Mittwoch, 10. Juli 2013
PISA-Studie
Um den Stand der Bildung zu bewerten, muss man keine Bertelsmannstiftung darauf ansetzen und auch keine OECD-Studie anfertigen, es reicht, Kommentare anzusehen.
Nicht in Unterschichten-Foren, das wäre unfair, so repräsentativ wäre das. Sondern zum Beispiel Kommentare bildungsnaher Jugendlicher auf Perlentaucher zu einem in der Schule gelesenen Buch.

„Relativ gesehen ist das Buch eine typisch "of road-story" aber ich denke es ist viel mehr al das.
Eine Geschichte zweier Jungs die ihr soziales Umfeld hinter sich lassen und neue Ebene ihres Lebens endecken und Sekunde für Sekunde auskosten.“


„Ich finde dieses Buch super !!! Ich musste es für die Schule lesen und war zu erst nicht so begeistert !!ihr kennt das ja!! Aber dann war ich begeistert ! Ich hätte nie gedacht das man so schon und in jugendsprache schreiben kann oder ich kenn nicht so welche Bücher ! deswegen ..Kauft euch dieses Buch ihr wird es nicht bereuen ! ;))“
 


„Ich hab das Buch kürzlich erst in der Schule gelesen. Eigentlich fand ich es abwechslungsreich, im Gegensatz was wir sonst so lesen. Im großen und ganzen kann man sagen, dass das Buch einfach nur lustig ist. Es spricht uns Jugendliche eher an, als ein Buch in dem es um Dino's oder.... geht. Man kann theoretisch nicht beurteilen wie man das Buch findet!, das liegt daran, dass jeder einen anderen Geschmack hat !“

„Ich finde das Buch relativ....
Einige Stellen sind echt zum einschlafen, aber manche aber auch lustig und gut zu lesen. Es ist Jugendsprache geschrieben und spricht daher auch Jugendliche an.
Aber auch Erwachsene können diesen abwechslungsreichen Roman lesen.
Es gibt immer wieder neue Überraschungne, die ich in dieser Rezension nicht vorweg nehmen möchte.
Wir lesen es gerade in der 9. Hab aber en paar Kapitel nicht gelesen :O und wir schreiben demnächst eine Arbeit...
Hätte vlt. jmd eine Inhaltsangabe, dass ich bei der Arbeit nicht komplett abloose?!?“


Beste Entdeckung: „Ich finde es relativ.“
Unsere Jugend ist kreativ und voll sprachlich.
Der Duden ist veraltet.

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Man muss nur lange genug einigen Politikern zuhören, vor allem aufmerksam, dann fällt einem auf, dass auch diese meistens nur in Ellipsen sprechen. "Ich finde das Buch relativ..." ist eine Ellipse, ein Stilmittel. Wenn man sie laut liest, wird es deutlicher.

(Der Duden ist ohnehin veraltet, denn er beinhaltet fast kein Vokabular aus der Jugendsprache; selbiges gilt für die Internetsprache - Sie wissen schon: Wenn ich chatte, schreibe ich auch ausschließlich in Kleinbuchstaben und nutze sehr gerne Icons oder *lol* *gg*; was ist mit SMS-Sprache? hdgdl?? Oha, da rauft sich so mancher die Haare... ;) )

Man muss einfach unterscheiden, in welchem Kontext Sprache und Schrift angewendet werden und mit welcher Intention dies geschieht: wer spricht im Alltag z.B. schon sauberes Deutsch? - Wenn wir ehrlich sind, keiner. Die einzig reelle Chance auf sauberes Deutsch, grammatikalisch also einwandfrei, besteht beim Schriftdeutsch.

(Abgesehen davon sehen mir einige der "Fehler" eher wie Tippfehler aus; ich behaupte, die Betreffenden schreiben in Klassenarbeiten, Aufsätzen, Bewerbungsschreiben und Geschäftsbriefen anders.)

Studien halte ich dennoch für sinnvoll: rein aus dem Kommentaren kann man schließlich nicht ersehen, in welchen Bereichen denn jetzt die Defizite liegen.
Haben die Jugendlichen Schwierigkeiten in ihrer Lesekompetenz? Ist nur die Schreibfähigkeit betroffen? Sind umgekehrt schlechte Ergebnisse in den Naturwissenschaften darauf zurückzuführen, dass die Aufgabentexte nicht verstanden wurden (sprich, mangelnde Lesekompetenz) oder liegt hier wirklich ein "richtiges" Defizit vor?

Zudem ist es einfach nicht unerheblich, aus welchen Milieus die Jugendlichen stammen: nur, weil jemand Gymnasiast ist, heißt das nicht automatisch, er sei sprachlich und naturwissenschaftlich der Überflieger (Ich gebe zu bedenken, dass nach wie vor "Doktorkinder" eher die "Chance" haben, aufs Gymnasium zu wechseln als "Arbeiterkinder" - bei letzteren fallen Leistungen dann womöglich ab, weil sie nicht gefordert werden - so wie andersrum genauso gut möglich. Beides verleitet dann zu Fehlschlüssen.).

Durch Studien erhält man immerhin Ansatzpunkte. Sie haben ja nicht umsonst geschrieben, dass es in sich schon unfair wäre, in sich homogene Gruppen zu untersuchen, ohne einen Vergleichswert zu haben.

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abloosen
Da auch die jetzt nachrückende Lehrergeneration von ihren Lehrern schon solche Sätze nicht um die Uhren gehauen bekam, bleiben auch die jungen Rezensenten von all zu harscher Kritik verschont. Die voranschreitende Aufweichung der Anforderungen kommt den überforderten und intellektuell nicht gewachsenen Lehrern doch nur entgegen. Ich möchte wetten, die Rezensenten sind 1-2er Schüler, was tief blicken lässt.
Im Rahmen dieser Umstände sind das Spitzenschüler. Eben alles relativ. Das wissen schon die Neuntklässler.

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Wo
finde ich hier den Kommentar zum Thema von Ronald McPrecht? In der Suchfunktion kam nur Schlotterdick raus.

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Wer
ist Precht?

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Diese Kommentarschreiber sind nun aber auch nicht gerade repräsentativ. Das ist ja so, als ob sie einfach nur die ihr gewünschtes Ergebnis bestätigende Daten nähmen, um einen katastrophalen Klimawandel vorauszusagen.

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Das
wurde ja auch nie behauptet. Aber wenn man sich das Ganze als eine Art Hürde vorstellt, also das Erreichen der 9. Klasse eines Gymnasiums durch Überspringen der Hürde "8. Klasse", dann lassen sich aus den Kommentaren schon Aussagen zur Höhe der Hürde ableiten. Denn diese jungen Leute sind nicht daran gescheitert, sondern haben sie bewältigt. Das sagt viel über das System. Repräsentativität hin oder her.

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