Freitag, 10. Juni 2022
Wir lasen für Sie ''Der Schlaf in den Uhren''
Wer sich dieses Buch vornimmt, weiß schon wegen der physischen Erscheinung, dass man sich eine andere Art der Urlaubslektüre vornimmt als etwa mit vier Büchern von Charlotte Roche.
Die Rezensenten des Feuilletons waren einig, dass es zu schwer ist und ab der Stelle, wo es um die versuchte Niederschlagung der Revolution in der DDR geht, gar nicht mehr lesbar ist. Das sagt allein was über die Rezensenten.
Es könnte nun ja doch sein, dass bei dem Umfang es dem Autor auch mal unterläuft zu schwelgen. Aber: nein, das geschieht nicht. Es steht nicht mehr da, als drinsteht, auch wenn es über eine längere Stelle um Rasierklingen geht von früher. So ist es, wie wir uns erinnern.
Das meiste steht ohnehin nicht drin. Der Text ist eher ein Abdruck des Geschehens, nicht in gewohnten Strukturen des Erzählens. Dies aber tut der Sache keinen Abbruch. Das ist der eine Fall, wo es funktioniert. Nicht zur Nachahmung empfohlen, aber dieses eine Mal gelingt es.
Es ist nicht im herkömmlichen Sinne eine Fortsetzung von ?Der Turm?, es verzahnt sich mit dem ?Turm?. Die Figuren kommen wieder, mitunter ist es vorteilhaft, man kennt die realen Vorlagen oder weiß, wie Hans Modrow in Dresden gesehen wurde. Wenn nicht, macht es nichts. So wie die Stelle mit Horst Janssen, dem Zeichner, kann man erkennen, wenn nicht, dann nicht, es geht um die Gesellschaft drumherum.
Eine Befürchtung, ohne dass es dafür Sternchenabzug gibt: Beim Turm fanden viele: so war es. Speziell mit der Armee. Kann sein, dass manchen Lesern so etwas fehlen wird.
Die Beschreibung der Macht, ohne sie zu beschreiben, das ist, wie wenn Kafka Zeit gehabt hätte.

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