Dienstag, 24. November 2015
Übergangszeit
Wir, die wir nichts anderes kennen als eine im popperschen Sinne offene Gesellschaft, erkennen gar nicht mehr deren Voraussetzungen, sehen nicht, worin sie besteht, und können uns nicht vorstellen, was da im Begriffe ist zu erodieren.

Uns ist nicht gegenwärtig, wodurch sich dieses System von anderen unterscheidet. Manche Systeme sind halt so, andere so, manchmal gibt es einen Wechsel, alles eine Sache derjenigen, die es interessiert.

In jeder anderen als der bürgerlich-demokratischen Gesellschaft sind Staat und Herrschaft identisch. Das Staatswesen des Feudalsystems ist der Hof und dient der Erhaltung des Hofes, der sozialistische Staat hat keinen anderen Zweck als die Festigung des Sozialismus, das Recht untersteht explizit der Partei, was bedeutet, es sichert die jeweiligen Machthaber.
Islamisches Recht, hier erübrigt sich ein Kommentar.
Der Kapitalismus ist nicht derselben Ebene zuzurechnen, er ist ein Finanzsystem und weiter nichts, die freie Marktwirtschaft ist Wirtschaftssystem und keine darüber hinausgehende gesellschaftliche Vision. Nur hier haben staatliche Gewaltenteilung und Freiheitsrechte überhaupt einen praktischen Sinn.
Wirtschaftliche Macht kann sich teure Anwälte leisten und vielleicht Einfluss, aber kein Recht kaufen. Die Wirtschaft ist nicht der Staat.

Ein totalitär werdender Staat beginnt damit, den politischen Gegner mit staatlichen Mitteln zu verfolgen. Das bedeutet, ein Oppositioneller wird zum Staatsfeind. Im Anfang ist das nicht so leicht; die ersten Morde an Häftlingen in Konzentrationslagern haben noch die Kriminalpolizei beschäftigt, bis Sonderregelungen erlassen wurden. Dann hätten sich Ermittler selbst verdächtig gemacht.

Heute ist es der Sozialstaat, der dafür da ist, den eigenen Bestand zu sichern. Wieder einmal ist es das Beste, das Staat und Presse in Einklang bringt. Die Opposition ist ein Diener der Ungerechtigkeit, deshalb müssen härteste Maßnahmen ergriffen werden.

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Der 'Kapitalismus'
ist die Sicht und der Versuch linker Genossen und rechter Genossen, dann Volksgenossen, die Systeme der Aufklärung, die auch Wirtschaftssysteme beinhalten, die Marktwirtschaft mit welchem Attribut auch immer ist im WebLog-Artikel genannt worden, zu diskreditieren und anzugreifen.

Es gibt ansonsten keinen 'Kapitalismus',
MFG
Dr. W

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Drum
hier auf das Finanzsystem verwiesen, wertungslos. Die Möglichkeit, Geld zu akkumulieren, kann man so nennen.

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Sloterdijk :
'Nur scheinbar hatte der Begriff "Kapitalismus" in den vergangenen 20 Jahren seine schimpfwörtliche Bedeutung verloren. Seit den Achtzigerjahren war ein solider Burgfrieden zwischen Arbeit und Kapital verwirklicht - die ganze Welt schien reif für die Sozialdemokratie. Man konnte sich der Illusion hingeben, der "Kapitalismus" sei ein moralisch neutrales Datum geworden. Plötzlich wird der Ausdruck wieder in seiner polemischen Akzentuierung aufgenommen - was nichts anderes bedeutet, als dass er von Neuem ein Kampfwort im Munde von Verlierern wird.'

Wobei icke die Formulierung mit dem "Kapitalismus" als Sicht der Loser auf die Marktwirtschaft in etwa zeitnah und unabhängig von Sloterdijk entwickelt habe.
Was aber nicht sonderlich schwer fiel...

Ansonsten gilt es nicht, aus liberaler Sicht zumindest nicht, wie der Schreiber dieser Zeilen findet, den "Kapitalismus" begrifflich anzunehmen und zu verteidigen, was aber einige tun.

Wobei an dieser Stelle natürlich in keinerlei Maße Gegenrede zum werten hiesigen Inhaltegeber erfolgt ist.

MFG
Dr. W

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