haben, gegen Russland? Alle zusammen oder alle einzeln?
Welches Kriegsziel könnte Russland haben?
Diese Frage dürfte sich auch für Russland nicht mehr stellen.
Wir wüsste ja weder, gegen wen wir kämpfen noch wofür. Das ist der Grund, warum es schwer einzuschätzen ist, was bei den Ukrainern, also den Leuten, dem Volk, tatsächlich vorgeht, die scheinen es zu wissen. Aber ob das so ist,ist unser bekanntes Nichtwissen, und was es wäre, ist unser unbekanntes Nichtwissen bis jetzt eben. Aber das scheint eine relevante Frage zu sein, von der für die Beurteilung und die Schlussfolgerungen für das Handeln mehr abhängt als von der Bewertung der Oberschicht.
Man weiß halt nicht, wie es ausgeht.

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Freitag, 22. April 2022
Gegnerische Größe
Stellen wir uns vor, Putin wäre schon seiner Krankheit erlegen und Lawrow wäre Russland-Chef, hätte dies Einfluss auf die öffentliche Meinung der jetzigen Russlandzugeneigten? Wir haben hier immer dokumentiert, dass es richtig gewesen wäre, zumindest Putinversteherverstehversucher zu sein, und dass sich eine Menge Fehler angehäuft haben, darunter war indes kein Kriegsgrund und der Nato-Kram ist in der Ukraine allem Anschein nach sehr nachrangig. Wie also wirkt die Person als solche?
Man kann vermuten, dass die herrschende Meinung wäre: Unter dem Wladimir wäre das so nicht gelaufen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden die Sympathien auf die Interessen beschränkt bleiben.
Es geht halt archaisch immer noch nach Typen. Man identifiziert sich nicht nur mit dem Führer, man will auch als Gegner eine beachtliche Figur. Man will, wenn man nachgibt und Zugeständnisse macht, dieses einem Großen gegenüber tun. Der Joker kann als Gegner nicht die aus Mord mit Aussicht haben.
Wir, die Verwestlichten, möchten nicht einem Kleinkünstler beistehen, sondern einem Übermächtigen.
Wer sind wir denn.





Zutreffend Monika Maron
https://www.nzz.ch/feuilleton/monika-maron-der-preis-fuer-den-frieden-ld.1680388

und Roger Letsch
https://unbesorgt.de/ruinen-schaffen-mit-und-ohne-waffen/

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Donnerstag, 21. April 2022
Täuschungskollektiv
Thüringens SPD-Heini Meier hat zu Protokoll gegeben, man habe sich (in Putin) kollektiv getäuscht.
Er hält das Kollektive für eine Schuldminderung.
Die Täuschung geschah wegen und durch und dank der Kollektivierung der Auffassungen. Abweichende Meinungen waren immer einzelne, mithin feindliche.
Was war zuerst da, die Täuschung oder das Kollektiv? Die SPD vermutlich.

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Mittwoch, 20. April 2022
Verzichtbarer rhetorischer Kniff
Warum macht Russland eigentlich nicht auf Kommunismus, auf Restsowjetunion, das würde die Sympathien im Westen ideologisch legalisieren. Den Zusammenbruch des Kommunismus können wir doch vergessen, das ist Neunziger, und China kann es doch auch. Putin bedauert zwar das Ende der Sowjetunion, aber ein Lenin-Freund oder Bewunderer der Bolschewiki ist er nicht, das hat ihm ja Sympathien bei den anderen eingebracht, wie passt das alles zusammen?
Eigentlich nur so, dass es beim Kommunismus nie um etwas anderes ging als um die Errichtung des Riesenreiches, insofern war es folgerichtig, auch wenn es der Theorie widersprach, dass das wenig entwickelte, aber riesige Russland zum Land des Weltkommunismus wurde.
Die Befreiung der Arbeiterklasse war nur rhetorische Figur, die nicht mehr gebraucht wird.

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