Donnerstag, 25. August 2022
Billige Vorhersage
Hier geben wir immer mal Prognosen ab, um unsere Prognosefähigkeit zu testen, heute mal nur eine zum Festhalten des Offensichtlichen.
Was wird eigentlich sein, wenn wir die Klimaneutralität erreicht haben? Wird ja nun bald passieren. Ist dann gut?
Nein, dann reicht Neutralität nicht. Dann müssen wir das Klima retten durch ein neues Wort, Klimanegativität, oder die Neutralität wird auf die Jahrhunderte berechnet, da müssen wir noch mehr ausgleichen.
Wir brauchen dann noch mehr Einsparungen, von gar nichts wird nicht gespart, sondern abgegeben.
Und wir werden daran Gefallen finden müssen, sonst sind wir menschenfeindlich und weltzerstörerisch.

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Mittwoch, 24. August 2022
Jahrestage
Die Politbranche feiert 30 Jahre Lichtenhagen, man muss eben die Jahrestage nehmen.
Mahnung und Warnung, Haldenwang sagt, man muss mehr gegen Rassismus.
Da wäre jetzt die Frage: Welche Projekte, welcher Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus hätte denn diese Ausschreitungen verhindern können?
Von all dem, wofür jetzt Geld ausgegeben wird, gar nichts.
Das Einzige und auch Wichtigste ist, dass Gewalttäter nicht in der tatsächlichen oder irrigen Annahme handeln können, den Willen einer wie auch immer gearteten Mehrheit umzusetzen. Das nun aber ist der Fall, niemand findet etwas daran gut oder sieht es als vielleicht nur zu weit gehende Übertretung in der richtigen Richtung. Das wird nur von denen phantasiert, die mehr Geld kriegen.
Instrumentalisierung nennt man das sonst.

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Dienstag, 23. August 2022
Falsche Fragen
Bei so was wie dem Winnetou-Verbot und all den anderen Canceleien läuft es für die Canceler immer bestens, weil immer die Frage erörtert wird: wirklich? Wie rassistisch ist es denn? Geht es überhaupt ohne? Sind wirklich die Gefühle verletzt, nützt das Canceln den Opfergruppen? Brauchen wir nicht Sexismus doch ein bisschen, war nicht alles schlecht im Kolonialismus?
Damit ist das Problem immer in das Feld verschoben, das die Canceler definiert haben.
Dabei müsste die Frage lauten: Welches Recht maßen die sich an? Mit welchem Recht wird eingeknickt? Wer sind die Hintermänner, wofür fließt Geld?
Thematisiert man aber das vorgegebene Thema, vielleicht noch mit den vorgegebenen Wörtern, braucht man auch gar nichts zu machen.

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Montag, 22. August 2022
Grenzen des Sagbaren
Das Entschuldigungsschreiben, mit dem der Ravensburger Verlag das Buch zum Winnetou-Film zurückzieht und es als Fehler bezeichnet, weil es nie hätte geschrieben werden dürfen, ist mit Deppinnensternchen verfasst.

Die Kausalität ist offenkundig. Wenn man einmal den Beschluss zur Verwendung des Deppinnensternchens getroffen hat, kann man nichts anderes mehr. Man kann nicht mit Deppinnensternchensprache sich selbst behaupten gegen Vorwürfe der kulturellen Aneignung oder was auch immer, man hat schon den ersten Schritt zur Unterordnung getan und kann nicht zurück. Theoretisch scheint es nicht ausgeschlossen, sich gegen die Anwürfe zu behaupten und deppinnengerecht zu formulieren, praktisch aber ist es das. Die Sprache hat die Grenzen festgelegt und die Richtung des Denkens. Das ist der Zweck der Sprache mit Deppinnensternchen, er wird zur vollen Zufriedenheit erfüllt.

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Sonntag, 21. August 2022
Grüne Chance
Es wird kommentiert, dass eine wie auch immer genannte Abkehr vom Atomausstieg die Grünen arg mitnehmen würde, so als ob der Vatikan die unbefleckte Empfängnis widerruft.
Das arge Beuteln der Grünen wäre aber nur die Stromkrise, weil trotz aller Bezichtigungen von Russland die Propagandalücke evident würde, dass wir die Kraftwerke abschalten konnten, weil wir es können. Da würde es schwierig für die Grünen.
Nicht beim Weiterbetrieb, nicht so sehr. Wenn nicht gar im Gegenteil, weil dann die Bewegung weitermachen kann. Man dachte ja gerade, die Grünen hätten den Plan erfüllt und würden sich erübrigen. Denen fällt immer was ein. Nicht immer was Neues, es kann auch was Altes sein.
Ideologisch schadet es gar nichts, dass die Menschen und die Gesellschaft nur noch nicht so weit waren.

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Samstag, 20. August 2022
Gewarnte Linke
Linke wollen montagsdemonstieren und werden von Linken gewarnt, es zu tun.
Typischer innerlinker Konflikt?
Nein.
Die Linken tun, was sie immer tun, und das sind zwei Dinge, beide treffen hier zusammen. Das erste: jemanden als nicht links genug zu klassifizieren. ''Nicht links'' ist das schlimmste Urteil unter Linken und inzwischen in der gesamten maßgeblichen Gesellschaft.
Das zweite ist, sich an die Spitze einer Bewegung zu setzen und sich zum Sprecher und Vertreter zu erklären. Kann die Arbeiterbewegung sein, und dann war es das mit der Arbeiterbewegung, oder Rechte von sexuellen oder sonstigen Minderheiten, alles, was sich gegen ein Feindbild ausspielen lässt, ist willkommen.
Und wenn auf der Seite des Feindbildes andere Linke stehen, ist das überhaupt nicht neu, und es wird nicht anders laufen als gewohnt.

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Freitag, 19. August 2022
Neuschwurbel
Aus der Zeitung erfahren wir, wieso Impfgegner schiefliegen, wenn sie das Verfassungsgerichtsurteil zur Masernimpfpflicht schon als Vorläufer zur Coronaimpfpflicht missdeuten wollen.
Aus der Presseschau des DLF:
''Die AUGSBURGER ALLGEMEINE hält Sorgen von Impfskeptikern, dass nun auch bald eine Corona-Impfpflicht kommen könne, für nicht nachvollziehbar. 'Diese Panikmache verfängt zwar in Teilen der Bevölkerung, ist aber derzeit unbegründet. Denn die Impfungen sind nicht vergleichbar. So ist die Wirksamkeit des Masern-Impfstoffs seit mehr als 50 Jahren erwiesen. Die Impfung sorgt dafür, dass die Masern weltweit ausgerottet werden können. Die Corona-Impfung ist noch relativ neu, schützt andere Menschen nicht vor Ansteckung und hält nur begrenzt', erinnnert die AUGSBURGER ALLGEMEINE.''

Das ist der Grund. Neu und schützt andere nicht, hält nur begrenzt, darum kann es gar keine Impfpflicht geben. Neuer Schwurbel ist, nicht glauben zu wollen, dass diese Einwände bei der politischen Entscheidung übergangen würden.
Wenn man darin einen Sinn vermuten wollte, dann den, dass der Verfasser es nur so herum formulieren darf, warum die Coronaimpfpflicht verfassungswidrig wäre, als dumme Phantasie der Schwurbler.

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Donnerstag, 18. August 2022
Moralische Gewinner
Was wir aus der moralisch-rhetorischen, also moralisierenden Politik lernen können, ist, dass sie doppelt scheitert, nämlich tatsächlich und moralisch. Vor einem halben Jahr sagte Annalena Baerbock, einem Krieg gegen die Ukraine müsse ein Preisschild umgehängt werden. Das war eine Ermunterung zum Krieg (kein Kriegsgrund und auch keine Kriegstreiberei, nur unfähig). Dann die Rhetorik, dass der Westen zusammenstehe, die Abschaltung der Gasversorgung, zunächst als Boykott und Embargo ausgerufen, jetzt als Putins Druckmittel kommuniziert. Sprachregelung Angriffskrieg, das war wichtiger als die Frage, was zu tun sei.
Bei all dem und allem Sonstigen hatte man nur moralisierend politisiert und gemeint, dies, auf dieser Ebene, müsse Putin in die Ecke stellen wie einen hiesigen Populisten, der keine Talkshowplätze mehr bekommt.
Aber so läuft es nicht.
Wir gehen nicht einmal als moralische Sieger aus der Sache. Wenn wir überhaupt noch gehen.
Russland wird moralisch überhaupt nicht geschwächt, in keinem Sinne, nicht nur nicht geschwächt und auch nicht auf moralischer Ebene. Nicht nur, weil die russische Propaganda noch etwas professioneller ist als unsere, sondern weil wir, soll heißen der Westen oder unsere Regierungen, die Schwächeren sind und das größere Desaster tatsächlich und mental erleben.
Ob Russland gegen die Ukraine gewinnt, ist nicht gesagt. Gegen uns hat es schon gewonnen.

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Mittwoch, 17. August 2022
Ablenkungsaufregung
Ziemlich einhellig ist die Aufregung wegen Abbas' Holocausterei, die Presse unterscheidet sich nur in Nuancen darin, ob er nun der Sache der Palästinenser schade oder ob er unsere Gefühle bezüglich Alleinstellungsmerkmals nicht respektiert habe.
Dass er das Attentat relativiert, gelinde gesagt, also nicht fähig war, es zu verurteilen, verbal, das wird damit komplett übertönt.
Das größere Schwein ist nur Jürgen Trittin, der im Interview unter all den Floskeln von der Unerträglichkeit empfiehlt, fünfzig Jahre nach dem Attentat darauf nicht so zu reagieren, ''anstatt zu sagen, einfach: dieses Attentat, diese Form des individuellen Terrorismus gegen unschuldige Menschen, das ist nicht mehr die Politik, die auch die Vertretung der Palästinenserinnen und Palästinenser vertritt'', individueller Terrorismus, das war das also. Und diese Form wird nicht mehr vertreten.
Aber diese Unerträglichkeit wird nun nirgendwo thematisiert, nur Abbas dürfte zufrieden sein.

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Dienstag, 16. August 2022
Über Bord
Diese Rundfunkanstalten sind,wie de Sozialismus überhaupt, ein Feudalsystem. Insofern ist der Schlesinger-Fall ein Symptom im Sinn von typisch, folgerichtig, nicht Symptom einer Erkrankung.
In diesem System hat sie ihre persönlichen Tendenzen voll entfalten können, sie wurden gefördert. Sie hat sich angepasst. Vielleicht hätte der ursprüngliche Ehrgeiz auch unter anderen Gegebenheiten zu Leistungen motivieren und führen können. Aber es gibt keine anderen.
Darum stellt sich die Frage, ob sie doch gezielt abgesägt werden sollte, um etwas noch Schlimmeres zu installieren.
Manches an dem Verfahren deutet darauf hin, dass man lediglich zum Handeln gezwungen war und nun alles ganz schlimm finden muss. Dies würde aber einen Rest des Verständnisses davon, was als Anstand angesehen werden könnte, voraussetzen.
Man kann aber auch nur besonders große Ratten über Bord werfen, dann sinkt das Schiff langsamer.

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Montag, 15. August 2022
Verdächtigung
Leichte Korrektur, die Presse hat das Rushdie-Attentat doch nicht als lokales Ereignis behandelt, so ganz lächerlich machen möchte man sich auch wieder nicht.

Eine weiterführende Frage, kriminalistischer Art, wäre die, wieso einer mit einem Messer in eine Rushdie-Lesung gelangen konnte. Der musste hereingelassen worden sein. Also: Wer sind Wachpersonal und Kartenverkäufer? Wer hätte die zu kontrollieren gehabt? Wollte jemand keinen Generalverdacht äußern, um nicht als rassistisch dazustehen?
Die politische Verantwortlichkeit liegt nicht nur im Iran.

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Sonntag, 14. August 2022
Umformulierte Meldung
Im Bemühen, die sogenannten Hintergründe nicht völlig zu verschleiern, erwähnten die DLF-Nachrichten einmal die Fatwa von Khomeini aus dem Jahr 1989 und eine halbe Stunde später den Mordaufruf, wobei es sich um dieselbe Angelegenheit handelt.
Nun ist eine Änderung von Formulierungen in den Nachrichten nicht dem Zufall überlassen, möglich, dass man präziser darstellen wollte, worum es sich handelt, weil nicht alle Hörer wissen, was das ist.
Als wahrscheinlicher müssen wir aber annehmen, dass das Wort Fatwa weg sollte, weil das was mit dem Ayatollah, der als Revolutionsführer tituliert wurde, zu tun gehabt hätte, weil es zu tun hat, mit ihm und Islam.
Möglicherweise hat man zunächst nicht Mordaufruf sagen wollen und kam dann darauf, dass man lieber nicht Fatwa sagt. Hauptsache, nicht beides im Zusammenhang.
Die Nachrichten lösen schon mal keine Unruhen aus.

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Samstag, 13. August 2022
Hinweise auf die Hintergründe
Ja, natürlich, Betroffenheit weltweit, nicht gleich Zeitenwende, bei der Sigmar Gabriel ein Parteiausschlussverfahren droht, aber doch ein klares Bekenntnis, dass man das nicht gewollt habe.

Die interessantere Frage ist aber: Gibt es noch mehr? Oder nur Entsetzen beziehungsweise Abscheu und Empörung, wobei ja die Hintergründe noch unklar sind?
Ein Sympathisant soll der Täter gewesen sein, wie ist er denn dazu gekommen? Gesellschaftliche Umstände?
Fragen über Fragen, die nicht einmal gestellt werden in den Großmedien, soweit ersichtlich, schon gar nicht, welche Regime oder Parteien eher verhalten reagieren.
Das könnten wichtige Hinweise auf die Hintergründe liefern.

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Freitag, 12. August 2022
Schadenregulierung
Gab es früher auch schon, Journalisten gehen sogar aus gehobenen Positionen, weil sie politische Linien nicht mitmachen wollen. Dann gingen sie eben woandershin. Es fand sich was. Neu ist, dass es keine anderen Plätze mehr gibt. Ausnahmen gab es noch, oder nur eine, DIE WeLT fing Martenstein vom Tagesspiegel auf und Henryk M. Broder und Matussek vom Spiegel. Aber wer jetzt geht, geht aus dem System.
Das alternative System ist zwar da und bietet die Möglichkeiten, die es früher nicht gab, die Ressourcen sind jedoch beschränkt. Man geht nicht mit einer Perspektive in der Art 'dann werde ich eben Videoblogger!'
Es gibt auch immer mehr Zuschauer und Leser, die nicht mehr wollen, die können ihr Geld auch nur einmal ausgeben und können nicht eine alternative Branche tragen.

Warum also bleiben die Redakteure nicht in ihrem gutbezahlten Posten und unterwandern das System, wie es in totalitären Systemen gängig ist?

Es muss dann der Schaden, den man nimmt, wenn man bleibt, nicht nur größer sein als der, den man riskiert, wenn man weggeht, sondern auch größer als die Vergütung, die man sicher hätte.
Andere nehmen halt weniger Schaden.
Es rettet sich, wer kann.

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