Samstag, 19. Dezember 2020
Unter Geldstrom
Die geschäftlichen Interessen zu hinterfragen bei politischen Entscheidungen, wäre eigentlich das Normalste der Kapitalismuskritik. Unsere Zeitungen müssten eigentlich voll des Argwohns sein, wer profitiert, und den Profiteuren genauestens auf die gierigen Finger schauen. Warum sollte einer, dessen Geschäft in dieser Lage Milliardenzuwächse verspricht, nicht verlockt sein, eine Milliarde zu investieren in die Politiker, die diese Lage fortführen sollten?

Die Frage ist noch nicht verschwörungstechnisch gedacht, sie zu erörtern wäre Kern der freien Presse, eigentlich.

Haben wir aber nicht, ist nicht, dann soll man sich wenigstens nicht wundern, dass manche überzeugt sind, das sei so.

Oder wenn der Bundespräsident sagt, wir wollen uns beim Impfen nicht vordrängeln, sondern den Impfstoff in der Welt gerecht verteilen. Klingt wie die Stromtrassen, die wir brauchen, dann funktioniert die Energiewende, und moralisch hört es sich obendrein an. Gibt es da aber vielleicht Geschäftsinteressen? Wenn der Bundespräsident so redet, sollte man nach den Geldströmen fragen; er meint nicht, wir sollen nicht gleich alles aufkaufen, sondern er meint, wir sollen den ärmeren Ländern Geld geben, damit sie eine gerechte Teilhabe kriegen. Wo Geld fließt, wird abgezweigt. Und dass wir davon nichts erfahren, heißt gar nichts, aber eben auch nicht, dass es nicht geschehe.

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