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Samstag, 5. Januar 2013
Das mit dem Antisemitismus
tagesschauder, 15:00h
Es gäbe schönere und abwechslungsreichere Themen als den angemessenen Rang für Jakob „Augstein“ auf der Liste der Top-Antisemiten, zum Beispiel dass in Amerika die Hunde netter sind als in Deutschland, aber es verdient einige Betrachtungen, warum ihm in dieser Angelegenheit so offen und ungeniert beigesprungen wird – man könnte ja auch erwarten, dass die Reaktion in betretenem Schweigen besteht. Oder dass die Verteidiger besonders sorgsam mit ihrer Wortwahl umgehen, um nicht selbst antisemitisch in Erscheinung zu treten oder den Antisemiten zugerechnet zu werden.
Man könnte meinen, das kommt davon, dass diese Leute nicht wählerisch sind, sobald es gegen Israel geht. Oder dass sie eben intelligenter sind als andere und den Unterschied zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus so fein ziehen, dass andere einfach nicht mitkommen.
Es geht aber in dieser Causa um etwas anderes, nämlich um die im Milieu so wichtige Vereinnahmung des Begriffs.
War Antisemitismus eine geraume Zeit lang eine geradezu politisch korrekte Haltung, zu der man sich offen bekennen konnte, und eine Strömung, manche sagen mehrere, der man sich anschließen konnte oder musste, so war nach dem Zweiten Weltkrieg das Gegenteil der Fall, was weniger daran lag, dass die Leute ihre Verirrung eingesehen hätten, sondern mehr daran, dass der Antisemitismus verloren hatte. Das macht unattraktiv.
Nachdem in der alten Bundesrepublik einige Antisemiten sich durch entsprechende Äußerungen offenbart hatten und in einigen Fällen den berechtigten Ärger einhandelten, wurden der Antisemitismusbegriff und der Antisemitismusvorwurf vom Milieu okkupiert. Ab da ging es nicht mehr darum, Juden vor ihren Feinden zu bewahren, sondern etwas gegen die eigenen Feinde in der Hand zu haben. Davon zeugen Verteidigungssätze wie „Der Verdacht, Antisemit zu sein, kann eine Existenz zerstören“ als Argument gegen einen solchen Vorwurf, wenn er einen aus den eigenen Reihen trifft. Natürlich kann er das, dazu wurde er ja vereinnahmt und so definiert, dass er nur auf jemandem aus dem gegnerischen Lager zutreffen kann. Bei der Begegnung mit einer echten Feindschaft gegen Juden, vielleicht im Hass auf den sie schützenden Staat, will der Kämpfer den Antisemitismus nicht wahrhaben, weil es ihm nicht darum geht, ihn zu erkennen.
Die Verfechter, die nun für Jakob „Augstein“ eintreten, tun das aus dem Motiv, sich das ideologische Konstrukt der Antisemitismuswaffe nicht entreißen zu lassen.
Man könnte meinen, das kommt davon, dass diese Leute nicht wählerisch sind, sobald es gegen Israel geht. Oder dass sie eben intelligenter sind als andere und den Unterschied zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus so fein ziehen, dass andere einfach nicht mitkommen.
Es geht aber in dieser Causa um etwas anderes, nämlich um die im Milieu so wichtige Vereinnahmung des Begriffs.
War Antisemitismus eine geraume Zeit lang eine geradezu politisch korrekte Haltung, zu der man sich offen bekennen konnte, und eine Strömung, manche sagen mehrere, der man sich anschließen konnte oder musste, so war nach dem Zweiten Weltkrieg das Gegenteil der Fall, was weniger daran lag, dass die Leute ihre Verirrung eingesehen hätten, sondern mehr daran, dass der Antisemitismus verloren hatte. Das macht unattraktiv.
Nachdem in der alten Bundesrepublik einige Antisemiten sich durch entsprechende Äußerungen offenbart hatten und in einigen Fällen den berechtigten Ärger einhandelten, wurden der Antisemitismusbegriff und der Antisemitismusvorwurf vom Milieu okkupiert. Ab da ging es nicht mehr darum, Juden vor ihren Feinden zu bewahren, sondern etwas gegen die eigenen Feinde in der Hand zu haben. Davon zeugen Verteidigungssätze wie „Der Verdacht, Antisemit zu sein, kann eine Existenz zerstören“ als Argument gegen einen solchen Vorwurf, wenn er einen aus den eigenen Reihen trifft. Natürlich kann er das, dazu wurde er ja vereinnahmt und so definiert, dass er nur auf jemandem aus dem gegnerischen Lager zutreffen kann. Bei der Begegnung mit einer echten Feindschaft gegen Juden, vielleicht im Hass auf den sie schützenden Staat, will der Kämpfer den Antisemitismus nicht wahrhaben, weil es ihm nicht darum geht, ihn zu erkennen.
Die Verfechter, die nun für Jakob „Augstein“ eintreten, tun das aus dem Motiv, sich das ideologische Konstrukt der Antisemitismuswaffe nicht entreißen zu lassen.
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