Mittwoch, 3. April 2019
Abgestürzt
Eine journalistische Floskel ist die vom Absturz einer Partei in der Wählergunst. Das ist das, was am Wahlabend immer in den nächsten Tagen in den Gremien offen diskutiert werden soll. Doch schon dieses Framing von „Wählergunst“ ist falsch, es vermittelt das Bild, dass sich die Partei beliebt machen solle, aber wenn sie was soll, dann an der Willensbildung des Volkes teilnehmen. Volkswille ist aber schon wieder verfemt.
Die Parteien stürzen nicht in der Gunst ab, sondern in der Qualität.
In der Gunst, im Ansehen, in der Glaubwürdigkeit natürlich auch.
Was sie an Wahlergebnissen zu spüren kriegen, ist eine sehr abgemilderte, abgefederte Form des Absturzes. Denn worin sich der Absturz eigentlich ausdrückt, ist die Wahlbeteiligung, also genauer die Zahl der Nichtwähler, der Menschen, die eine Partei gewählt haben und es nicht mehr tun. Die Parteifunktionäre denken nur immer, die wären lieber zu Hause geblieben oder bei dem schönen Wetter woanders als im Wahllokal, dabei ist daraus ein bewusster Entschluss abzulesen, den die Parteien nicht lesen wollten. Das Parlament wird trotzdem voll, der relative Absturz ist so lange auszuhalten, wie man doch noch mitmachen darf.
Das ganze Potenzial von Hass auf den Wähler wird erst offenkundig, wenn es was Anderes zum Wählen gibt, das spüren die Parteien. Dann sehen sie, dass sie längst abgestürzt sind.
Aber wer will das schon wahrhaben.

... link (1 Kommentar)   ... comment